Klimagerechtigkeit * Ökumenisches Netzwerk * Klimastreik * Churches for Future
16.03.2021
(Hamburg/Berlin/bfw) - Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen weltweit sind auch Kirchen und kirchliche Einrichtungen als „Churches for Future“ Teil des breiten Bündnisses, das die Forderungen von Fridays for Future nach echter Klimagerechtigkeit und sofortigem und konsequentem Handeln der Politik unterstützt.
Mitglieder des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit haben „Churches for Future“ initiiert, mehr als 80 Landeskirchen, kirchliche Einrichtungen, Dienste und Werke haben diesen Aufruf bereits unterzeichnet. Dort heißt es: „Seit vielen Jahren setzen auch die Kirchen sich für Klimagerechtigkeit ein, aber wir bekennen, dass auch wir noch zu wenig tun und nicht konsequent genug sind in der Umsetzung unserer eigenen Forderungen. Wir beziehen daher den Ruf der jungen Menschen zur Umkehr auf uns und nehmen ihn ernst. Er erinnert uns an Kernaussagen des christlichen Glaubens zur Bewahrung der Schöpfung und zur Solidarität mit unseren Nächsten.“
Unter dem Motto: „Wir sind viele und können Veränderung – Kirchen und Klimagerechtigkeit“ haben die Unterzeichner:innen von „Churches for Future“ ein Video zur Mobilisierung produziert und laden gemeinsam mit den Christians For Future alle Christ:innen ein, selbstkritisch zu sein, sich für Klimagerechtigkeit einzusetzen und die Anliegen des Klimastreiks aktiv und laut zu unterstützen.
Bundesweit beteiligen sich Kirchengemeinden und kirchliche Initiativen am 19. März mit verschiedenen Aktionen wie Andachten, dem Läuten von Kirchenglocken und musikalischen Beiträgen. Mit diesen Aktionen richten die Unterzeichner:innen von „Churches for Future“ den Blick auch schon auf die kommende Bundestagswahl. Sie erwarten von Parteien und politischen Akteuren, Klimagerechtigkeit in den Fokus der Wahlprogramme, des Wahlkampfes und des Handels zu stellen und die Dringlichkeit zur Umkehr aufzuzeigen.
Sabine Minninger, Referentin für Klimapolitik bei Brot für die Welt:
„Alle sind von der Klimakrise betroffen, doch leiden die Menschen des Globalen Südens, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, überproportional stark unter Folgen wie Meeresspiegelanstieg und Stürme. Es ist Zeit zum Handeln! Es muss unser Ziel sein, Menschen nicht nur zu den Streiks zu mobilisieren, sondern sie langfristig für den Einsatz für eine klimagerechtere Welt zu gewinnen.“
Kathrin Schroeder, Referentin für Energiepolitik beim katholischen Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR: „Deutschland muss seine Anstrengungen beim Klimaschutz steigern, um einen fairen Anteil zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal 1,5°C zu leisten. Wir brauchen eine echte Umkehr hin zur treibhausgasneutralen Wirtschaft und erachten daher ein neues Klimaziel von minus 70 Prozent bis 2030 für angemessen, um deutlich vor 2050 treibhausgasneutral werden zu können.“
Christoph Furbach, Referent für Weltkirchliche Aufgaben im Bistum Speyer:
„Wir brauchen ein komplexes Umdenken und neue Leitbilder. So engagieren wir uns für ein ‚Gutes Leben. Für Alle!‘. Damit verbunden sind Fragen wie: Was ist wirklich wichtig im Leben? Wie erreichen wir ein gutes Leben für alle Menschen und Mitgeschöpfe auf unserer einen Erde? Diese Fragen sind zentral für die Kirchen heute. Dazu gehört auch der Aufruf zum Umdenken und Umkehren an alle im globalen Norden, die noch auf Kosten der Menschen im globalen Süden, von zukünftigen Generationen und unserer Natur leben. Dieser Ruf zur Umkehr gilt auch uns selbst in den Kirchen. Wir wollen aufzeigen, dass ein Leben innerhalb der planetarischen Grenzen reich, sinnstiftend und erfüllend sein kann.“
Hintergrund:
In dem 2018 gegründeten Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit haben sich inzwischen rund 70 kirchliche Organisationen und Initiativen, katholische Bistümer, evangelische (Landes)Kirchen, sowie Entwicklungsorganisationen zusammengeschlossen. Auf der Webseite https://www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de/churches-for-future/aktuelles finden Sie geplante kirchliche Aktivitäten für den Globalen Klimastreik und circa eine Woche vor dem Klimastreik das Mobilisierungsvideo „Wir sind viele und können Veränderung – Kirchen und Klimagerechtigkeit“.
Klimabilanz * Klimagerechtigkeit * Corona
16.03.2021
(Berlin/pm) - „Die Klimabilanz 2020 kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Klimapolitik noch weit davon entfernt ist, ihrer Verantwortung für Klimagerechtigkeit nachzukommen. Unsere Treibhausgasemissionen sind im vergangenen Jahr nur so deutlich gesunken, weil die Wirtschaft im Lockdown heruntergefahren wurde. Es wurden viel zu wenig nachhaltige politische Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise ergriffen. Ohne politisches Gegensteuern müssen wir mit einem Jojo-Effekt rechnen: Sobald die Corona-Pandemie vorbei ist, werden die Emissionen wieder steigen.
Mit Pro-Kopf-Emissionen weit über dem globalen Durchschnitt tragen wir in Deutschland noch immer überproportional stark zur Klimakrise bei. Auch mit den aktuellen Klimaschutzzielen leistet Deutschland keinen fairen Beitrag zur Bewältigung der weltweiten Klimakrise, die zunehmend Armut, Hunger und Ungerechtigkeit insbesondere im Globalen Süden verschärft. Deshalb steht die Bundesregierung in der Verantwortung, deutlich mehr zur Eindämmung der Klimakrise beizutragen, um die Globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dazu gehört noch vor der Bundestagswahl das nationale Minderungsziel für das Jahr 2030 von 55 Prozent auf mindestens 70 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 zu erhöhen.“
Hintergrund:
Das Umweltbundesamt hat heute die deutsche Klimabilanz für 2020 veröffentlicht. Die Treibhausgasemissionen sind in Deutschland vor allem infolge eines Einmaleffekts durch die Corona-Pandemie zurückgegangen.
Zur Veröffentlichung der Klimabilanz 2020 haben heute mehr als 80 Organisationen aus den Bereichen Entwicklung, Kirche, Umwelt, Jugend und Soziales, darunter Brot für die Welt, einen gemeinsamen Appell an die Bundesregierung unter http://p376185.mittwaldserver.info/fileadmin/user_upload/Dateien/Daten/Presse/210316_Verb%C3%A4ndeappell_Klimaschutzgesetz.pdf gesendet mit der Aufforderung, die Klimaziele in Deutschland anzuheben und wirksamere Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen.
(Region / Nidda/ Friedberg/red) - „Wie wollen wir leben?“ - unter dieser Fragestellung laden die beiden Evangelischen Dekanate Büdinger Land und Wetterau ein, sich in der Passionszeit Gedanken zu Klimaschutz, zur Bewahrung der Schöpfung und zu eigenen Lebensentwürfen zu machen. In der Zeit vom 17. Februar bis zum 4. April 2021 wollen die Initiatoren beispielhafte Projekte vorstellen, Impulse geben, zum Mitmachen anregen und interessante Online-Vorträge und Gesprächsrunden anbieten.
In den insgesamt sieben Wochen sollen unterschiedliche Themen zur Sprache kommen, die von Ernährung über Erneuerbare Energien, von Aspekten der Mobilität über „bewusst digital sein“ bis zu klimagerechtem Leben reichen. „Die Passionszeit ist die Einladung, sich zu besinnen - über das Leben, den Glauben und wie ich mein geschenktes Leben verstehe. Die momentan andauernde Pandemie lässt viele Menschen ganz grundsätzlich fragen, was im Leben zählt, ob es so weitergehen soll, wie bisher und was sie künftig anders machen wollen“, sagt Dekan Volkhard Guth im Blick auf die Aktion. Er möchte die Aktion beider Dekanate als Einladung verstanden wissen, sich gemeinsam auf Lösungssuche zu begeben, um Belastungen für Natur und Umwelt zu mindern. „Jeder kann seinen Beitrag dazu leisten. “
Zum Auftakt wird es um „Wasser“ gehen. Dabei richtet sich beispielsweise der Blick auf die Wasserversorgung in der Region. „Wir erleben Wassermangel, aber zugleich auch die Unbilden des Wetters mit den verheerenden Auswirkungen durch Überflutungen und ähnliche Phänomene“, sagt Öffentlichkeitsreferent und Theologe Gert Holle. „In Gesprächen mit verantwortlichen Politikern, Forstleuten und Wasserexperten wollen wir Möglichkeiten ausloten, wie wir unsere Zukunft lebensfreundlich gestalten können.“ Holle weist auf einen Online-Vortrag zum Start der Passionszeit am 17. Februar hin, in dem sich Prof. Dr. Sven Linow von der Hochschule Darmstadt mit dem virtuellen Wasserverbrauch befasst. Veranstalter ist das Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung, das die zeitgleich von sechs Bistümern und Landeskirchen zum fünften Mal ausgerichtete Aktion „Klimafasten“ begleitet.
„Als evangelische Christen verstehen wir den Auftrag Gottes, die Erde zu bewahren und zu bebauen, als Auftrag für die Bewahrung der Schöpfung, für das Eintreten für Gerechtigkeit und für den Erhalt von Frieden“, sagt Rita Stoll, Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung. Und Markus Christ, Pfarrer in Langenbergheim, ergänzt: „In einem Positionspapier haben wir im Büdinger Land vor geraumer Zeit unsere Verantwortung für ein gelingendes Leben in unserem gemeinsamen Haus Erde unterstrichen – für uns, für unsere Nächsten und für die nachfolgenden Generationen. Wir wollen und können nicht schweigen, wenn wir den Einklang von Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfung gefährdet sehen. Das gilt nach wie vor.“
In der jüngeren Vergangenheit haben sich Verantwortliche der beiden Dekanate kritisch und aktiv gezeigt, wenn gewohnte Lebensräume Konsumbedürfnissen geopfert werden sollten. Zum Beispiel sind beide Dekanate gemeinsam mit Vertretern aus dem Umwelt- und Naturschutz und der Landwirtschaft Gründungsmitglieder des Aktionsbündnisses Bodenschutz Wetterau, das sich kritisch in die Diskussion um die Ansiedlung von Logistikhallen in der Wetterau eingebracht hat.
Mit dem Netzwerk Wetterau im Wandel benennt Wolfgang Dittrich, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Wetterau, ein weiteres wichtiges Netzwerk, in dem sich das Dekanat Wetterau gemeinsam mit Initiativen der Nachhaltigkeit für einen sozialökologischen Wandel in der Wetterau einsetzt. „Als Kirche geht es uns darum, sozialökologische Alternativen zu unserem bisherigen Handeln aufzuzeigen. Wir wollen dazu ermutigen, dass jede und jeder sich mit seinen Möglichkeiten für eine Veränderung unserer Lebensweisen und Konsumgewohnheiten einbringt.“
„Klimafreundlich und gesund kochen“ lautet die Devise einer Beitrags-Reihe auf Instagram, die in diesen Wochen gestartet und darüber hinaus regelmäßig einmal monatlich fortgesetzt werden soll. Die Idee dazu hatten die Wetterauer Jugendreferentin Ulrike Martin und Praktikantin Sophie Reinhard. Auch die evangelische Jugend im Büdinger Land wird sich mit kreativen Aktionen an der Initiative beteiligen.
Die zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen sind mit einem neu gestalteten Symbolbild verknüpft, das die Wetterauer Öffentlichkeitsreferentin Anna-Luisa Hortien kreiert hat. „Wir wollen die Erkennbarkeit unseres Engagements für einen sozialökologischen Wandel dadurch schärfen. – So werden die einzelnen Angebote und Veranstaltungen in der lokalen Presse, im Internet und auf unseren Social-Media-Kanälen leichter zu finden sein. Auch in den Sozialen Medien wird es Mitmachangebote und ähnliches geben – und natürlich immer wieder neue Anregungen.“ Bei manchen Veranstaltungen ist eine Voranmeldung nötig, deswegen lohnt sich der regelmäßige Blick auf die Dekanatsseiten dekanat-buediger-land.de und www.wetterau-evangelisch.de.
11.05.2020
(Berlin/Osnabrück/pm) - Fast drei Fünftel aller Bundesbürger sind sich sicher, dass die langfristigen Auswirkungen der Klima-Krise gravierender sind als die der Corona-Krise. Sie wünschen sich, dass wissenschaftliche Erkenntnisse stärker für politische Entscheidungen herangezogen werden. Sie schätzen einen Staat wert, der mit Krisen fertig wird und haben im Licht von COVID-19 nicht nur gelernt, wie ihnen Freunde, Familie und Mobilität gefehlt haben, sondern auch, was ihnen Natur und regionale Produkte bedeuten. – Das sind einige Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der forsa Politik- und Sozialforschung (Berlin) unter 1.029 Bundesbürgern ab 14 Jahren. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatte den DBU-Umweltmonitor Corona-Folgen in Auftrag gegeben, um mit Blick auf ihrer Förderarbeit mehr über die Sichtweisen und Bewertungen der Bundesbürger zu den Folgen der Corona-Krise für die Umwelt zu erfahren.
93 Prozent für stärkeren Einfluss der Wissenschaft auf Politik
59 Prozent der Bürger glauben, dass die Klima-Krise langfristig gesehen größere Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft haben wird als die Corona-Krise. 23 Prozent schätzen die langfristigen Folgen beider Krisen gleich hoch ein. 17 Prozent meinen, die Auswirkungen der Corona-Krise würden langfristig größer sein. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Die Menschen haben ein gutes Gespür dafür, dass konsequentes Engagement für den Klimaschutz keinen Aufschub duldet. Die Dimension des Problems sehen sie auch angesichts aktueller Krisen als gewaltig an. Zugleich ist das auch ein dringender Appell, Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften zusammen zu denken.“ Wenn zukünftig etwa zu Fragen des Klimaschutzes – ähnlich wie bei der Corona-Krise – in den politischen Entscheidungsprozess die Meinungen und Analysen der Wissenschaft stärker einbezogen würden als bisher, fänden das 93 Prozent gut oder sogar sehr gut.
Investitionsprogramme sollen regionalen Mittelstand und Gesundheitssystem stärken
Was erwarten die Bundesbürger von den staatlichen Investitionsprogrammen im Zusammenhang mit der Corona-Krise? 94 Prozent halten es für wichtig und sehr wichtig, die regionale Wirtschaft und den Mittelstand (92 Prozent) zu stärken. Aber mindestens gleich wichtig ist es ihnen, das Gesundheitssystem gestärkt zu sehen (94 Prozent), aber – mit Abstufungen – auch die soziale Gerechtigkeit (89 Prozent), den Umwelt- und Klimaschutz (86 Prozent) und das Artensterben (82 Prozent) nicht aus den Augen zu verlieren. Dass mithilfe der geplanten großen staatlichen Investitionsprogramme Innovationen gefördert werden, ist für 83 Prozent sehr wichtig und wichtig. Die unter 30-Jährigen halten es seltener als Ältere für sehr wichtig, dass bei den Investitionsprogrammen die regionale Wirtschaft gestärkt und die soziale Gerechtigkeit gefördert werden.
Produkte regionaler Firmen und Aufenthalt im Grünen hoch im Kurs
Und welche Lehren hat Deutschland aus der Corona-Pandemie gezogen? Sieben von zehn Bürgern haben vor allem persönliche Treffen mit Freunden und Familie gefehlt, 59 Prozent vermissten ihre uneingeschränkte Mobilität. Aber 49 Prozent lernten auch Informationen von unabhängigen Wissenschaftlern zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen schätzen. Für 46 Prozent mehr als „vor Corona“ stehen jetzt Bewegung und Sport im Freien höher im Kurs als vorher, für je 44 Prozent, Produkte regionaler Firmen zu kaufen oder Grünanlagen, Parks und Kleingärten nutzen zu können.
Homeoffice etabliert – Geschäftsreisen bald Auslaufmodell?
Doch nicht nur die Lebens-, auch die Arbeitsbedingungen werden sich nach dem DBU-Umweltmonitor Corona-Folgen ändern. So meinen fast drei Viertel der Bürger (73 Prozent), dass das in der Krise verstärkt genutzte Homeoffice, das Arbeiten von zu Hause aus, zukünftig einen festen Platz in der Arbeitswelt haben sollte. Die unter 30-Jährigen, die die Digitalisierung eher als Chance sehen, meinen das noch eher als die digitalisierungskritischeren Älteren. Geschäftsreisen sind nach den forsa-DBU-Zahlen sogar bald komplett ein Auslaufmodell. Besprechungen und Konferenzen sollten nach Auffassung von 86 Prozent auch nach der Corona-Krise verstärkt per Video oder Telefon fest in die Arbeitswelt integriert werden.
Ausbau erneuerbarer Energien verstärkt vorantreiben
Die Energie, die wir für unser privates und berufliches Leben benötigen, sollte dabei verstärkt aus erneuerbaren Quellen stammen, auch um weniger Öl und Gas aus anderen Ländern einführen zu müssen und so in jeder Situation auch unabhängig zu bleiben. Jedenfalls fände es eine große Mehrheit von 78 Prozent wichtig, wenn in Deutschland der Ausbau der erneuerbaren Energien jetzt verstärkt vorangetrieben würde. Der DBU-Umweltmonitor Corona-Folgen steht hier zum Download parat: www.dbu.de/coronafolgen
30.03.2020
(Berlin/renn) - Wasser ist kostbar. Wir verschwenden dennoch viel davon, unser Konsum sorgt für hohen
Wasserverbrauch und -verschmutzung. Doch worauf muss ich achten, um weniger zu verbrauchen? Und darf ich aktuell überhaupt Leitungswasser trinken? Unter www.nachhaltiger-warenkorb.de informieren die Regionalen Netzwerkstellen Nachhaltigkeitsstrategien, wie die
Verbraucherinnen und Verbraucher Wasser sparen.
Kann ich ohne Bedenken Wasser aus der Leitung trinken?
Wasser aus der Leitung kann auch in der aktuellen Corona-Lage bedenkenlos genossen werden. Denn Leitungswasser wird in Deutschland laufend streng kontrolliert, ist kostengünstig und jederzeit verfügbar. Wasser in Flaschen kaufen und lagern lohnt sich auch aktuell nicht. Leitungswasser hingegen spart neben dem Geldbeutel auch unnötige Transportwege und viel Müll.
Wie viel Wasser verbrauchen wir?
Wir verbrauchen mehr Wasser als offensichtlich ist: Der Wasserverbrauch pro Kopf liegt in Deutschland bei rund 120 Litern am Tag, zum Waschen, Putzen und Trinken.
Hinzukommen täglich 3 900 Liter virtuelles Wasser (Stand 2017). Der Großteil davon wird für die Bewässerung von Obst, Gemüse und Getreide benötigt, aber auch zur Kühlung energieintensiver
Industrieanlagen. Besonders problematisch wird es – abgesehen von schädlichen Abwässern – immer dann, wenn ein Produkt in einer trockenen, wasserarmen Region viel Trinkwasser verschlingt. Dies
ist zum Beispiel bei Erdbeeren aus Südspanien der Fall. Grundsätzlich gilt als Faustregel: Je mehr Wasser ein Produkt verschlingt, desto problematischer ist es.
Was verbraucht am meisten Wasser?
Vor allem der Verzehr von Fleisch und importierten Lebensmitteln, wie Südfrüchten, benötigt in den Herkunftsländern häufig große Mengen an Wasser. Das hierfür
benötigte Wasser ist für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht sichtbar und wird daher auch als „virtuelles Wasser“ bezeichnet. Virtuelles Wasser setzt sich aus verbrauchtem Leitungswasser,
Regenwasser und der Wassermenge zusammen, die nötig ist, um entstandene Produktionsabwässer auf ein unschädliches Maß zu verdünnen. Das ist bei einigen Produkten eine ganze Menge, allein für ein
T-Shirt 2 500 Liter, 1 Stück Schweinesteak verbraucht 1 200 Liter, 1 Tafel Schokolade 1 700 Liter. Wer seinen Wasser-Fußabdruck reduzieren möchte, sollte saisonale und regionale Lebensmittel
bevorzugen, Bio-Lebensmittel kaufen, Verschwendung von Lebensmitteln vermeiden und weniger Fleisch essen.
Welche Produkte belasten den Wasserkreislauf?
Viele Pflegeprodukte, wie z. B. Peelings oder Zahnpasta, beinhalten feinste Plastikpartikel und belasten damit die Gewässer. Auch in der Modeindustrie spielt Wasser eine große Rolle. Neben dem immensen Wasserverbrauch für Textilien aus Baumwolle, ist vor allem auch Mikroplastik aus Kunstfasern ein Problem. Funktions- bzw. Outdoorkleidung sowie Mikrofasertextilien geben beim Waschen Mikroplastik ins Wasser ab. Als Alternative zum Neukauf kann Kleidung getauscht oder Secondhand gekauft werden. Bei Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln sollte auf ökologisch abbaubare Inhaltsstoffe geachtet werden und auch darauf, Produkte immer ganz aufzubrauchen sowie auf keinen Fall in der Toilette zu entsorgen.
Wie spare im Wasser im Alltag?
Um im Alltag, nicht nur in Bezug auf den Wasserverbrauch, nachhaltiger zu handeln, ist es am sinnvollsten, weniger neu zu kaufen und Gebrauchsgegenstände so lange
wie möglich zu verwenden. Auf den Gebrauch der stark umweltbelastenden Aluminiumfolie sollte am besten gänzlich verzichtet werden. Statt eines Vollbads lieber die Dusche wählen, Wasser nicht
unnötig laufen lassen und wassersparende Düsen an Wasserhähnen installieren – all das sind gute Maßnahmen, um den persönlichen Wasserverbrauch zu reduzieren.
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Nachhaltig konsumieren ist heute schon möglich: Wie es geht, zeigt „Der Nachhaltige Warenkorb“ der RENN. Der Einkaufsführer weist auf
nachhaltige Konsumalternativen hin und gibt mit Faustregeln Orientierung für konkrete Konsumentscheidungen zu Lebensmitteln, Reisen und Mobilität, Wohnen und Bauen, Haushalt und Elektronik, Mode
und Kosmetik.
Die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) wurden 2016 auf Initiative des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ins Leben gerufen. Ein neues Netzwerk von insgesamt 20 –
vornehmlich zivilgesellschaftlichen – Akteuren aus allen 16 Bundesländern, gegliedert in vier Netzstellen. Ihr Ziel: Die Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland vorantreiben. Vom Bund
finanziert, von den Ländern benannt und bei der Projektdurchführung unabhängig, können die RENN dabei über die politischen Ebenen hinweg Akteure miteinander vernetzen, wie dies in einem föderal
organisierten Staat sonst kaum möglich ist. Das Projekt wird von der Bundesregierung zunächst für fünf Jahre gefördert. Für die Gesamtkoordination ist eine Leitstelle in der Geschäftsstelle des
RNE eingerichtet.
RENN.süd ist die Regionale Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien für Süddeutschland. Sie trägt das Thema „Nachhaltig leben“ durch die Unterstützung zivilgesellschaftlicher Akteure und Aktivitäten in die Breite. Themenschwerpunkt von RENN.süd ist „Nachhaltiger Konsum“.
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Autor: Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN); zusammengestellt von Gert Holle - 30.03.2020
12.12.2019
(Wetteraukreis/sp) – „Mission Klima“ ist ein seit mehreren Jahren laufendes Projekt im Diakonischen Werk Wetterau. Mit wechselnden Schwerpunkten werden Mitarbeitende für ressourcen- und klimaschonendes Verhalten sensibilisiert. Abläufe und Gewohnheiten im Arbeitsalltag werden verändert. Bei einer dienstlichen Versammlung des Diakonischen Werks Wetterau (DWW) in Bürgerhaus Blofeld referierte Christian Weigand am 5. Dezember vor knapp neunzig Mitarbeitenden über die Probleme, die der Plastikmüll verursacht. Eckhard Sandrock, Leiter des DWW, und Mathias Koch, Bereichsleiter in Friedberg, initiierten diese Veranstaltung zur Unterstützung der Mission Klima 2019/2020 im DWW. In allen Dienstorten sind die Mitarbeitenden derzeit besonders aufgerufen, Plastikmüll zu vermeiden.
Christian Weigand studierte Betriebswirtschaft sowie Umwelt- und Ressourcenökonomie in Marburg und Kiel. Er widmete sich der Gesundheit der Meere und gründete nach seiner Masterarbeit zur nachhaltigen Entwicklung der Meere die Organisation blue awareness. Dies bedeutet blaue Achtsamkeit, Blau bezieht sich auf die Meere. Seinen Vortrag beginnt er ungewöhnlich – er schickt die Zuhörenden mit Musik auf eine gedankliche Reise, zu einem stillen Morgen am Meer und zum Surfen in den klaren Wellen. Jeder soll persönlich berührt sein, eine Freude am Meer fühlen. Dann zeigt er aufwühlende Bilder. Eine Robbe, die in einem Six-Pack Ring eingeschnürt aufwächst (die meisten Wasserlebewesen können nicht rückwärts schwimmen, um sich zu befreien), der Inhalt des komplett mit Plastik gefüllten Magens eines verhungerten Albatross-Kükens, eine Meeresschildkröte mit einem Strohhalm tief in der Nase und Strände mit endlosen Plastikmüllbergen. Weigand möchte Menschen berühren und ihre Gefühle ansprechen, um sie zu Taten zu bewegen. Denn er stellte fest, dass das – vom Grundschulkind bis zum Erwachsenen – vorhandene Bewusstsein über die Probleme mit dem Plastikmüll bisher keine Änderung zum Positiven bewirkt hat. Offensichtlich berühren uns Zahlen nicht. Zu erfahren, dass fünf Trillionen Plastikteile (eine Fünf mit achtzehn Nullen) in den Meeren schwimmen, bewirkt keine persönliche Betroffenheit. Das Problem scheint zu groß, der eigene Einfluss zu klein. Weigands Gegenargument ist, dass wir alle Teil des Problems sind und genau deshalb auch etwas ändern können.
Die Meere scheinen uns Menschen in der Wetterau weit weg. Weigand informiert aber über die große Wichtigkeit der Meeresgesundheit für alle Menschen, an Küsten genauso wie im Landesinneren. Er nennt die Bedeutung des Meeres als Nahrungsquelle, die Wirkung auf das Klima, auf unser Wetter und unsere Unwetter, den Sauerstoff, der zu siebzig Prozent von den Meeresalgen stammt. Weigand beschreibt die Folgen der Überfischung, der CO2-Last, die das Meer aufnimmt und der Überdüngung.
Die Mitarbeitenden des DWW lernen im Vortrag, dass das größte Plastikfeld im Meer, das Northern Pacific Garbage Patch zwischen Japan und Kalifornien, so groß ist wie die Fläche von Deutschland, Spanien und Frankreich zusammen. Deutschland hat jahrelang 850 Tausend Tonnen Gelbe Säcke nach China exportiert. Seit China es wegen der zu schlechten Sortierung nicht mehr annimmt, wird unser Müll nach Thailand und Indonesien exportiert. Es wird als verwertbarer Rohstoff/Brennstoff gekauft - unter den Arbeitsbedingungen und Preisen ist es dort kostengünstiger zu recyclen als hier. Durch Überlastung ist das dortige System jedoch nicht sehr effizient und verursacht soziale und ökologische Probleme. Vieles gelangt dann ins Meer, so dass achtzig Prozent der Teile im Strandmüll tatsächlich Teile aus unserem Alltag sind – Tüten und Plastikflaschen, Zahnbürsten, Strohhalme, Kleidungsstücke. Im Meer baut sich Plastik nur in sehr langen Zeiträumen zu Mikroplastik ab, das heißt, es verschwindet nie mehr ganz. Ein Sixpack-Ring hält sich vierhundert Jahre im Meer.
Die Handlungsanleitung zum Entgegenwirken beschreibt Christian Weigand mit den drei Worten reduce, re-use, recycle – also Plastikmaterialien vor allem zu reduzieren, Dinge aus Plastik so lange und vielseitig wie möglich wieder zu verwenden und schließlich den Plastikmüll im Kreislauf wieder zu verwerten. Zum Plastik-Reduzieren empfiehlt er, sich einen Punkt zu suchen, den man ändern kann, sich die Änderung zwei Monate anzugewöhnen und dann einen weiteren Punkt zu ändern. Die Mitarbeitenden des DWW tauschten sich aus über Ideen, im (Arbeits-) Alltag Plastik zu vermeiden und eine große Mehrheit sagte zu, diese wirklich umzusetzen.
Christian Weigand bietet Vorträge und Projekte zur Plastikmüllvermeidung für Erwachsene und Schüler. Kontakt zum Referenten erhalten Interessierte über chris@blue-awareness.com und zum Diakonischen Werk Wetterau über info@diakonie-wetterau.de.
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
E-Mail: Verwaltung
Telefon: 06043-8026-0
Fax: 06043-8026-26
Hintergrundbilder:
Vögel im Winter: © Hilke Wiegers / fundus-medien.de
Winterweg: © Stephan Krebs / fundus-medien.de
Rote Winteräpfel: © Hans Genthe / fundus-medien.de
Fußspuren im Schnee: © Rolf Oeser / fundus-medien.de