5.12.2018
(Nidda/gho) – „Wirksame und nachhaltige Integration kann nur im Gemeinwesen stattfinden und muss dort gestaltet werden“, davon ist Gerhard Griestock überzeugt. Seit gut einem halben Jahr bekleidet er die neu eingerichtete Projektstelle Integrationsprozesse im evangelischen Dekanat Büdinger Land. Zuvor war der 58-jährige Gemeindepädagoge als Dekanatsjugendreferent im ehemaligen Dekanat Büdingen tätig, knüpfte in dieser Zeit ein großflächiges Netz zu Vertretern aus Kommunen und sozial tätigen Organisationen.
„Vielfalt leben und Demokratie wagen“ – unter diesem Leitsatz will Gerhard Griestock Begegnungsangebote unterstützen und in Gang bringen, um den Zusammenhalt unterschiedlichster sozialer Gruppen zu stärken. Was seit dem Jahr 2000 in Parlamenten und kirchlichen Synoden mit den Begriffen „demografischer Wandel“, „Neue Armut“, „Dorf- und Regionalentwicklung“ oder „Digitalisierung“ umschrieben und diskutiert wird, bilde den Hintergrund für seine neue Aufgabe, erklärt Griestock. Er sieht sich dabei als Ansprechpartner für engagierte Menschen, die in bereits bestehenden Initiativen, Vereinen oder anderen aktiven Gruppen vor Ort wertvolle Arbeit leisten. „Unsere Städte und Dörfer – von der östlichen Wetterau bis in den südlichen Vogelsberg – gestalten engagiert und bunt die Aufnahme von Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Sie haben Verantwortung übernommen und ermöglichen Sprachkurse oder Begegnungs- und Bewerbungscafés. Sie sind bei der Familienzusammenführung behilflich, unterstützen Nachbarschaftshilfen und nehmen an Aktionsbündnissen teil.“ Doch auch in unserer sogenannten Aufnahmegesellschaft seien zunehmend gravierende Veränderungsprozesse deutlich sichtbar und spürbar. „Wir müssen und wollen darauf reagieren. Jetzt geht es darum, verstärkt beteiligungsorientierte Projekte ins Leben zu rufen, in denen sich geflüchtete, benachteiligte und etablierte Bevölkerungsgruppen gemeinsam zusammenfinden.“ So könne es zu einer gelingenden Integration und Teilhabe kommen.
Griestock, der Zusatzqualifikationen zum Freiwilligenmanager und zum Erlebnispädagogen erworben hat, kann auf vielfältige Erfahrungen in der Bildungsarbeit mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen und ihren Familien aufbauen. „Praktisch aus dem Stand haben wir von Dekanatsseite aus seit 2015 in Büdingen und Umgebung Begegnungsangebote organisiert – beispielsweise eine Radtour zum Rheinsteig oder das Begegnungscafé „Hope“ im Jugendhaus in Büdingen, während in der Erstaufnahmeeinrichtung noch um die 800 Menschen lebten.“ Im Rahmen der auf drei Jahre befristeten Projektstelle sei es ihm nun auch möglich, sich intensiver um Felder zu kümmern, auf denen bislang nicht der Fokus liegen konnte. Er denke dabei an die Verbesserung im Wohnbereich, an die Integration auf den Arbeitsmarkt, aber auch an die Gestaltung des demokratischen, interkulturellen Zusammenlebens. Eine wichtige Basis hierfür seien Kooperationen mit Kommunen. Gespräche und Pilotprojekte in einzelnen Sozialräumen seien bereits im Gang.
„Wir sind sehr dankbar, dass wir durch die finanzielle Förderung seitens der „Deutschen Fernsehlotterie“ und des Flüchtlingsfonds unserer Landeskirche die Projektstelle für Integrationsprozesse errichten und mit Gerhard Griestock einen erfahrenen und kompetenten Mann für diese Aufgabe gewinnen konnten“, sagt der stellvertretende Dekan Wolfgang Keller, im Dekanat zuständig für die Mitarbeiter im gemeindepädagogischen Dienst. Mit Rita Stoll, die seit vielen Jahren mit einem halben Dienstauftrag die Stelle „Gesellschaftliche Verantwortung“ ausfüllt, und mit großer Kontinuität das Arbeitsfeld Integration bearbeitet, bildet Griestock ein Team, dass sich gut kennt und harmoniert. „Ich freue mich auf viele bereichernde Begegnungen mit interessanten Menschen. Wir alle können voneinander lernen und auch erfahren, welchen Wert Vielfalt in allen unseren Lebensbereichen hat.“