ORGELKONZERT IN DÜDELSHEIM: Iris und Carsten Lenz spielen mit vier Händen und vier Füßen / Publikum schaut über Leinwand zu

Mit Humor und Genuss

Von Oliver Potengowski

 


 

(DÜDELSHEIM/op) - Ein ebenso unterhaltsames wie genussvolles Orgelkonzert gaben Iris und Carsten Lenz in der evangelischen Kirche zu Düdelsheim. Zu den Kompositionen gab es interessante Erläuterungen sowie Bonbons, die die sinnliche Dimension des Konzerts erweiterten. Iris und Carsten Lenz wollen dem Publikum ihre Begeisterung für die Orgelmusik vermitteln. Deshalb dominierte eine große Leinwand, die im Bogen vor dem Chorraum aufgestellt war, das Kirchenschiff. Das Duo Lenz spielte dahinter auf der Orgel, Ihre Bewegungen an Manual und Pedalen wurden auf die Leinwand projiziert.

 

So bekam das Publikum eine Ahnung davon, wie viel Geschick und Koordination für das vierhändige Spiel auf der Orgel notwendig ist. Die Leinwandprojektion bot dazu noch weitere Möglichkeiten. Carsten Lenz zeigte Bilder von Kirchen und Orgeln, die mit den Kompositionen in Zusammenhang standen.

 

So eröffnete ein Bild der Crystal Cathedral im Orange County in Kalifornien das Konzert. Es kündigte die "Toccata on Amazing Grace" des jungen amerikanischen Komponisten, der in dieser Kirche Organist ist, an. Begleitet wurde das Stück wie auch die folgende Kleine Nachtmusik von Mozart mit einem Mandarinenbonbon, das einerseits auf die nächtliche Sommerstimmung der Serenade von Wolfgang Amadeus Mozart, andererseits auf die Zitrusfrüchte Kaliforniens anspielte.

 

Wie bei Pardinis Bearbeitung von "Amazing Grace" prägten ungewöhnliche Bearbeitungen zu sehr bekannten Musikwerken das Konzert. So waren gleich drei Variationen des traditionellen schottischen Liedes "Auld Lang Syne" von Eugene Thayer zu hören.

 

Einen Höhepunkt bildete die Carmen-Ouverture von Georges Bizet. "Keine Panik, es ist nicht die vollständige Version des Stückes, sondern eine extreme Kurzfassung", beruhigte Lenz. Da sie in vollem Umfang ein populäres Konzert gesprengt hätten, seien in England im 19. Jahrhundert stark gekürzte Fassungen großer Kompositionen für Orgelkonzerte in Konzertsälen geschrieben wollen. So schrumpfte die Ouvertüre auf vier Minuten Länge. Weil das Stück eigentlich einhändig gespielt wird, bekam seine Frau Iris eine humorvolle Nebenrolle. Mit der Puppe Lucy setzte sie humorvolle Akzente, die durch die Projektion auf die Leinwand zu sehr viel Heiterkeit und Applaus führten.

 

Den Abschluss des Konzerts bildeten zwei eigene Bearbeitungen. So präsentierte das Duo Variationen zu dem Volkslied "Nun will der Lenz uns grüßen", die mit einem Erdbeerbonbon bereichert wurden. Den Schlusspunkt setzte ein "Geburtstagsständchen fürs neue Jahr", wie Carsten Lenz erläuterte. In seinen Miniaturen zu "Happy Birthday" demonstrierte er die Klangvielfalt der Orgel. Einige der Miniaturen klangen nach chinesischer Musik, andere waren von Rock'n'Roll inspiriert.

 

Zum Abschied wünschte er sich, dass auch das Publikum probieren möge, mit Geräuschen zu experimentieren. Weil das Konzert keinen Eintritt gekostet hatte, wurden am Ausgang Spenden gesammelt. Dabei könne das Publikum gerne die unterschiedlichen Geräusche, die das Rascheln der Scheine und das Klimpern der Münzen erzeugten, ausprobieren.