KONZERT: Geistliche Chormusik trifft Schlager: „Ulmer Spatzen“ und „Junge Vocalisten“ treten in Bad Salzhausen auf
Quelle: Kreis-Anzeiger 1.11.2016
(BAD SALZHAUSEN/em) - Unter dem Motto „Zwischen Himmel und Erde – Geistliche Chormusik trifft Schlager“ hatte der Förderverein „Der Vulkan singt“ den Jugendchor „Ulmer Spatzen“ unter der Leitung von Hans de Gilde und die „Jungen Vocalisten“, dirigiert von Sabine Spahn, zu einem Chorkonzert gewonnen.
Mit dem zarten, von Gebärden untermalten israelischen Lied „Haasina Elohim“ formierte sich der Jugendchor vor den Zuhörerreihen, einfühlsam am Klavier begleitet von Barbara Gromes. Nach einer Jazz-inspirierten Psalmvertonung „The Lord is my shepherd“ von Will Todd war „Peace upon you, Jerusalem“ von Arvo Pärt zu hören. Der unglaublich klare, nuancierte Klang der „Ulmer Spatzen“ gab dem spirituellen Werk höchste Ausdrucksstärke. Der Chor musste zwischen homophonen Phasen und achtstimmigen Abschnitten wechseln, vom markanten Staccato „...built as a city“ über das mahnende Moll „Pray für the peace of Jerusalem“ bis zum Ende mit filigranen Sopranstimmen.
Bei „Ubi caritas et amor“ vom zeitgenössischen Komponisten Hreidar Thorsteinsson stellte sich der Chor im Kreis um die Zuhörerreihen. Dann ein Werk der Romantik: die intensive Bitte des Kyrie aus Rheinbergers „Missa A-Dur“ und schließlich ein liturgischer Text in elektrisierenden Synkopen, das Gloria aus Bob Chilcotts „A little Jazz Mass“, bei dem die Sängerinnen und Sängern klatschten und tanzten. Bei den „Ulmer Spatzen“ wird nichts dem Zufall überlassen. Die so spontan wirkende Choreografie wurde mit dem Ulmer Ballettmeister Roberto Scafati erarbeitet. Bei Brahms’ zärtlichem „Erlaube mir, fein’s Mädchen“ und bei „Der Gärtner“ fügten sich die Stimmen beider Chöre überzeugend zusammen.
Die „Jungen Vocalisten“ sangen das Renaissance-Madrigal „If ye love me“ von Thomas Tallis in feiner Vierstimmigkeit, hoben bei Henry Purcells „Hear my prayer, o Lord“ die Farben der unterschiedlichen Stimmgruppen hervor und sorgten bei der zeitgenössischen Komposition „Ave verum corpus“ von Trond Kverno für eine einfühlsame Textausdeutung. In schmerzlichem Moll sangen sie den Passionsteil, strahlend und dann wieder zurückgenommen den Schluss. Mit zwei Knut-Nystedt-Werken schlossen die „Vocalisten“ ab: einer Vertonung von Jesaja-Versen mit der insistierenden Verheißung „Israel will not be forsaken“ und dem kräftigen, freudigen Gotteslob „I will praise thee“.
Von geistlicher Musik zu den Schlagern des zweiten Teils – die scheinbar unpassende Kombination zeigte, dass ein Charakteristikum beide Chöre verbindet: die vitale Lust am Singen, die Sorgfalt, die auf das Erarbeiten jedes Stückes, oft auch auf sein Arrangieren, verwandt wurde. So begeisterten die „Jungen Vocalisten“ mit dem Schlagzeuger Hans Georg Otterbein das Publikum von Titel zu Titel mehr: Hildegard Knefs „Für mich solls rote Rosen regnen“ mit dem rebellischen „...alles oder nichts...“ der Männerstimmen, „Nur für dich“ von den Wise Guys mit seinem kessen Text, eine hinreißende „Tanze Samba mit mir“-Version und mehr. Nicht zu vergessen „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“. Sabine Spahn hatte den Titel mit „Wenn wir in Salzhausen sind, rockt die Kirche!“ angekündigt und nicht zu viel versprochen.
Berührt war das Publikum vom Vortrag der „Ulmer Spatzen“: Bob Chilcotts „Can you hear me“ begleiteten sie mit Gebärdensprache als Lied für Hörbehinderte. Ein japanisches Glühwürmchen-Kinderlied, Leonard Bernstein sehnsüchtiges „Somewhere“, das jiddische „Bei mir bist du scheen“ mit den Soli von Lisa Kuthe, Katharina Allgeier und Carla Mehlich, Bobby Hebbs „Sunny“ mit der Solostimme von Lena Weigel und Sebastian de Gilde am Cajon und weitere Titel schlossen ab. Fazit des Konzerts: zwei Chöre von hohem Niveau, ein Konzert der Spitzenklasse und ein Publikum, das sich gern begeistern ließ.