(ALTENSTADT/asl) - Weder die Posaunen von Jericho noch der anhaltende Beifall nach dem Benefizkonzert von Kirchenchor, dem Gospel- und dem Posaunenchor brachten die Mauern der evangelischen St. Nikolai Kirche in Altenstadt zum Einsturz. Marode an ist allerdings das Dach der Kirche. Und für dessen Sanierung gestalteten die Sänger, Sängerinnen und Musiker der evangelischen Kirchengemeinde diesen Abend.
Pfarrer Klaus Willms ging in seiner Begrüßung, zu der er einen Bauhelm aufsetzte, kurz auf den Sachstand ein. Im Herbst kämen noch einmal Turmkletterer, um grobe Schäden am Dach winterfest zu machen. „Die Ziegel klappern bei Sturm schon deutlich hörbar“, machte er die Notwendigkeit der Sanierung deutlich. Im Frühjahr 2019 sollen die Bauarbeiten dann beginnen. Vor allem das Dach des gotischen Westturms, der aus dem 15. Jahrhundert stammt und als achteckiger Spitzhelm mit vier Ecktürmchen gebaut wurde, hat eine Renovierung nötig. Die Kostenschätzungen für die Dachsanierungen belaufen sich auf rund 600 000 Euro. Den Hauptanteil zahlt die evangelische Kirche Hessen Nassau. Einen Eigenanteil von rund 150 000 Euro muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen.
„Gemeinsam retten wir den Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert“ – unter diesem Motto stand deshalb auch der Auftritt der beiden Chöre und der Posaunenspieler. Die Liebe Gottes, die Nächstenliebe, Texte aus dem Johannes Evangelium wie auch ein vertontes Vater Unser waren Inhalt des Konzerts, charmant moderiert von Ruth Woelke von den Rainbow Gospel Singers und Michael Ludwig, der im Kirchenchor und im Posaunenchor mitwirkte.
Den Auftakt gestaltete der Gospelchor unter Leitung von André Brandner mit „Surround me, oh Lord“. Dafür hatten sich die Sänger im Gotteshaus verteilt um die Symbolkraft des Stückes zu unterstreichen. „Umgib mich Gott, sei unter uns, wenn wir gemeinsam singen“, erläuterte Woelke den Text. Zu „Deeper than the Ocean“ lieferte der Chor noch eine passende Choreografie mit. Mitsingen war erwünscht bei „I will sing“ und „Swing low“, längst ein Klassiker im Repertoire der Rainbows, bei dem Berthold Weih als Solist überzeugte. Die Freude darüber, Gott zu preisen, kam bei „Lord I lift your Name high“ zum Ausdruck und ein Medley bekannter Gospel darf bei einem solchen Konzert nicht fehlen.
Der Kirchenchor unter der Leitung von Susanne Ludwig wählte für den ersten Teil seines Auftritts das „Ubi Caritas“ in verschiedenen Arrangements, unter anderem auch als Kanon, aus. Michael Ludwig bezeichnete das mittelalterliche Gebet, dass zur Nächstenliebe auffordert, als einen Evergreen der Kirchenmusik.
„Also hat Gott die Welt geliebt“ in zwei Versionen arrangiert, faszinierte das Publikum ebenso wie das „Bist zu uns wie ein Vater“, dem Vater Unser in einer modernen Vertonung. Andächtig lauschten die Zuhörer dem Choral „Wohl mir, dass ich Jesum habe“, komponiert von Johann Sebastian Bach. Hier brillierte Anne Ludwig als Begleitung an der Querflöte. Das Urvertrauen in höhere Mächte besang der Kirchenchor zu „You raise me up“. Der Posaunenchor mit Susanne Ludwig (Altposaune), Caroline Morwinsky (Tenorposaune) und Michael Ludwig (Bassposaune) trat mit Stücken aus dem 17. Jahrhundert, geschrieben von Daniel Speer und Samuel Scheidt, auf, die ursprünglich für Barockposaune gedacht waren, wie Michael Ludwig erklärte. Außerdem spielte das Trio noch “Scarborough fair“ wie auch das bekannte Spiritual „Joshua fit the battle of Jericho“.
Krönung des Konzerts waren die von beiden Chören interpretierten Lieder. Neben Enyas „Only Time“ bildete der gemeinsame Auftritt mit „Du bist heilig“ und „Möge die Straße“ zum Abschluss des Konzerts einen weiteren Höhepunkt. Die Mischung aus weltlichen und geistlichen Werken, engagiert und gleichermaßen einfühlsam von den Sängern und Sängerinnen dargeboten, kam beim Publikum sehr gut an, und wurde mit viel Beifall belohnt.