BÜDINGEN

Mit einem Lächeln auf den Lippen

 

KIRCHENMUSIK: Mit „Rom: Musik – Lesung – Bilder“ leitet Kantorin Barbara Müller zum letzten Mal Konzert in Marienkirche

 

 

(BÜDINGEN/co) - Mit einem überaus gelungenen Konzert unter dem Titel „Rom: Musik – Lesung – Bilder“ in der Marienkirche zu Büdingen verabschiedete sich Dekanatskantorin Barbara Müller als Leiterin wunderbarer Aufführungen geistlicher Konzerte mit Chorgesang und Instrumentalmusik. Zwar wird am kommenden Sonntag bei ihrer offiziellen Verabschiedung – zusammen mit der von Pfarrerin Ina Petermann – im Gottesdienst noch einmal unter ihrem Dirigat gesungen, aber dann geht die virtuose Kirchenmusikerin aus Leidenschaft in den wohlverdienten Ruhestand.

 

Für das Rom-Konzert hatte sie zusätzlich zur Regionalkantorei des Dekanats Büdinger Land und dem Frauenensemble „toninton“ den exzellenten Countertenor Andreas Pehl und einige ausgezeichnete Büdinger Musiker engagiert. Pehl hatte auch die Moderation und Lesungen aus seinem Buch „Rom – eine musikalische Entdeckungsreise“ übernommen. Die Fotos von Rom, die auf der Leinwand gezeigt wurden, stammen von Martina Wäss. Die Zuhörer unternahmen mit Pehl, den Chören und den Musikern einen musikalischen Streifzug durch die Ewige Stadt. Dabei waren Kompositionen aus fünf Jahrhunderten zu hören, allen voran von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 bis 1594), „dem großen Vater der Kirchenmusik“, so Pehl. Hintergrund des Konzerts war eine Reise der Kantorei nach Rom unter seiner Leitung im Oktober 2015. Dort wurden Lieder dieser Komponisten gesungen. Daraus war die Idee entstanden, „Rom nach Büdingen zu holen“. Das ist gelungen – mit Musik in ganz unterschiedlichen Besetzungen, mit Geschichten zu den Komponisten und zur Entstehung der Kompositionen.

 

Von Palestrina sang die Kantorei mit homogenem Chorklang zwei Madrigale aus der Hochzeit der Renaissance. Auch Stücke weiterer in Rom wirkender Komponisten kamen zu Gehör. Die Männer der Kantorei trugen ein Lied von Johannes Hesdimois aus der Zeit um 1500 vor, souverän begleitet von Andrea Schima an der Chororgel. Bei Emilio de Cavalieris „Il tempo fugge“ aus der Zeit um 1600 erklang die brillante Stimme des Countertenors, der anscheinend mühelos in die unterschiedlichen Höhen und Tiefen wechselte. Auch die berühmte Sarabande „Lascia la spina“ von Georg Friedrich Händel und Mozarts „Ridente la Calma“ wurden von Pehl hinreißend gesungen, ersteres sensibel begleitet von Sebastian Köhler und Simon Ullmann an Orgel und Cello, das zweite von Sophie Gruzman-Jarczyk am Klavier.

 

Von der Empore herab, mit Begleitung von Waldemar Jarczyk an der Orgel und Ullmann am Cello, sang Pehl die Arie „Alto Giove“ von Nicola Antonio Porporas aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Traumhaft schön, wie er die Töne entwickelte und sie von der Empore durch das Kirchenschiff zogen. Von oben erklangen auch zwei Motetten von Felix Mendelssohn Bartholdy, klar gesungen vom Frauenensemble „toninton“, begleitet von Köhler an der Orgel.

 

Frescobaldi war vertreten mit einer von Jarczyk virtuos dargebotenen Orgeltoccata und der Motette „Ave virgo“, gesungen von der Kantorei, Giovanni Porta mit einer „Sonata“, vorgetragen von Ullmann am Cello und Irina Ullmann an der Chororgel. Berlioz‘ Arie „La Captive“ ließ im Zusammenspiel zwischen Andreas Pehl, Sophie Gruzman-Jarczyk am Klavier und Simon Ullmann am Cello keine Wünsche offen. Respighi wurde mit einem Präludium an der Orgel glänzend interpretiert von Sebastian Köhler.

 

Nach der Motette „O Crux Ave“ dankte das Publikum der Kantorin und allen Mitwirkenden mit langem Applaus. Die Chormitglieder sind ebenso sehr dankbar für die Zeit mit ihrer Dirigentin: „Es war schön, aber auch anstrengend. Aber es war letztlich immer ein sehr gutes Gefühl, wenn wir ein Lied geschafft hatten“, berichtete Renate Bähr. Uwe Savioli fand Müllers Arbeitsweise „sehr fordernd, was gut war für uns, und sehr motivierend. Und sie hatte fast immer ein Lächeln auf den Lippen“. „Barbara hat immer Projekte gebracht, die uns herausgefordert haben. Sie hat sich während der Proben auch detailliert die einzelnen Stimmen vorgenommen“, erzählte Christa Krämling. „Das war prima. Man ist stets mit dem Gefühl ,das sitzt jetzt‘ nach Hause gegangen.“