(Büdingen/ka). Es ist oft von Gottvertrauen die Rede. Einfach mal den Dingen ihren Lauf lassen und die Zügel aus der Hand geben. Das schafft Platz für neue Gedanken, macht anderen Mut, sich einzubringen, und manch glückliche Fügung gesellt sich dazu.
So wie jetzt im Café "La Porta". Seit einigen Monaten hat die evangelische Kirchengemeinde Büdingen die Räume angemietet. Auf der Suche nach der Bestimmung kreisten viele Ideen. Man hatte sich für einen ungewöhnlichen Weg entschieden: Sich eben nicht auf eine Zielgruppe zu fokussieren, sondern sich zu öffnen. Nun ist ein vielseitiges Initiativ- und Begegnungscafé entstanden. Für alle, die sich für eine friedliche, demokratische, überkonfessionelle und multikulturelle Gesellschaft einsetzen, steht es kostenlos zur Verfügung. Politische Parteien oder kommerzielle Interessen sind allerdings ausgenommen.
Etwa 30 Freunde der evangelischen Kirche saßen an den Tischen. Eine erwartungsfrohe Anspannung war zu spüren. Petra Kalbhenn, Vorsitzende der Main-Kinzig- und Oberhessen-Stiftung, war gekommen und hatte einen symbolischen Scheck über 5000 Euro mitgebracht. Für die "La Porta"-Ideengeber bedeutet dies ein großes Stück Sicherheit.
Zuvor gab der Blick in die Spendenwutz für den laufenden Betrieb die Richtung an. Die Helfer waren unter anderem mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt aktiv und hatten in der Kirche Kaffee und Kuchen verkauft. Doch jetzt mit 5000 Euro "öffnen sich ganz andere Türen", freute sich Pfarrer Andreas Weik. "Wir wissen das sehr zu schätzen und werden sorgsam damit umgehen."
In der Praxis heißt das, weiterhin nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit und Sparsamkeit zu verfahren. Denn das "La Porta" ist auch eng verzahnt mit der "Brauch-Bar", dem Kostenlosladen in der Bahnhofstraße, der auch ein Ort für ein nachhaltiges Wirtschaften ist. Überhaupt hat sich seit der Eröffnung im November einiges getan: Montagabends hat das interkulturelle Begegnungscafé geöffnet. Zudem helfen immer wieder Bewohner des Wohnheims der diakonischen Einrichtung Hephata "Im Bachmichel" im "La Porta" und wollen sich 14-tägig dort treffen. Donnertagabends bietet die Jugendberatung und Jugendhilfe (JJ) einen offenen Jugendtreff im "La Porta" an. Präsent ist ebenfalls der Verein "Lacrima", deren Vertreter an jedem vierten Mittwoch im Monat Familien nach Trauerfällen eine Anlaufstelle bieten. Mit im Bunde ist zudem der Verein "Helping Hands". Sein Vereinsziel ist, dass sich Migranten kennenlernen und gegenseitig unterstützen. Auch einen Kreativ-Treff, initiiert von der "Brauch-Bar", gibt es im "La Porta". Dort werden Ideen gesammelt und umgesetzt, um Dinge, die normalerweise weggeworfen werden, wieder zu reparieren oder aufzuwerten. Mit von der Partie sind auch Gäste aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung.
Weitere Gedanken kreisen unter anderem um ein Erzählcafé, ein "Upcycling"-Kreativworkshop, ein Brunch nach dem Gottesdienst, ein Gemeindefest, einen alternativen Stammtisch "Anders leben" oder ein Café "Mundial". Dort ist gemeinsames Kochen mit verschiedenen Gruppen geplant. Das "La Porta", was übersetzt Türe oder Pforte heißt, ist barrierefrei - und das vor allem in den Köpfen der Helfer. Für Gruppen, die sich dort in der Vorstadt treffen möchten, stellt die Kirchengemeinde Getränke, fair gehandelten Kaffee und Tee, Apfelsaft und Mineralwasser aus der Region in Glas-Mehrweg-Flaschen kostenfrei zur Verfügung.
Zu so einem Projekt gehöre auch Mut, betonte Dekanin Sabine Bertram-Schäfer vom Dekanat Büdinger Land. "Dass so viele Menschen, Jung und Alt, aus verschiedenen Nationen zusammenkommen und hier Leben gestalten, ist genau das, was wir brauchen. Nur so können wir ein Leuchtfeuer in der Stadt sein." Für den Kirchenvorstand ist das "La Porta" ein Schritt, um die Risse in der Gesellschaft zu überwinden.
Dinge langfristig bewahren und dem demografischen Wandel entgegenwirken, ist das Ziel der Main-Kinzig- und Oberhessen-Stiftung. Das Projekt passe gut zu den Zielen der Stiftung, verdeutlichte Petra Kalbhenn "Man versucht hier, Menschen miteinander zu verbinden, Jung und Alt und aus den verschiedensten Lebenssituationen." Sie habe einen Eindruck erhalten, mit welcher Begeisterung die Helfer im "La Porta" am Werk seien. Und damit die Gewissheit, dass die Hilfe auf fruchtbaren Boden falle.