Von Inge Müller
Quelle: Kreis-Anzeiger 20.09.2016
(BÜDINGEN/GEDERN/im) - Es war Felix Mendelssohn-Bartholdys letztes Oratorium, das bei seiner Uraufführung – 1846 in Birmingham – allein wegen seiner Dramatik und der Zahl der Mitwirkenden für Furore gesorgt hat: „Elias“, gewidmet dem großen alttestamentlichen Propheten, ist zu einem der beliebtesten geistlichen Werke des Komponisten geworden, stellt aber allein aufgrund der Fülle der zu bewältigenden Chor- und Orchestersätze sowie Solo-Arien auch heute noch eine Herausforderung für die Aufführenden dar, vor allem, wenn Laien mitwirken.
Zur Fusion des Dekanats Büdinger Land, das Anfang des Jahres aus den Ursprungsdekanaten Büdingen, Nidda und Schotten gebildet worden ist, erklingt das Oratorium jetzt gleich zweimal als Festkonzert: am Samstag, 8. Oktober, 19 Uhr, in der evangelischen Kirche zu Gedern, und am Sonntag, 9. Oktober, 17 Uhr, in der evangelischen Marienkirche in Büdingen. Eine Einführung in Text und Musik des Werks zur Vorbereitung auf den musikalischen Genuss gibt es – bei freiem Eintritt – am Mittwoch, 28. September, im evangelischen Gemeindehaus in Nidda sowie am Mittwoch, 5. Oktober, im Gemeindesaal an der Büdinger Marienkirche. Beide Einführungen beginnen um 20 Uhr.
Mitwirkende sind in den Konzerten die symbolhaft zu einem einzigen Klangkörper fusionierten Chöre der drei Regionalkantoreien, die Kammerphilharmonie Bad Nauheim – besetzt unter anderem mit Musikern des Symphonieorchesters des Hessischen Rundfunks – sowie die Solisten Karola Pavone (Sopran), Dorothea Pavone (Mezzosopran), Sofia Pavone (Alt), Martin Steffan (Tenor), Jang Chul-Ho (Bass) in der Titelrolle des Propheten Elias sowie zwei jugendliche Knaben-Soprane. Dekanatskirchenmusikerin Katrin Anja Krauße (Nidda) übernimmt den Part an der Orgel, ihren Kollegen Barbara Müller (Büdingen) und Kiwon Lee (Schotten) obliegt die Gesamtleitung.
Während einer Pressekonferenz im Haus der Kirche und Diakonie in Nidda gaben die drei Dekanatskirchenmusiker jetzt Einzelheiten zum Großprojekt bekannt. Das Festkonzert knüpft an die langjährige Tradition der Wetterauer Kirchenmusiktage an und unterstreicht auf seine Weise eindrucksvoll die Zielsetzung der Fusion: zu Harmonie und einem „Gesamtklang“ zu finden, die unterschiedlichen individuellen regionalen Schwerpunkte aber beizubehalten.
„Es gibt gleich mehrere Gründe, welche unsere Wahl auf ‚Elias‘ fallen ließen“, erläutert Dekanatskirchenmusikerin Barbara Müller. „Mendelssohn-Bartholdys Partitur sieht eine Vielzahl von Chorsängern, ein opulent besetztes Orchester und reizvolle Soli vor. Insgesamt bringen wir mit diesem Oratorium, dessen erste deutschsprachige Aufführungen in Berlin und Leipzig der Komponist selbst leider nicht mehr miterleben konnte, mehr als 160 Mitwirkende in die Kirchenräume von Gedern und Büdingen.“ Die Melodien sind eingängig, die Chorsätze „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“, „Hebe deine Augen auf“ und „Er hat seinen Engeln befohlen“ weltberühmt. Die Thematik – das Ringen um Werte und Wahrheit sowie Kampf statt Dialog der Religionen – ist hochaktuell. Ebenso die kraftvolle, aber ambivalente Gestalt des Elias, der vom unbestechlichen Propheten zum Herausforderer und Mörder der Baalpriester und dann zum verzagten Todesmüden in der Wüste wird, dem Gott schließlich seine direkte Nähe und Gegenwart schenkt und den er, fast dem verheißenen Messias gleich, in Form einer legendären Himmelfahrt von der Erde entrückt.“
Während der erste, dramatischere Teil des Oratoriums den Schwerpunkt auf die Sorge der Bevölkerung um Regen und Wasser sowie auf den Wettstreit zwischen den polytheistische Baalpriestern und dem einen einzigen Gott verkündenden Elias legt und mit einem dynamisch inszenierten „Regenwunder“ endet, gewährt der zweite Teil Einblick in die Innenwelt des Propheten: Seine Zweifel und Ängste stehen hier im Vordergrund. Höhepunkt und Schluss des vielschichtigen Oratoriums, dessen Entstehung insgesamt zehn Jahre im Leben Mendelssohn-Bartholdys in Anspruch nahm, ist der Ausblick auf das Kommen des Messias, der das Werk des Propheten Elias vollenden wird.
Der Eintrittspreis beträgt im Vorverkauf 20 Euro, an der Abendkasse 22 Euro. Studenten zahlen zehn Euro. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt. Ein Imbiss in der Pause ist vorgesehen. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen in Büdingen, Schotten und Nidda, unter der Telefonnummer 06044/961415, per E-Mail an musikmomente@dekanat-schotten.de sowie im Internet unter www.adticket.de und unter der Ticket-Hotline 0180/5040300.
„Die Eintrittspreise wären nicht möglich gewesen ohne großzügigste Unterstützung durch die Freundes- beziehungsweise Förderkreise der Kirchenmusik in Nidda, Schotten und Büdingen sowie durch die Sponsoren, allen voran die Sparkasse Oberhessen und die VR-Bank Main-Kinzig-Büdingen. Bei der Aufführung von ‚Elias‘ handelt es sich somit nahezu um ein Geschenk der drei fusionierten Dekanate an alle Gläubigen und selbstverständlich auch an alle sonstigen musikalisch Interessierten“, unterstrich Barbara Müller im Pressegespräch.
Nach intensiven Proben mit ihren Chören und deren bereits gelungener Fusion sehe man den beiden Aufführungen mit dem berühmten „Kribbeln im Bauch“, aber auch mit großer Vorfreude entgegen,
betonten alle drei Dekanatskirchenmusiker.