Von Elfriede Maresch
(NIDDA/em) - Themengottesdienste der Frauenvertretung des Dekanats gab es in Nidda schon vor Jahren. Musikalisch, szenisch und mit Zitaten wurden Lebensbilder dargestellt. Auch im Großdekanat soll diese Tradition nicht verschwinden: Am Mittwoch, 22. November, dem Buß- und Bettag, wird es in der Niddaer Stadtkirche einen Themengottesdienst geben (Beginn 19 Uhr), den Frauen des im April gewählten Dekanatsfrauenausschusses (der Kreis-Anzeiger berichtete) gestalten.
Zunächst war es generell um Frauen der Reformatoren gegangen, und Ausschuss-Sprecherin Beate Harbich-Schönert hatte Informationen zu Thomas Müntzers Ehefrau Ottilie von Gersen, zur Liederdichterin Elisabeth Cruciger, zu Wibrandis Rosenblatt, die nacheinander mit mehreren Reformatoren verheiratet war, und zu Katharina Melanchthon eingebracht. Doch dann entschied sich die Vorbereitungsgruppe, eine Zeitgenossin Luthers in den Mittelpunkt des Gottesdienstes zu stellen, die in der örtlichen Kirchengeschichte eine – vielleicht zu wenig beachtete – Rolle spielte: Margaretha Pistorius, die von 1516 bis 1560 lebte. Eine eigenständige Biografie dieser ersten Niddaer Pfarrfrau gibt es nicht, wohl aber etliche Informationen in anderen Publikationen. Die Frauen des Ausschusses waren neugierig geworden, wollten sich in die Lebenswelt einer Niddaerin des 16. Jahrhunderts hinein versetzen.
Insbesondere Beate Harbich-Schönert machte sich auf Spurensuche. Sie ist auch ehrenamtlich im Heimatmuseum Nidda engagiert und konnte den Band 2 der dort erschienenen Reihe der Niddaer Geschichtsblätter einbringen, eine Doppelbiografie „Vater und Sohn Johannes Pistorius Niddanus“, verfasst von Hans-Jürgen Günther. In einem weiteren Treffen wurden die Rollen festgelegt, alle Akteurinnen schrieben ihre Texte selbst. Pfarrer Dr. Detlef Metz aus Ulrichstein-Bobenhausen, Kirchenhistoriker mit Freude am darstellenden Spiel, übernahm die Rolle von Johannes Pistorius dem Älteren.
Schon bei den Proben machte es Freude, den Darstellerinen in der Frauentracht des 16. Jahrhunderts zuzusehen. Metz als Pistorius im geschlitzten Wams und mit Barett schildert seinen Weg vom Johannitermönch zum Begleiter der jungen Reformation in Hessen, als Teilnehmer des Reichtags von Augsburg (1530) und Mitverfasser der Confessio Augustana. Anette Henrich (Ober-Schmitten) stellt sich als die junge Stadtschreiberstochter Margaretha Scriba vor, die 1535 als 19-Jährige den damals 33-jährigen Niddaer Stadtpfarrer Johannes Pistorius heiratete. Wohl eine Liebesheirat – das junge Mädchen wird in einem Hochzeitsgedicht als „fromm, besonnen und fleißig“ beschrieben.
Anette Henrich erzählt in ihrer Rolle von der wachsenden junge Familie, der großen beruflichen Beanspruchung ihres Mannes als Superintendent, vom frühen Tod zweier Pistorius-Kinder. Sabine Erk (Nieder-Mockstadt) baut Spannung auf: Sie schildert den friedlichen Sommer 1555, die guten Ernteaussichten, als plötzlich eine Katastrophe über die Stadt hereinbricht und auch die Familie Pistorius hart trifft... Obwohl sie so Schmerzliches erlebt und überlebt haben, brechen Pistorius und seine Frau nicht zusammen. Er erfüllt weiter verantwortungsvoll die Amtspflichten, sie wird von Zeitgenossen als aktive Pfarrfrau beschrieben, die verarmte Witwen der Stadt unterstützte und sich verwaister Kinder annahm. Erika Koch aus Eschenrod und Bärbel Wilhelm aus Götzen erzählen sich in Mundart entsetzt von einem schweren Unglück – was ist Margaretha Pistorius zugestoßen? Wer es erfahren möchte, ist eingeladen, den Gottesdienst zu besuchen. Ein Abendmahl mit Pfarrerin Hanne Allmansberger ist eingefügt, den Gemeindegesang begleitet Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße. Die Besucher sind im Anschluss in das Pistorius-Haus zum Ausklang eingeladen. Annemarie Fischer-Müller sorgt mit Lutherbrot und gebackenen Luther-Rosen für einen Imbiss.
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
E-Mail: Verwaltung
Telefon: 06043-8026-0
Fax: 06043-8026-26
Hintergrundbilder:
Vögel im Winter: © Hilke Wiegers / fundus-medien.de
Winterweg: © Stephan Krebs / fundus-medien.de
Rote Winteräpfel: © Hans Genthe / fundus-medien.de
Fußspuren im Schnee: © Rolf Oeser / fundus-medien.de