Von Hanne Allmansberger
Die Karwoche hat ihre eigene Dynamik, schon vor Corona-Zeiten. Der Palmsonntag ist der Tag des
Jubels und der Freude. Jesus zieht als König und Retter in Jerusalem ein.
Er kommt aber demütig und gering und reitet auf einem jungen Esel. Nach Jerusalem ziehen die Menschen bis heute hinauf, denn die Stadt liegt recht hoch im Bergland. Doch dann geht es für Jesus
bergab. Die Karwoche ist eine traurige Woche und wir bereiten uns auf das Leiden und Sterben Jesu vor. Am Gründonnerstag isst Jesus noch mit seinen Jüngern, dann kommt der Verrat, die
Verurteilung, das Kreuz. Auch das Gebet im Garten Gethsemane ganz allein konnte Jesus nicht vor dem Sterben bewahren. Er nimmt sein Schicksal aus Gottes Hand an. Die Jünger sind am Karfreitag
verschwunden. Sie konnten nicht bei ihm bleiben. Sie hatten zu große Angst vor dem eigenen Tod. Das Sterben und der Tod gehören auch zu unserem Leben. Wir Menschen kennen diese Erfahrung. Der
eine mehr, der andere weniger. Weltweit dreht sich im Moment vieles um das neue Corona-Virus. Angst bestimmt für viele Menschen ihr Leben. Abstand ist das Gebot der Stunde. Das ist für uns
moderne Menschen hart. Bis vor kurzem hielten wir uns für unabhängig und eigenständig. Jeder Mensch sei für seine eigene Existenz und für das eigene Wohlergehen verantwortlich. Insgeheim wussten
wir auch schon vor dieser Pandemie, wie sehr wir Menschen bei aller Eigenverantwortlichkeit von Güte und Sorge anderer Menschen leben. Verstörend empfinden viele Menschen, dass Jesus „wegen uns“
gelitten hat und am Kreuz gestorben ist. Doch Jesus ist freiwillig in den Tod gegangen. Der Todesstunde Jesu wird am Karfreitag um 15 Uhr gedacht. Die Glocken läuten zu dieser Zeit. Dann
schweigen sie bis zum Ostersonntag. Stille, Totenstille, maximaler Abstand, Karfreitag, Tag der Klage. Die Verwundbarkeit des Lebens wird uns in dieser Stille bewusst. Wir denken an das Leid
vieler Menschen heute, ob es durch Krankheit, Krieg, Flucht, Not oder Gewalt verursacht wird. Doch dann, nach dem Tag der Grabesruhe, folgt der Ostertag, an dem die Frauen das leere Grab
entdecken und der Engel zu den Frauen sagt: Fürchtet euch nicht! Jesus ist auferstanden von den Toten. (Matthäusevangelium 28). Und bei Johannes lesen wir: Denn also hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Johannesevangelium 3,16). Darum wurde das Kreuz für uns Christinnen
und Christen zum Hoffnungszeichen. In diesem Sinne wünsche ich ihnen Mut, Zuversicht und Geduld für die Zeit des Abstandhaltens und des Rückzuges.
Hanne Allmansberger, Pfarrerin in Nidda
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
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Telefon: 06043-8026-0
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Hintergrundbilder:
Vögel im Winter: © Hilke Wiegers / fundus-medien.de
Winterweg: © Stephan Krebs / fundus-medien.de
Rote Winteräpfel: © Hans Genthe / fundus-medien.de
Fußspuren im Schnee: © Rolf Oeser / fundus-medien.de