Fotos als Screenshots aus der Übertragung. Technische Leitung: Thomas Linz. Auswahl: Gert Holle
Predigt vor dem 4. Advent 2020
Abschiedsgottesdienst Dekanin
Psalm 31, 9b
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder!
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum!“ Dieses Bibelwort aus dem Psalm 31 ist eins der beiden Leitworte, die wir uns als Dekanat Büdinger Land gegeben haben.
Dieses Psalmwort möchte ich über den Abschied und den Neuanfang stellen. Ich werde meine Füße in den weiten Raum der Propstei Nord-Nassaus stellen. Für rund 200.000 Kirchenmitglieder und 169 Kirchengemeinden in fünf Dekanaten bin ich ab 1. Januar zuständig. Das ist wahrlich ein weiter Raum!
Doch auch das Dekanat Büdinger Land ist ein weiter Raum, den wir in den letzten Jahren gemeinsam kirchlich entwickelt haben.
Heute, am Vorabend des vierten Advents, in einem harten Lockdown einer Pandemiezeit, blicke ich in diesen weiten Raum hinein. Wir in der Marienkirche in Büdingen wissen uns mit Ihnen zu Hause an den Bildschirmen verbunden. Der wunderschöne Kirchenraum der Marienkirche wird dadurch noch größer und weiter.
„Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum!“ Der Psalmbeter, der diese Worte aus vollem Herzen betet, kennt die Enge, die Angst und die Not. Der Psalm 31 ist ein Gebet in schweren Zeiten. Der Psalmbeter sucht in Zeiten der Not und Bedrängnis bei Gott Zuflucht.
Meine Gedanken sind heute besonders bei den Menschen in den Alten- und Pflegeheimen, in denen die Krankheit ausgebrochen ist. Ich habe die Ärztinnen und Ärzte und die Pflegekräfte in den Krankenhäusern und Heimen vor Augen, die am Rande ihrer Kraft stehen. Ich sehe die Nöte der Familien, der Dienstleister und Geschäftsleute, die von diesem erneuten Lockdown hart getroffen sind. Und ich weiß um das Ringen in vielen Kirchenvorständen, die sich Gedanken zu den Weihnachtsgottesdiensten machen und den Schutz der Schwächsten dabei vor Augen haben.
Es ist eine andere Not und Bedrängnis, die wir heute erleben, als es der Psalmbeter erfahren musste. Doch das Gefühl der Enge, der Angst und Furcht, kennen auch heute viele Menschen
Und wenn ich in den weiten Raum meiner Zeit als Dekanin zurückblicke, dann sehe ich auch schwere Zeiten, vor die Gott uns gestellt hat. Die Trauer über den Tod einer engen Mitarbeiterin und der Tod von unserem ehemaligen DSV-Vorsitzenden Hartmut Kinzer gehören in diesen Raum. Schwere Krankheiten, die uns zeigen, wie verletzlich wir sind, finde ich in diesem weiten Raum. Aber auch manche Konflikte und die schweren Entscheidungen bei drei Pfarrstellenbemessungen sehe ich im Rückblick in diesen weiten Raum.
Der Psalmbeter betet: „Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum.“
Ja, auch das entdecke ich in diesem weiten Raum: ganz viel Freude, Güte, Glaubensgewissheit und Gemeinschaft. Freundschaften, gemeinsame gelungene Projekte und viele Gottesdienste, in denen wir Gottes Gegenwart spüren konnten und unseren Glauben geteilt haben, sehe ich vor mir. Gott stellt unsere Füße in den weiten Raum und geht mit uns.
Trotz schwerer Zeiten, die es auch gab und der schweren Zeit der Pandemie, die wir erleben, überwiegt die Dankbarkeit für all das Gute, das Gott uns geschenkt hat. Ich denke an die Tafel mit ihren vielen ehrenamtlich Helferinnen und Helfern, die sich für die ärmsten Menschen unter uns einsetzen. Die Diakoniestiftung Büdinger Land mit den vielen Unterstützungen sehe ich vor mir. Durch die vielen Spenden konnte den Schwächsten unter uns geholfen werden.
Mein Blick fällt auf den Jugendkulturbahnhof in Bleichenbach, das Dekanatsjugendhaus in Schotten, auf das Zentrum für Kirche und Diakonie in Büdingen und das Haus der Kirche und Diakonie in Nidda. Es sind Orte entstanden und weitergeführt worden, an denen Menschen ihren Glauben ausdrücken und Nächstenliebe leben. Für die vielen haupt- und ehrenamtlichen Menschen danke ich Gott!
Für die Musik und die vielen berührenden Konzerte, in denen Gottes Nähe zu spüren war, danke ich Gott.
In den weiten Raum, in den Gott unsere Füße stellt, entdecke ich unsere Partnerschaften nach Indien und nach Weißrussland. Freundschaften sind entstanden. Gottes Geist verbindet uns in diesem weiten Raum.
Ich blicke auf die Zusammenlegung der drei Dekanate Büdingen, Nidda und Schotten. Und ich spüre den Segen, der in unseren Synoden deutlich wurde, wenn wir darüber nachdachten, wie wir als Christenmenschen unseren Glauben in dieser Region leben wollen. Ich sehe meine engsten Mitarbeitenden im Haus der Kirche vor mir und danke Gott für die gute Zusammenarbeit in all den vielen Jahren.
Dankbar schaue ich in den weiten Raum der vergangenen Zeit. Danken will ich allen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. Danken möchte ich den Pfarrerinnen und Pfarrern für viele gemeinsame Stunden, in denen wir uns Gottes Nähe gewiss waren. Danken möchte ich dem jetzigen und den vorhergehenden Dekanatssynodalvorständen und meinen jeweiligen Stellvertretern. Nur gemeinsam konnten wir die Kirche Jesu Christi in unserer Region gestalten.
Liebe Brüder und Schwestern, der weite Raum, in den Gott unsere Füße stellt, ist ein gesegneter Raum. Bei aller Not, Anfechtung, Angst und Enge, die wir auch erleben, dürfen wir darauf vertrauen: Gott geht mit uns! Gott macht unseren Raum weit!
Mit dem Blick auf das kommende Weihnachtsfest können wir den weiten Raum erahnen, in den Gott uns stellt. In der Evangeliums-Lesung haben wir es eben gehört: Der Engel kündet Maria die Geburt ihres Sohnes an. Gottes Sohn wird geboren, dessen Reich kein Ende haben wird.
Und Maria? Sie ist zunächst erstaunt, doch dann vertraut sie auf Gottes Kraft und stellt sich in den weiten Raum, den das Kind in ihr eröffnet. Die Geburt von Jesus Christus, dem Sohn Gottes zeigt uns, dass Gott selbst in unseren weiten Raum kommt und mit uns durch unser Leben geht.
Maria ließ sich von Gott berühren und vertraute diesem Gott. Maria hat erfahren: Wenn du Gott vertraust, dem kein Ding unmöglich ist, dann entsteht etwas Neues und Fruchtbares in deinem Leben!
Es ist das gleiche Vertrauen, das viele Jahre zuvor der Psalmbeter in sich gespürt hat. Auch er vertraute Gott und sah seine Güte und seine Nähe auch oder gerade in schweren Zeiten. Er endet sein Gebet mit dem Zuspruch: Seid getrost und unverzagt alle, die ihr auf Gott vertraut
Heute, am Tag meines Abschiedes und mit dem Blick auf einen Neuanfang im Dekanat Büdinger Land und in der Propstei Nord-Nassau wünsche ich uns allen dieses Vertrauen, das der Psalmbeter und Maria getragen hat. Im Vertrauen auf Gottes Nähe und Begleitung werden wir unsere je eigenen Wege in den weiten Raum gehen, in den Gott unsere Füße stellt.
Dieses Gottvertrauen stärkt uns. Dieses Gottvertrauen verbindet uns. Und dieses Gottvertrauen lässt uns voller Zuversicht durch die schwere Zeit der Pandemie gehen.
Und so bin ich gewiss: es ist der weite Raum der Kraft, der Hoffnung und der Zuversicht, der uns verbindet, überall wo wir sind! Gott segne Sie! Gott behüte Sie!
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
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