Quelle: Kreis-Anzeiger – 1.10.2018
Von Elfriede Maresch
(Ortenberg/em) – Änderungen in der Pfarrstellenbemessung, die zum 1. Januar 2025 greifen, waren das zentrale Thema der 6. Tagung der I. Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land im Bürgerhaus Ortenberg.
Die Auswirkungen der Pfarrstellenneubemessung und die bereits zu diesem Thema geleisteten Vorplanungen stellte Dekanin Sabine Bertram-Schäfter zunächst vor. Ursache für die von Landessynode und
Kirchenleitung vorgegebene Maßnahme sei zum einen die landesweit rückläufige Zahl an Gemeindegliedern, zum anderen die geringe Zahl der Theologiestudenten und der Vikariatsbewerber sowie die hohe
Zahl jener, die demnächst in den Ruhestand gehen.
Fotos: Gert Holle
Ein Ausschuss, gebildet aus Pfarrern wie aus Gemeindegliedern, erarbeitete ein nach Regionen gegliedertes Konzept als Grundlage der Änderungen, das Bertram-schäfer im Pfarrkonvent vorstellte und in der Synode ausführlich erläuterte. Zuvor stellte sie das Verhältnis der Gemeindepfarrstellen zu regionalen Pfarrstellen dar: Zum 1. Januar 2023 stehen dem Dekanat insgesamt 43,5 Pfarr- und Fachstellen zur Verfügung, am 1. Januar 2025 werden es 42,5 sein. Davon sind regional zugeordnete Stellen die der Dekanin (1,0) und des stellvertretenden Dekanas (0,5), weiter die volle Stelle für Altenheim- und Krankenhausseelsorge, diejenige für die Kliniken Bad Salzhausen (0,5), für Ökumene (0,5), für Bildung (0,5) für gesellschaftliche Verantwortung (0,5) sowie eine volle Stelle für Öffentlichkeitsarbeit, hinzu kommt eine neu geschaffene halbe Stelle für Jugendarbeit, die bisher ehrenamtlich von einer Pfarrerin ausgefüllt wurde. Diese letztgenannten insgesamt sechs Stellen müssen abgezogen werden, sodass Anfang 2025 noch 36,5 Pfarrstellen für den Gemeindedienst zur Verfügung stehen. Ein Anliegen des Ausschusses zur Neukonzeptionierung sei es gewesen, den Wegfall von insgesamt vier Stellen im Gemeindedienst fair zu verteilen und regionale Strukturen von Zusammenarbeit aufzubauen, die dies auffangen können. Für die Berechnung zugrunde gelegt wurden zu 80 Prozent die Gemeindegliederzahlen und zu 20 Prozent die Fläche, um auch den Zeitaufwand der weiten Wege, der Predigtstellen, Seelsorgeaufträge und Gremientermine zu berücksichtigen.
Das Vorschlagskonzept sieht so aus: In der Region Altenstadt würde das Einsparziel einer Pfarrstelle durch das Beenden von Zusatzaufträgen und das Zusammenfassen der Waldsiedlung, Höchst und Oberau zu einer mit Altensatdt kooperierenden Pfarrstelle erreicht. In den Regionen Büdingen und Nidda stehen nach diesem Berechnungsschlüssel keine Einsparungen an, die jeweils sechs Pfarrstellen bleiben. In Gedern wird es ab Ende 2024 eine Pfarrstelle weniger geben, da die Kirchengemeinde Hirzenhain nur noch mit einer halben Pfarrstelle besetzt sein wird, die Einsparung der anderen Hälfte wird noch in Gesprächen mit den Gemeinden geklärt. Noch eine Lösung gefunden werden muss für die Einsparung einer halben Stelle in der Region Ortenberg-Glauburg, die dann mit 4,5 Stellen versorgt wird. Die Region Ranstadt-Echzell wird über vier Pfarrstellen verfügen, eine halbe Stelle fällt weg.
In der Region Schotten-Ulrichstein wird das Einsparziel einer Pfarrstelle durch die Zusammenfassung von Ulrichstein und Bobenhausen II sowie durch Zusammenfassungen im Raum Schotten erreicht.
Die Gemeinden können bis Anfang November schriftlich Rückmeldungen geben. Diese sollen gesammelt und bearbeitet werden, um das Konzept für die Frühjahrssynode 2019 weiterzuentwickeln.
Vertreter der jungen Pfarrergeneration wie Antje Armstroff und Joachim Sylla sowie Martin Stenzel und Winfried Höll kritisierten die Einschinitte in den Gemeindepfarrstellen und betonten die Bedeutung der „Kirche vor Ort“ als Basis der Seelsorge.
Liebe Synodale, liebe Brüder und Schwestern,
im dritten Jahr der Fusion erlebe ich immer stärker, dass der Weg der Zusammenschlüsse der drei Dekanate Büdingen, Nidda und Schotten der richtige Weg war. Das neue Dekanat bietet uns gute Möglichkeiten, Kirche in der Region zu gestalten. Dazu arbeitet der Dekanatssynodalvorstand sehr eng mit den Fachreferaten Gesellschaftliche Verantwortung, Bildung, Ökumene und Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Die Zusammenarbeit des Gemeindepädagogischen Dienstes und des Kantorenteams in unserem großen Dekanat ist sehr fruchtbar und die Angebote werden von unseren Kirchengemeinden wahrgenommen. Die Verwaltung arbeitet professionell und versteht sich als Dienstleister für die Kirchengemeinden und unterstützt die Dekanatsleitung sehr kompetent. Im Pfarrdienst erlebe ich eine gute Kollegialität unter den Pfarrern und Pfarrerinnen, die sich nicht mehr nur auf die „Altdekanate“ bezieht. Vertretungen können sehr viel besser organisiert werden und eine Zusammenarbeit zu bestimmten Themen geschieht über die „alten“ Grenzen hinweg. In Ausschüssen und Veranstaltungen treffen sich Menschen aus allen Regionen unseres Dekanates. Die vielfachen Gaben werden eingesetzt und wir erleben, was es bedeutet, Kirche in der Region zu gestalten.
Im vergangenen Jahr in der Frühjahrssynode haben wir uns das Leitwort „Heimat erleben – Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ gegeben. Dieses Leitwort und das biblische Wort „Du hast uns nicht den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit gegeben!“ leiten nicht nur mein Handeln und Denken, sondern beide Leitworte begleiten unsere Arbeit im Dekanatssynodalvorstand immer wieder. Bei allem Leitungshandeln sehen wir uns von Gott begleitet und dem Geist Gottes verpflichtet, der uns mit Kraft, mit Liebe und mit Besonnenheit leitet.
Gesellschaftliche Verantwortung
In der regionalen Öffentlichkeit werden wir als Evangelische Kirche wahrgenommen und als Gesprächspartner gesucht. Bei allen Themen, die uns begegnen, fragen wir uns: Welcher Geist wird hier wirksam? Und: Eröffnen wir Räume, auf die Gott unsere Füße stellt?
Immer wieder wurden und werden wir angefragt, wie wir uns zu rechtspopulistischen Parteien und der AfD verhalten. Da gibt es die einen, die von uns als Vertreterinnen und Vertreter der Kirche ein klares Wort zur AfD hören möchten und die anderen, die uns als Kirche vorwerfen, pauschal zu urteilen und die Ängste und Sorgen vieler Menschen nicht wahrnehmen zu wollen. Der DSV hat in seiner letzten Sitzung angesichts zunehmender gesellschaftlicher Polarisierungen ein Positionspapier beschlossen, das wir Ihnen heute zur Kenntnis geben wollen. Unter dem Titel „Nächstenliebe verlangt Klarheit: Für eine menschenfreundliche Gesellschaft ohne Ausgrenzung“ beschreiben wir unsere Haltung zur aktuellen Problemlage. Als Leitungsgremium des Evangelischen Dekanats Büdinger Land treten wir für eine menschenfreundliche Gesellschaft ein, die sich an Toleranz, Vielfalt und Offenheit orientiert. Der Geist der Liebe verweist uns auf die Nächstenliebe und darauf, dass alle Menschen Gottes Ebenbilder sind. Populismus steht für einen reinen, scheinbar homogenen Volksanspruch, der alle Menschen ausschließt, die diesem Anspruch nicht entsprechen. Das steht dem christlichen Menschen- und Gottesbild klar entgegen. Nicht das Volk oder die Rasse bestimmen unser Handeln, sondern die Liebe Gottes, die einem jeden Menschen gilt und von der wir als getaufte Christen gar nicht anders können, als sie weiterzugeben. So distanzieren wir uns von jeglichem Populismus und warnen vor Hass und Ausgrenzung.
Unser Blick ist auf die Menschen in Not gerichtet. Unser Engagement zum Thema Armut bleibt ein wichtiger Schwerpunkt, den wir z.B. durch die Büdinger Tafel wahrnehmen. Immer wieder bekommen wir Anfragen zum Kirchenasyl, die wir zusammen mit der Landeskirche und dem Diakonischen Werk überprüfen. Derzeit haben wir im Dekanat ein Kirchenasyl, das die Kirchengemeinde Usenborn verantwortet.
Wir haben erkannt, wie wichtig die Begegnungen zwischen Menschen sind, die auf unterschiedliche Weise benachteiligt sind, die als Flüchtlinge zu uns kommen und derer, die sich gerne in Kirche und Gesellschaft einbringen. Mit der zusätzlichen gemeindepädagogischen Projektstelle „Integrationsprozesse im Sozialraum“, die durch die Fernsehlotterie und den Flüchtlingsfond der EKHN finanziert wird, konnten wir darauf reagieren. Diese Stelle wird von Gerhard Griestock wahrgenommen, der als Dekanatsjugendreferent schon viele Jahre in unserem Dekanat wirkt und dem der Sozialraum bestens bekannt ist. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit findet in der Region Schotten statt.
Ein weiteres Thema, das uns im DSV und in einigen Kirchengemeinden beschäftigt hat, ist das Thema „Bodenschutz“. Der Bau von großen Logistikzentren an der A 45 hat uns dazu veranlasst, auf den Wert der Wetterauer Böden zu verweisen. Die Kirchengemeinden Langenbergheim, Eckartshausen, Hainchen und Rommelhausen haben mit einer Veranstaltungsreihe reagiert, die unsere Verantwortung der Schöpfung gegenüber in den Blick nimmt und die wertvollen Böden in der Wetterau ins Bewusstsein bringt.
Die neue Impulspost „So ist Sonntag“ verweist auf den Schutz des Sonntags. Bereits im Januar konnten Rita Stoll und ich in einem Fachgespräch mit Vertretern des Dekanats Wetterau und dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung über die Situation des Sonntagsschutzes in unserer Region nachdenken. Im Vordergrund unserer Überlegungen stehen die Menschen, die uns davon erzählen, wie schwer es ist, am Sonntag Zeit für die Familie, für Freunde und für den Glauben zu haben. Sich für den Sonntagsschutz einzusetzen, bedeutet immer auch, sich für einzelne Menschen einzusetzen, die Freiräume und Ruhezeiten brauchen.
Ökumene
Um als Kirche in unserer Region zu verschiedenen Themen mit einer Stimme sprechen zu können, besuchten wir als DSV den Dekanatsrat des Katholischen Dekanats Wetterau Ost. Bei einem fruchtbaren Gespräch tauschten wir uns aus und wurden darin bestärkt, auch weiterhin ökumenisch unterwegs zu sein. Das Projekt „Kunst in Kirchen“, das im kommenden Jahr vor allem in unserem Dekanat durchgeführt wird, ist ein Beispiel für eine gute ökumenische Zusammenarbeit.
Ebenfalls im kommenden Jahr wird die ökumenische Aktion „Nacht der Kirchen“ durchgeführt, der wir uns gerne anschließen wollen. Wir ermutigen Sie als Kirchengemeinden, daran teilzunehmen. Dazu werden Sie in den nächsten Tagen Informationen erreichen.
Strukturaufgaben
Neben den vielen wichtigen Themen, die ich nur am Rande streifen konnte, beschäftigen wir uns im DSV auch mit strukturellen Aufgaben, die uns als Dekanat gestellt sind. Das Thema Pfarrstellenbemessung werde ich im nächsten Tagesordnungspunkt ausführlich erläutern.
Auf dem Weg zu einer Dekanatskonzeption werden wir von einem Beraterteam begleitet. Es wurde eine Steuerungsgruppe gebildet, die den Prozess koordiniert. Eine Arbeitsgruppe zur Sozialraumanalyse erarbeitet zurzeit wichtige Grundlagen für unsere konzeptionelle Arbeit.
Fragen zum Gebäudemanagement in unserem Dekanat, Verwaltungsprüfungen in den Kirchengemeinden und der Anbau Haus der Kirche beschäftigten uns ebenfalls.
Pfarrstellen und Kirchengemeinden
Zu einer besonders schönen Aufgabe, gehört für mich die vielen Besuche in unseren Kirchengemeinden. In zahlreichen Gottesdiensten und Kirchenvorstandssitzungen begegnete ich vielen Menschen, die unsere Kirche mitgestalten und dem Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit Raum geben. Das ist ein großer Schatz, der uns als Dekanat reich macht. Viele Kirchenvorstände beschäftigen sich mit dem Thema Kooperation und Zusammenarbeit in der Region. So führen die Kirchenvorstände Altenstadt, Waldsiedlung, Höchst und Oberau bereits sehr ergiebige Kooperationsgespräche. In der Region Schotten gab es ein Treffen aller Kirchenvorstände, die über ein gemeinsames Gemeindebüro nachdenken. Der gemeinsame Blick über die eigene Kirchengemeinde und Pfarrstelle hinaus wird für uns in Zukunft unverzichtbar sein. Die Kirchengemeinden, die sich bereits auf den Weg zu einer Zusammenarbeit gemacht haben, sehen zunehmend die Bereicherung und die Entlastung, die entstehen kann.
Abschiede und Neuanfänge sind in einem so großen Dekanat an der Tagesordnung. So haben wir in Lißberg Pfarrer Racky und in Ortenberg Pfarrerin Lause in den Ruhestand verabschiedet. In Geiß-Nidda Bad Salzhausen und Nidda konnten wir Pfarrerin Schalaster als neue Pfarrerin einführen. In Lißberg wurde Pfarrerin Jünger als neue Pfarrerin begrüßt. Ihre Pfarrstelle Schwickartshausen wurde durch die pfarramtliche Verbindung mit Lißberg erweitert. In Ulrichstein wurde Pfarrerin Armstroff ordiniert und in Büdingen Süd ordinierten wir Pfarrerin Hämmerle. Ich freue mich sehr, dass wir derzeit fünf Pfarrerinnen und Pfarrer im Probedienst und vier Vikare und Vikarinnen im Dekanat haben. Gerne wollen wir den jungen Menschen zeigen, wie schön das Pfarramt bei uns auf dem Land ist.
Bis auf die Pfarrstelle Ortenberg, Bergheim und Usenborn haben wir derzeit keine weitere Vakanz.
Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende
Die Stellenveränderungen auf Dekanatsebene haben Sie bereits im Gottesdienst feststellen können. Die Besetzung der Projektstelle „Integrationsprozesse im Sozialraum“ mit Gerhard Griestock habe ich bereits erwähnt und die Projektstelle Jugendarbeit, besetzt mit Anna Lena Fleeth, hat sich bereits selbst vorgestellt.
In der Verwaltung gehört Celia Back nun zu unserem Team nachdem wir Ingrid Hruschka in den Ruhestand verabschiedet haben. Im Jugendkulturbahnhof Bleichenbach haben wir mit dem Hausmeister Eugen Duckart und der Reinigungskraft Elke Sauer das Team der Mitarbeitenden im Dekanat vervollständigt.
Im ehrenamtlichen Bereich möchte ich noch auf den Prädikantenkurs zu sprechen kommen, der sich unter der Verantwortung vom stellvertretenden Dekan Wolfgang Keller auf den neuen Dienst vorbereitet. Im Ausbildungskurs engagieren sich Pfarrerinnen und Pfarrer unseres Dekanates und alle profitieren von dieser gewinnbringen Aufgabe. Immer wieder wird mir davon berichtet, wie schön es ist, Theologie zu treiben und Homiletik zu vermitteln.
Am vergangenen Sonntag konnten wir ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der Hospitzhilfe in einem feierlichen Gottesdienst zum Abschluss ihrer Ausbildung gratulieren. Auch hier ist ein hohes Engagement zu finden, das vom Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit lebt. Beide Hospizvereine unseres Dekanates haben sich zu einem gemeinsamen Ausbildungskurs zusammengeschlossen. Auch hier begegneten sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Teilen unseres Dekanates.
Wenn ich am Anfang meines Berichtes davon sprach, dass der Zusammenschluss der drei Dekanate der richtige Weg war und die Möglichkeiten Kirche in der Region zu gestalten, deutlicher wahrgenommen werden können, dann habe ich Ihnen vielleicht durch meine Ausführungen dazu einen kleinen Einblick geben können.
Bei allem was wir tun, werden wir geleitet von dem Geist Gottes, der sich als Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit entfaltet. Daran wollen wir festhalten und uns für Gottes Geist öffnen, denn Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum!
Herzlichen Dank!
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
E-Mail: Verwaltung
Telefon: 06043-8026-0
Fax: 06043-8026-26
Hintergrundbilder:
Vögel im Winter: © Hilke Wiegers / fundus-medien.de
Winterweg: © Stephan Krebs / fundus-medien.de
Rote Winteräpfel: © Hans Genthe / fundus-medien.de
Fußspuren im Schnee: © Rolf Oeser / fundus-medien.de