Von Myriam Lenz
(HAMMERSBACH/ka) - Die Erweiterung des Gewerbegebiets Limes in Hammersbach wurde bislang nur von Investorenseite thematisiert. Nun melden Grüne, mehrere evangelische Kirchengemeinden und der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt am Main Protest an.
In Hammersbach ist ein Gewerbegebiet im Werden und soll über die 24 geplanten Hektar auf fast 50 erweitert werden. In der vergangenen Woche überbrachte Landrat Jan Weckler die Baugenehmigung für die ersten acht Hektar. Im Mai soll mit den Bauarbeiten begonnen werden (der Kreis-Anzeiger berichtete). An dem Gewerbegebiet sind die Kommunen Büdingen, Hammersbach und Limeshain beteiligt.
Die CDU und SPD bedienten Interessen von Investoren und betonieren dafür die Landschaft zu, lautet die Kernaussage einer Mitteilung der Kreis-Grünen zum Interkommunalen Gewerbegebiet Limes.
Nach den Plänen, 30 Hektar bestes Ackerland für ein Rewe-Logistikzentrum in Wölfersheim zu opfern, sei nun weiteres Ackerland an der Grenze zum Main-Kinzig-Kreis fällig, sagen die Grünen. "Wieder einmal geht es vor allem um Logistik, wieder einmal soll zu diesem Zweck die Regionalplanung ausgehebelt werden."
Sylvia Klein, Fraktionsvorsitzende im Kreistag: "Der Konflikt zwischen Landwirtschaft und regionaler Ernährung auf der einen und willkürlicher Förderung von Investoreninteressen mit massiven Umweltschäden auf der anderen Seite wird hier auf die Spitze getrieben." Thomas Zebunke, Direktkandidat im östlichen Wetteraukreis für die Landtagswahl und vormaliger Landratskandidat, fügt hinzu: "Besonders enttäuschend ist, dass sich der neue Landrat Jan Weckler als Mitinitiator inszeniert. Ich habe im Landratswahlkampf wahrgenommen, dass die CDU nachdenklicher geworden ist, wenn es um den Schutz von Landschaft, Heimat und ihrer eigenen Wählerklientel, den Bauern, geht." Weckler spreche von einem Projekt mit Strahlkraft. Thomas Zebunke nennt es ein Symbol für eine Wirtschaftspolitik des vergangenen Jahrhunderts.
Die Aussicht auf zusätzliche Arbeitsplätze weist Thomas Zebunke vom Tisch: Es sei kein Geheimnis, dass die Digitalisierung in der Logistikbranche die großen Träume platzen lasse. "Hier ist auf den Hektar umgerechnet die Arbeitsplatzdichte sogar jetzt schon sehr gering." Die Wetterauer Bürger dürften sich nicht zum Lagerplatz und Zubringer Frankfurts machen lassen. Damit werde den ländlichen Räumen weitere Chancen der Eigenentwicklung genommen, wenn man Mammutprojekte, die alles auf Ferntransporte und die Hauptverkehrsachsen konzentrieren, auch noch unterstütze.
In Hammersbach werde sogar noch mehr wertvolles Ackerland vernichtet als in Wölfersheim, sagt Sylvia Klein. "Und wieder spielt Rouven Kötter eine wesentliche Rolle. Bis vor Kurzem war er dort Bürgermeister und nun ist er Beigeordneter im Regionalverband. Anstatt sich nach den abgewogenen Raumordnungsplänen des Landes zu richten, startet er ein Abweichungsverfahren nach dem anderen und ruiniert damit die Grundlagen der Nachhaltigkeit, denen auch der Regionalverband verpflichtet ist." Es sei dreist, mit der CDU/SPD-Mehrheit auf allen Ebenen im Rücken, großspurig zu verkünden, ,dass der Regionalplan kein Grund mehr für Verzögerungen ist'."
Rouven Kötter reagiert prompt auf die Vorwürfe der Grünen. Richtig sei, dass ein Beigeordneter gar kein Abweichungs- beziehungsweise Änderungsverfahren starten könne. Das liege in der Hand der Kommunen. Zudem sei während seiner Amtszeit noch kein Änderungsverfahren beantragt worden. "Ich habe nicht verkündet, dass der Regionalplan kein Grund mehr für Verzögerungen ist! Ich habe gesagt, dass wir uns vorgenommen haben, die Verfahren zügig durchzuführen - egal wie sie am Ende ausgehen." Änderungsverfahren bei einem Plan mit über zehn Jahren Laufzeit seien absolut normal. Kötter: "Die meisten werden übrigens einstimmig - mit den Stimmen der Grünen - verabschiedet." Den Standort in Hammersbach hält Rouven Kötter, wie er betont, nach wie vor für ideal.
Gegenwind erhält das Projekt Limes aber auch von der evangelischen Kirche und dem Regionalbauernverband. Die Kirchengemeinden Langenbergheim, Hainchen, Limeshain, Eckartshausen und Marköbel bereiten für September drei bis vier Info-Veranstaltungen vor. Mit diesen wollen sie auf die Bedeutung des Ackerbodens und die Notwendigkeit, diesen zu schützen, hinweisen. "Dem Dekanat Büdinger Land und der evangelischen Kirche ist es wichtig, dass der gute wertvolle Boden in der Wetterau geschützt wird", sagt Rita Stoll, Fachstelle für Bildung und gesellschaftliche Verantwortung. Die Kirche stehe im Kontakt mit dem "Aktionsbündnis Bodenschutz Wetterau". Im Rahmen dieses Bündnisses kündigt auch der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt am Main seinen Protest an. "Wir werden uns das sehr genau anschauen", sagt Vorsitzende Andrea Rahn-Farr gegenüber dem Kreis-Anzeiger. Maßgabe sei, was bisher im Flächennutzungsplan, der 2012 verabschiedet wurde, steht. Mit der Verdoppelung der Fläche würde der Flächennutzungsplan komplett über den Haufen geworfen. "Die Erweiterung kann man nicht hinnehmen."