Manfried Patzelt (Manfred gerufen) machte nach einer Ausbildung als Bauzeichner auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur mit altsprachlichen Schwerpunkten, absolvierte das Theologiestudium an der Universität Mainz, das Lehrvikariat in Mainz-Lerchenberg und das Spezialvikariat beim dortigen Jugendpfarramt. Am 30. Mai 1977 wurde er von Propst Helmut Grün in der Hirzenhainer Kirche zum Pfarrdienst in der EKHN ordiniert. Seine erste Pfarrstelle trat er in Hirzenhain mit Steinberg an, einige Jahre auch mit Lißberg. Manfred Patzelt baute eine intensive Jugendarbeit auf, richtete mit den Jugendlichen in Eigenleistung das Jugendstil-Badehaus in Hirzenhain zum Jugendraum ein und führte auch in Steinberg eine Jugendgruppe. Ebenso wurde die Frauenarbeit verstärkt. In den frühen 80er Jahren, zu Zeiten der drohenden Pershing-Stationierung, engagierte sich Patzelt in der regionalen Friedensbewegung und bei der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Er dokumentierte mit dem Historiker Michael Keller und Elisabeth Johann die Ermordung von 87 inhaftierten Frauen und KZ-Häftlingen im April 1945 in einem Buch. Die Mordstelle wurde zu einer würdigen Erinnerungsstätte umgestaltet.
1979/1980 begann die Partnerschaft mit Teicha/Sennewitz (Sachsen-Anhalt). Von Anfang an war Manfred Patzelt beim Kontaktaufbau mit der Partnerdiözese East Kerala dabei, setzte sich auch für den Weltladen in Nidda ein. In Zusammenarbeit mit dem Künstlerehepaar Kaiser/von Rüden wurde das Innere der Hirzenhainer Kirche umgestaltet, die Kunstwerke günstiger platziert. Auch die Errichtung der Weidenkirche in Steinberg ist seinem Engagement zu verdanken.
Fotos: Gert Holle
Am 1. Juli 2000 wurde Manfred Patzelt Dekan im Evangelischen Dekanat Nidda. Er blieb weiterhin Pfarrer in Hirzenhain, wechselte aber 2006 auf eine halbe Pfarrstelle in Nidda und hatte gleichzeitig die Dekanatsleitung inne. Um diese Zeit starb nach langer Krankheit seine Frau Johanna. Die Neugliederung der mittleren Ebene des Dekanats durch die Bildung der Pfarrregionen war eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie Kauf, Umbau und Einrichtung des „Hauses der Kirche und Diakonie“. 2009 heiratete Manfred Patzelt seine zweite Frau Sigrid, mit der er seit dem Eintritt in den Ruhestand am 31. August 2011 in Bad Soden lebte. 2017 konnte er in der Hirzenhainer Kirche sein 40-jähriges Ordinationsjubiläum feiern. Er genoss es, Zeit für Freunde, seine Töchter und ihre Familien zu haben, übernahm hin und wieder Gottesdienste und hatte sich eine neue Aufgabe gesucht: Als Hobby-Imker betreute er zehn Bienenvölker.
Manfred Patzelt begegnete den Menschen stets mit Nachsicht, Geduld und Toleranz und folgte dabei seinem Leitspruch: „Wenn man das liebt, was man tut, braucht man an keinem Tag in seinem Leben zu arbeiten!“ Er war freundlich und zugewandt, sein Leben war von großem Gottvertrauen geprägt und seine Liebe zur Natur war beeindruckend. Seinem Leitspruch, der gut sichtbar in seinem Dekanatsbüro hing, hatte er sogar ein konkretes Ziel beigefügt: „Die Menschen stärken und die Sachen klären!“ Erst der Mensch, dann die Sache – wie hätte es bei einem Seelsorger auch anders sein können? In Konfliktfällen konnte er wie kein zweiter Kompromisse schließen, so dass jeder Beteiligte meinte, er hätte das größte Stück vom Kuchen abbekommen. Und kaum einer merkte, dass Manfred Patzelt schon längst die halbe Torte aufgegessen hatte. Seine Lebensklugheit und Pfiffigkeit kam gerade in der Wetterau sehr gut an. Sein Vertrauen in die Fähigkeiten und die Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter war grenzenlos. Manfred Patzelt starb am 15. März 2021 im Kreise seiner Familie nach schwerer Krankheit. Die Erinnerungen an einen außergewöhnlich liebenswerten Menschen, Seelsorger, Familienvater, Weggefährten und Freund bleiben.
Am 15. März ist mein Freund Manfred Patzelt gestorben. In Erinnerung an schöne gemeinsame Jahre widme ich ihm das Lied "Hast Du je den hellsten Stern gesehen?", das ich am 13. März geschrieben habe. - Alles Liebe, Gert Holle.