11.03.2019
(Nidda/gho) -
Die Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land mit 133 Vertreterinnen und Vertretern aus 77 Kirchengemeinden hat auf ihrer
Frühjahrstagung die Steuerung der Anzahl der Pfarrerinnen und Pfarrer bis zum Jahr 2024 beraten. Über die Vorschläge des Vorstandes und Anträge hierzu aus den Kirchengemeinden wird dann auf der
Herbstsynode in Ortenberg am 28. September abgestimmt.
Oberkirchenrat Jens Böhm von der Kirchenverwaltung in Darmstadt erklärte zu Beginn der Tagung im Bürgerhaus Nidda die Gründe für die aus seiner Sicht notwendigen Stellenkürzungen. Anhand von einigen Grafiken ging er unter der Fragestellung „Wie bleiben wir eine zukunftsfähige Kirche?“ auf drei Aspekte ein: den Anpassungsprozess an den Wandel, die emotionalen Phasen im Veränderungsprozess und theologische Gesichtspunkte. Im Schnitt verliere das Dekanat pro Jahr rund 1000 Mitglieder, weil seit langem die Zahl der Sterbefälle die der Taufen übersteige. So sei die Reduzierung der bislang 41,5 Gemeindepfarrstellen um vier Stellen bis zum Jahr 2024 unumgänglich. Hierfür stelle eine Landessynodenentscheidung aus dem Jahr 2017 die gesetzliche Grundlage dar. Nach wie vor liege die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit einem Schnitt von 1650 Gemeindegliedern pro Pfarrstelle besser als die meisten anderen Landeskirchen. Angesichts einer bevorstehenden Pensionierungswelle und einem weiterhin zu erwartenden Rückgang der Gemeindegliederzahlen infolge der Altersentwicklung seien jedoch im Personalbestand Anpassungen auf allen kirchlichen Ebenen erforderlich. - Der EKHN-Personaldezernent zeigte die begleitenden Emotionen in einem solchen Prozess auf, die von Sorge über Ärger bis zur Offenheit für das Neue gehen würden. Die Umsetzung der Vorgaben in den Dekanaten obliege den dortigen Synoden, die neben dem Kriterium der Gemeindegliederzahlen auch inhaltliche Aspekte der geleisteten Arbeit vor Ort in ihre Entscheidung einfließen lassen könnten. Ziel solle es sein, weiterhin eine „öffentliche Kirche zu bleiben, die ihren Ort zwischen Kirche und Marktplatz hat“. Deshalb seien neben der Zusammenlegung von Pfarrstellen oder der Aktivierung von Pfarrerinnen und Pfarrern im Ruhestand auch neue Organisationsformen, wie z.B. das Handeln in Kooperationsräumen, zu bedenken. Die regionale Zusammenarbeit in Teams könne ein zukunftsweisender Schritt sein. -
Dekanin Sabine Bertram-Schäfer stellte direkt nach den Ausführungen Böhms ein Modell der Regionalisierung vor, das die Kürzungen im Sinne einer gleichmäßigen Grundversorgung und des Fortbestandes des aktiven Gemeindelebens im gesamten Dekanatsgebiet auffangen solle. Mit der Möglichkeit zur Bildung von sogenannten Kooperationsräumen könnten beispielsweise gemeinsame Konfirmandenkurse oder Gottesdienste, Gemeindeausflüge und Projekte, eine Entlastung für Haupt- und Ehrenamtliche bringen und die Kürzungen im Personalbereich abfedern. Auch gemeinsame Gemeindebüros könnten dazu beitragen, die Zusammenarbeit in der Region zu fördern. Etliche Anträge aus den Gemeinden lägen bereits zu den Plänen vor, die allerdings erst auf der Herbstsynode beschlossen würden. „Wir wollen auch weiterhin, dass Kirche nahe bei den Menschen ist. Um dies zu garantieren, müssen wir alle kreativ werden und Ideen entwickeln, wie wir unsere Ressourcen und Fähigkeiten zu Gunsten der Menschen in den Gemeinden solidarisch und noch gezielter als bisher einsetzen können“, ermutigte sie die Kirchenparlamentarier. „Ein Austausch von Erfahrungen und Vorstellungen wird auch neue Energien freisetzen“, ist sich die Dekanin eines der größten Dekanate in der Landeskirche sicher. „Wir wollen uns allerdings nicht nur mit dem verordneten Abbau von Stellen beschäftigen, sondern auch unseren Auftrag im Blick behalten. Die Neuausrichtung im Dekanat lässt sich nur gemeinsam bewerkstelligen!“
Ein Schritt in diesem Sinne stellt der seit dem vergangenen Jahr in Angriff genommene Prozess der Erstellung einer Dekanatskonzeption dar, den im weiteren Verlauf der Tagung Pfarrerin Beate Henke als Vertreterin des Synodalvorstandes präsentierte. In neun Beratungsgruppen werde in den nächsten Monaten die derzeitige Arbeit im Dekanat unter die Lupe genommen, „Wie wollen wir Kirche miteinander gestalten?“ „Welche Zielgruppen wollen wir erreichen?“ oder „Wie passen wir unsere Handlungen, Angebote und Vorgehensweisen an die Veränderungen an?“ seien Leitfragen, unter denen in den Handlungsfeldern Seelsorge, Verkündigung, Kirchenmusik, Bildung und Gesellschaftliche Verantwortung, Diakonie, Kirchenmusik, Öffentlichkeitsarbeit und Gemeindepädagogischer Dienst Strategien für die Zukunft entwickelt werden. Die Ergebnisse aus den einzelnen Bereichen sollen die Grundlage für die redaktionelle Erstellung einer Konzeption und zu setzende Schwerpunkte bilden, erläuterte Beate Henke den Fahrplan. Diese würden dann auf der Frühjahrstagung der Synode im nächsten Jahr vorgestellt.
Im Fortgang der Tagung erfolgten die Aussprache und die Beschlussfassung zum Haushaltsplan 2019, der erstmals
nach Einführung der sogenannten Doppik der Synode vorlag. Die Jahresrechnung 2017, die ab dem 1. April für eine Woche im Dekanatsbüro in der Bahnhofstraße 26 in Nidda zur Einsicht für
Interessierte ausliegen wird, wurde abgenommen und Pfarrerin Christine Klette informierte über die Arbeit der Telefonseelsorge im Main-Kinzig-Kreis. --> Telefonseelsorge Main-Kinzig
Nach dem Auftakt der Tagung mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche Nidda, der von den beiden Pfarrerinnen Antje Armstroff und Sandra Hämmerle sowie Anja Krauße an der Orgel gestaltet wurde und verbunden war mit der Einführung des Diplompädagogen Georg Braun als Dekanatsjugendreferent in Teilzeit, berichtete der Vorsitzende Rolf Hartmann aus der Arbeit im Dekanat.
Besonders dankte er dem Team des Weltladens Nidda für die bis zum letzten Sommer über viele Jahre geleistete ehrenamtliche Tätigkeit, verknüpft mit der Hoffnung, dass der Betrieb des Weltladens auch nach Beendigung der Baumaßnahmen in Haus der Kirche weitergehen möge. Der Erweiterungs-Rohbau am „Haus der Kirche“ sei fortgeschritten. Durch verschiedene Zeitverzögerungen, etwa die Anordnung archäologischer Grabungen, die vom Dekanat als Bauherren bezahlt werden müssten, sowie durch Preissteigerungen am Bau seien Finanzierungslücken entstanden, über die mit der Kirchenleitung verhandelt werden müsse. Dagegen laufe der Anbau am Dekanatsjugendhaus Schotten zeitlich und finanziell wie vorgesehen. Hartmann dankte insbesondere dem Bauausschussvorsitzenden Hans Otto Zimmermann für sein großes Engagement. Die Personalentwicklung im Gemeindepädagogischen Dienst war ein weiterer Schwerpunkt, für die Kinder- und Jugendarbeit wurden aus Ausgleichsmitteln zusätzliche 10.000 Euro eingestellt. Hartmann verwies auf die vielseitigen Veranstaltungen der Kirchenmusik in den drei Regionalschwerpunkten, auf die Studienfahrt ins Heilige Land, organisiert von Bildungsreferentin Rita Stoll, auf die geplante engere Zusammenarbeit mit dem evangelischen Dekanat Wetterau und den ökumenischen Dialog mit dem katholischen Dekanat Wetterau-Ost sowie auf die von der Propstei geplante Visitation im Dekanat.