AUFFÜHRUNG: Kinder und Jugendliche des Dekanats Büdinger Land führen Musical „Josef und seine Brüder“ auf / Fantasievoll gestaltete Szenen
Quelle: Kreis-Anzeiger 25.10.2016
(NIDDA/GEDERN/det) - Gute Spieler können auch Oboe und Flöte wie Fanfaren klingen lassen, vor allem, wenn sie von E-Piano und Schlagzeug unterstützt werden. Dazu stellte sich der Kinderchor in langen Gewändern, mit Turbanen und Kopfschleiern im Chorraum auf. Eine morgenländische Szenerie war aufgebaut. So effektvoll begann das Kindermusical „Josef und seine Brüder“ von Gerd-Peter Münden. Die Aufführungen fanden in der evangelischen Kirche Gedern und als Schwerpunkt des Sonntagsgottesdienstes in der Stadtkirche Nidda statt – jeweils vor einem großen Publikum. Es war ein Projekt des Evangelischen Dekanats Büdinger Land, Region Nidda, 18 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 14 Jahren machten mit.
Szenischer Ablauf, Chöre, Sologesang, gesprochene Abschnitte: In einer einwöchigen Singfreizeit in der Jugendherberge Hoherodskopf erarbeitete Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße mit dem jungen Ensemble das Musical. Dekanatsjugendreferentin Adriana Mattern, unterstützt von Irene Allmansberger, begleitete beim Kostümieren, beim Kulissen- und Requisitenbasteln (der Kreis-Anzeiger berichtete). Die Instrumentalbegleitung übernahmen Kiwon Lee (E-Piano), Volker Bilz (Oboe), Susanne Oehler (Querflöte) und Oliver Reitz (Percussion).
Dekan i.R. Heinz Weber hatte in der Stadtkirche ein kurze Einleitung gesprochen und das Vergeben von Schuld in den Mittelpunkt gestellt. Nun erzählte der Kinderchor die Geschichte von Jako, Lea und Rahel nach und alle zwölf Söhne stellten sich singend vor. Ein kesser Synkopen-Rhythmus klang auf, als von „Josef, dem kleinen Josef“ die Rede war, dem Lieblingskind des Vaters, verwöhnt, den anderen vorgezogen und schnell dabei, sie zu verpetzen. Geschickt wurden Szenen der Geschichte komprimiert: Der Vater schickte ihm zu den abwesenden Brüdern im Feld, er schlief ein und im Traum umtanzten ihn die Geschwister, verneigten sich vor ihm – Flöte und Oboe spielten eine anmutige Reigenmelodie. Raues Erwachen: Der ganze Zorn der Brüder auf den Bevorzugten machte sich breit, sie rissen sein schönes Obergewand herunter und sperrten ihn in eine leere Zisterne. In den Instrumentalstimmen klang ein Hauch Exotik, ein Schreitrhythmus auf, eine Karawane reisender Händler, kamen auf Pappkamelen „reitend“ in die Szene, Josef wurde als Sklave an sie verkauft. Und wieder szenisch verdichtete Handlung und Kulissenimprovisation: Ein Gitter wurde quer vor den Chorraum gehalten. Durch eine Falschbeschuldigung war Josef im Gefängnis gelandet. Ein ironisches Zitat: Die Häftlinge beklagten ihr Los in einer Abwandlung des Gefangenenchores von Giuseppe Verdi. Josef, nicht nur Träumer, sondern auch Deuter, konnte zwei anderen ihre Zukunft vorhersagen.
Die Zuhörer bewunderten, wie sicher die Kinder, auch Jüngere, lange erzählerische Solopassagen sangen, wie konzentriert sie ihre Rollen ausführten. Ein besorgter Pharao im Thronsaal war zu sehen, Josef als erfolgreicher Traumdeuter und Berater, zum Verwalter der Ernte erhoben – und plötzlich mit seinen Brüdern konfrontiert, die in der Hungersnot Getreide kaufen wollten. Die Stunde der Rache? Ein nachdenklicher, wechselnder Singspielabschnitt folgte, Josefs Frau Asnath riet ihm zur Verzeihung. Mit einem geschickten Trick brachte Josef die Brüder zum Geständnis und gab sich zu erkennen. Diese Szene war mit einer besonders schönen Oboenmelodie unterlegt. „Wir laden viele Leute ein und feiern heut ein Fest“ – dem freudigen Schlusschor der Kinder folgte langer begeisterter Beifall. Die eingängigen Melodien, die fantasievoll gestalteten Szenen, vor allem aber das unbefangene, konzentrierte Spielen und Singen der Kinder begeisterten das Publikum „Krauße und ihr Team haben gute Arbeit geleistet“, war mehrfach zu hören.