(Nidda/Region/rm) - Lock-Down in Kerala: Für zahlreiche Tagelöhner und Wanderarbeiter bedeutet dies den sofortigen und totalen Lohnausfall. Auch die Adivasi, Ureinwohner in den Urwäldern Keralas, werden von den Hilfsmaßnamen der indischen Regierung kaum erreicht. 1.500 Lebensmittelpakete für die Ärmsten der Armen packt jetzt die Diözese East Kerala, die seit 30 Jahren in einer Partnerschaft mit den Evangelischen Dekanaten Büdinger Land und Vogelsberg beziehungsweise mit deren Vorgängerdekanaten steht. Bischof Francis, der erst in 2019 auf den im Vogelsberg gut bekannten Alt-Bischof Dr. Daniel folgte, bittet nun um Hilfe.
Joshy John aus dem südindischen Bundesstaat Kerala arbeitete im vergangenen Jahr als Freiwilliger im Rahmen des Entwicklungsdienstes „weltwärts“ im Dekanat Vogelsberg. Der junge Mann sendete vor wenigen Tagen einen verzweifelten Video-Appell an seine ehemaligen Kollegen im Dekanat: „Wenn du als Tagelöhner heute keine Arbeit hast, dann hat deine Familie morgen nichts zu essen. Das ist eine unabänderliche Tatsache.“ John hatte bereits in 2018, als der gewaltige Monsun zahlreiche Erdrutsche verursachte und ganze Dörfer hüfthoch unter Wasser setzte, Hilfsmaßnahmen koordiniert. Dieses Jahr ist die Katastrophe mit COVID19 unsichtbar. Sie sei aber noch schlimmer als die Flutkatastrophe, so John, denn „alle sind betroffen“.
Die Fallzahlen in Indien sind gering. Es wird aber auch nur sehr wenig getestet. Deswegen ist die Corona-Lage am Subkontinent noch weniger sichtbar als in Deutschland. Sehr viele Menschen arbeiten jedoch im sogenannten „informellen Sektor“: nämlich ohne Arbeitsverträge. Somit können sie von ihren Arbeitgebern von heute auf morgen auf die Straße gesetzt werden. „Die Menschen werden deswegen eher durch Hunger sterben, als durch das Virus“, betont Bischof Samantaroy aus der Diözese Amritsar in Nordindien, die mit der Region Gießen eine Kirchenpartnerschaft unterhält.
Reverend Biju John koordiniert die Partnerschaften der Diözese East Kerala. Er berichtet in einer Mail vom 21.04.2020 an die deutschen Kollegen, dass die keralesische Regierung nach einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen den Lock-Down gelockert habe. Dies habe innerhalb weniger Tage zu einem deutlichen Anstieg der Infektionszahlen geführt. Nun müssten die Maßnahmen wieder angezogen werden – das Szenario, dass die deutsche Politik derzeit vermeiden will. Die Leittragenden seien die Tagelöhner und Wanderarbeiter. Reis und Öl, Bohnen und Zucker enthalte das Soforthilfe-Paket, das die Diözese nun verteilen wird. Auch Seife gehört zum Set, der sicherste Schutz gegen das globale Virus. 800.000 Rupies, umgerechnet etwa 10.000 Euro, muss die Diözese für die Hilfsaktion aufbringen.
Über Wanderarbeiter berichtet auch Anitha Andrews. Die erste weltwärts-Mitarbeiterin des Dekanats Vogelsberg stammt aus den Höhenlagen Keralas, den Tee- und Kardemon-Regionen, und lebt inzwischen in der Nähe Alsfelds. Weil die Schulen geschlossen sind, berichtet Andrews, finden natürlich auch die Schulspeisungen nicht statt. Damit verlieren die ärmeren Kinder zum Teil ihre einzige, regelmäßige Mahlzeit am Tag. Gerade mit Blick auf diese Kinder schließt sich Andrews der Bitte der Dekanate Büdinger Land und Vogelsberg um Geldspenden für die Lebensmittelpakete an.
Spenden erbitten die Evangelischen Dekanate Büdinger Land und Vogelsberg unter dem Stichwort „Curry für Kerala“ auf das Konto der Ev. Regionalverwaltung, Sparkasse Oberhessen, IBAN: DE 92 5185 0079 0304 0079 58