Herbstsynode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land diskutiert Zukunftsprozess „ekhn2030“ und kirchenmusikalische Konzeption

„Den Glauben zum Klingen bringen“

Screenshot: Gert Holle
Screenshot: Gert Holle

2.10.2021

 

 

(Nidda/gho) - Im Zentrum der Herbsttagung 2021 des Evangelischen Dekanats Büdingen standen am vergangenen Samstag die Einführung in und Gespräche über den Zukunftsprozess „ekhn2030“. Mit dem Projekt will die hessen-nassauische Kirche tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und knapper werdenden Ressourcen begegnen. Dabei werden seit 2019 nahezu alle kirchlichen Arbeitsbereiche in einem umfangreichen Verfahren unter die Lupe genommen.

Pfarrerin Kerstin Hillgärtner. Screenshot: Gert Holle
Pfarrerin Kerstin Hillgärtner. Screenshot: Gert Holle

Zunächst hatte jedoch die Gederner Pfarrerin Kerstin Hillgärtner mit einer Andacht auf die auch diesmal wieder online stattfindende Zusammenkunft der Kirchenparlamentarier eingestimmt. Dabei ließ sie auch einige Stationen der Synodenarbeit seit der Fusion der drei Dekanate Büdingen, Nidda und Schotten zum Evangelischen Dekanat Büdinger Land im Jahre 2016 Revue passieren. Sie sei dankbar dafür, dass sich die Arbeit nach der Fusion als relativ reibungslos erwiesen habe. Der Anbau an das Haus der Kirche und Diakonie in Nidda sei inzwischen fertiggestellt, mit der erstellten Dekanatskonzeption habe man eine gute Arbeitsgrundlage geschaffen und im Angesicht der Pandemie hätten sich neue Arbeitsformen entwickelt. So hoffe sie auf ein weiteres Zusammenwachsen, wobei sie sich bewusst sei, dass dabei auch vieles in Gottes Hand stehe – auch, wie der Prozess ekhn2030 laufen werde.

Stv. Dekan Wolfgang Keller. Screenshot: Gert Holle
Stv. Dekan Wolfgang Keller. Screenshot: Gert Holle

Der stellvertretende Dekan Wolfgang Keller knüpfte an diese ermutigenden Worte von Pfarrerin Hillgärtner mit seinem Bericht zur Lage des Dekanats an. Nach anderthalbjähriger Pandemie sei in der Gemeindearbeit allmählich eine Rückkehr zur Normalität in kleinen Schritten möglich. Chöre könnten wieder üben, kleinere Sitzungen in Präsenz stattfinden. Manche Tagungsformen wie Online-Konferenzen hätten sich nach Anfangsschwierigkeiten bewährt. Im Gemeindepädagogischen Dienst sei mit dem Gemeindepädagogen Patrick Papendorf ein Nachfolger für den ausgeschiedenen Dekanatsjugendreferent Christian Leibner gefunden worden. Er werde seinen Dienst mit Arbeitsschwerpunkt in der Region Schotten im Januar beginnen. Auch nach den Kirchenvorstandswahlen im vergangenen Juni seien alle Kirchengemeinden weiterhin handlungsfähig. Besonders freue er sich über die überaus hohe starke Wahlbeteiligung, wodurch die Vorstände gestärkt worden seien. Zahlreiche Vakanzen seien derzeit nicht nur für manche Gemeindepfarrstellen im Dekanat zu beklagen, auch das Bewerbungsverfahren um die Nachfolge von Dekanin Sabine Bertram-Schäfer, die im vergangenen Jahr das Amt der Pröpstin in Nord-Nassau angetreten habe, gestalte sich schwierig. Nach dreimaliger ergebnisloser Ausschreibung werde nun im gesamten Gebiet der Evangelischen Kirche Deutschlands gesucht. Nach einem Blick auf die anstehende Einführung der Umsatzsteuer im kirchlichen Bereich wünschte Wolfgang Keller für den Transformationsprozess „ekhn2030“ allen Beteiligten viel Mut, Kreativität und Phantasie. Propst Matthias Schmidt und auch Rolf Hartmann als Vorsitzender der Dekanatssynode sprachen im Anschluss ihren Dank an Wolfgang Keller für die geleistete Arbeit in den vergangenen Monaten aus. Als erfahrener Dekan sei er der Fels in der Brandung gewesen. Propst Schmidt zeigte sich zuversichtlich, dass die Nachfolge bis zur Frühjahrssynode geklärt und dann auch die Stellvertreterposition ausgeschrieben werden könne. Wolfgang Keller geht im Juni 2022 in den Ruhestand.

Pfarrer Alfred Beierle. Screenshot: Gert Holle
Pfarrer Alfred Beierle. Screenshot: Gert Holle

„Den Glauben zum Klingen bringen – und das in allen Winkeln des Dekanats“, diesen Auftrag hat sich die neu erstellte Kirchenmusik-Konzeption für das Dekanat gegeben. Alfred Beierle, Vorsitzender des kirchenmusikalischen Ausschusses, stellte die Eckpunkte vor. Besonders beeindruckt sei er von der mit 1242 Personen umfassenden großen Zahl an Mitwirkenden in den Chören und musikalischen Gruppen des Dekanats. Es gelte nun, weiterhin die Nachwuchsarbeit verstärkt zu fördern und hier auch Gelder zur Verfügung zu stellen. Die Möglichkeit neue Wege zu gehen, sehe er in der Kooperation mit weltlichen Chören und Musikern. Gerade zeitgenössische und moderne Musik in kirchliche Veranstaltungen zu integrieren, könne jüngere Menschen ansprechen.

Propst Matthias Schmidt. Foto: Screenshot: Gert Holle
Propst Matthias Schmidt. Foto: Screenshot: Gert Holle

Wie sieht das Kirchenbild für ekhn2030 aus? Warum gibt es den Prozess ekhn2030 überhaupt? Wie kann die regionale Gestaltung kirchlichen Lebens 2030 aussehen? Anhand dieser Fragen stellten Oberhessens Propst Matthias Schmidt und Annette-Christina Pannenberg, Projektentwicklerin in der Kirchenverwaltung in Darmstadt, ausführlich die strategischen Grundzüge des Prozesses im Rahmen der gut dreieinhalbstündigen Online-Konferenz vor. Ausgehend von der alttestamentlichen Traumgeschichte des Joseph skizzierte Propst Schmidt die gesellschaftlichen Herausforderungen mit Ressourcenverknappung, Institutionsmüdigkeit und demografischen Wandel als Stichworte. Einher gehe eine Reduzierung der finanziellen Möglichkeiten, die die Fragen aufwerfen würden, was an guter Arbeit bewahrt werden könne und wie und wohin sich Kirchen entwickeln werde. Aus seiner Sicht gehe die Reise dahin, auch weiterhin den Anspruch zu haben, eine verlässlich erreichbare Kirche zu sein. „Seelsorge braucht verlässliche Beziehungen“, betonte der Propst. Des Weiteren bedürfe es einer gut vernetzten Kirche, auch einer Vernetzung mithilfe multiprofessioneller Teams in einzurichtenden Nachbarschaftsräumen, bestehend aus Pfarrer*innen, Gemeindepädagog*innen und Kirchenmusiker*innen. Da Kirche künftig mit weit weniger Personal auskommen müsse, werde die Bildung von Teams als eine gute Möglichkeit gesehen. „Es kommen weit weniger junger Pfarrer*innen nach, als in den nächsten zehn Jahren in Ruhestand gehen“, sagte Schmidt. Und drittens müsse Kirche „mit leichtem Gepäck“ unterwegs sein, wobei er die Verabschiedung von Gebäuden, die in der bestehenden Anzahl nicht mehr finanzierbar seien, meinte. Aufgefangen werden könne diese Reduzierung durch die Zusammenarbeit von Kirchengemeinden in zahlreichen Gebieten der bisherigen Gemeindearbeit. – 

Annette-Christina Pannenberg
Annette-Christina Pannenberg

Anhand von Schaubildern verdeutlichte Annette-Christina Pannenberg den Weg und die Zielrichtung des Prozesses „ekhn 2030“. Sie zeigte auf, wie die Entwicklung des Pfarrdienstes im Nachbarschaftsraum und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams sowie durch das Dekanat aussehen könnte. Demnach würde ein Nachbarschaftsraum von Gemeinden mit insgesamt zusammen 3000 bis 6000 Gemeindegliedern gebildet werden. Dieser Schulterschluss sei Voraussetzung für die Erstellung eines Gebäudeentwicklungskonzeptes auf Dekanatsebene in den kommenden Jahren. Hierdurch könnten wiederum Entscheidungen über die Nutzung von Gebäuden und deren eventuellen Verkauf zielgerichteter getroffen werden. Die Bauunterhaltungslast könne deutlich reduziert werden. In Kleingruppen diskutierten die Gemeindevertreter die vorgestellten Pläne und brachten eigene Erfahrungen der Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden ein. Schließlich gaben sie Annette-Christina Pannenberg Anregungen und Ideen für die Weiterarbeit in den Ausschüssen der Landessynode mit auf den Weg. - 

Rolf Hartmann. Screenshot: Gert Holle
Rolf Hartmann. Screenshot: Gert Holle

Mit einem großen Dank von Rolf Hartmann an die Synodalen für die geleistete Arbeit in den vergangenen sechs Jahren und an die Mitwirkenden der 11. und vorerst letzten Zusammenkunft der  I. Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land sowie einem von Pfarrerin Kerstin Hillgärtner gesprochenen Segen ging eine intensive Tagung zu Ende.

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