Büdingen

Der Mensch ist keine Nummer

Von Monika Eichenauer

 

 

(BÜDINGEN/ka) - "Bei deinem Namen genannt, Maria" lautet die Ausstellung, die jetzt in der evangelischen Marienkirche zu Büdingen gezeigt wird. Die Schau ist Teil des Ersten Europäischen Kulturerbejahres. Für den deutschen Beitrag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schirmherrschaft übernommen. Die Ausstellung wird in jedem Bundesland lediglich an einem Ort präsentiert und läuft etwa sechs Wochen. Und wie es der Zufall so will: Für Brandenburg ist die Sankt-Marienkirche in Herzberg an der Elster ausgewählt worden, also das spätgotische evangelische Gotteshaus der Büdinger Partnerstadt. Dort wird die Ausstellung am 2. Mai eröffnet.

 

Auch in den Marienkirchen in großen Städten wie Berlin, Hamburg, München, Bonn und Bremen wird die Ausstellung vorgestellt, parallel dazu in Nikolauskirchen, denn auch um diesen Namen und seine Variationen geht es. Konzipiert hat die sehenswerte Schau Klaus-Martin Bresgott vom Kulturbüro der evangelischen Kirche Deutschland in Berlin. Er war auf die Büdinger Gemeinde gekommen, weil er sie bei einem früheren Besuch schon kennengelernt und sich an den großen, hellen Chorraum erinnert hatte.

 

Bresgott gab zur Vernissage eine Einführung zu Idee und Impuls des Projektes, das zur Weiterbeschäftigung damit anregen will. Viele Länder hätten zum Ersten Europäischen Kulturerbejahr Gebäude angemeldet, "aber wir wollten mit den Namen Maria und Nikolaus und ihren unterschiedlichen Formen etwas Lebendiges. Die Namen, das sind Menschen, das sind wir. Dazu kam die Verbindung zu den Kirchen - sie sind Gemeinschaften von Menschen und sie sind als Gebäude Versammlungsräume für Menschen". Wenn sie einen Namen tragen, nach einem Heiligen oder einer biblischen Person benannt sind, "stiften sie darüber hinaus als Kulturraum noch Identität, die mit diesem Menschen verbindet und mit der Stadt, mit der Region", sagte Bürgermeister Erich Spamer.

 

Klaus-Martin Bresgott ergänzte: "Wir sind heute meistens mit oder als Nummern unterwegs, im Ausweis, bei der Bank, beim Finanzamt, in der Firma beim Einloggen, bei der Krankenkasse und und und, aber nicht mit unserem Namen. Doch unsere Identität bekommen wir nicht über Nummern, sondern über unseren Namen." Er erläuterte darüber hinaus: "In der Wahrnehmung des Gegenübers verbindet sich der Name mit der Person an sich, ihrer eigenen Art, Ausstrahlung und Rolle."

 

Darauf ging auch der Büdinger Pfarrer Andreas Weik in seiner Begrüßung der Gäste ein und führte aus: "Namen benennen ein Individuum, zeichnen auch etwas vor und bezeichnen eine Zugehörigkeit." Er bezog sich zudem auf das Bibelwort im Buch des Propheten Jesaja: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein (Kapitel 43, Vers 1)."

 

Die Ausstellung in deutscher und englischer Sprache ist zusammengesetzt aus lauter Umzugskartons, die auf zwei Seiten mit Texten zu den Themen wie "Impuls und Idee", "Name und Erbe", "Kultur und Identität", "Nomen est Omen", "Heimat und Mensch", "Maria - Mutter Jesu" beschriftet sind, ebenso mit Variationen der Namen Maria und Nikolaus. Dieses Konzept ist wohl durchdacht. Wie Bresgott erläuterte, sind die Kartons, die sonst weggeworfen würden, einem neuen, kulturellen Zweck zugeführt worden. Zudem gewinnt die Schau so an Flexibilität, denn die leichten Kartons können umgestellt werden.

 

Musikalisch begleitete die Vernissage die Büdinger Mezzosopranistin Katharina Padrok wunderbar mit Liedern zu Maria von Max Reger, Johannes Brahms und Reinhard Schwarz-Schilling, dem Vater von Christian Schwarz-Schilling, dem früheren Bundespostminister. Behutsam begleitete Dekanatskantorin Anne Schneider die Sängerin.