Pfarrerin Beate Henke will Corona-gebeutelten Menschen im kleinsten Land Südamerikas beistehen

Hilfe für Suriname

Petra Pinas, Leiterin des Allgemeinen Sozialdienstes der Herrnhuther Brüdergemeine in Suriname, spricht über das Nothilfeprojekt der Kirche. Die Kirche wird 600 Lebensmittelpakete an finanziell schwache Familien verteilen. Foto:: Screenshot
Petra Pinas, Leiterin des Allgemeinen Sozialdienstes der Herrnhuther Brüdergemeine in Suriname, spricht über das Nothilfeprojekt der Kirche. Die Kirche wird 600 Lebensmittelpakete an finanziell schwache Familien verteilen. Foto:: Screenshot

27.06.2021

 

(Region/ Nidda/ gho) - Während in Deutschland wieder ein Stück Normalität einzukehren scheint, steigen beispielsweise in Bolivien oder Chile die Covid-Infektionszahlen weiter an. Auch Suriname, deren Frauen vor drei Jahren den Weltgebetstag liturgisch vorbereiteten, erlebt derzeit eine dritte Corona-Welle. Seit mehreren Wochen meldet das an der Nordküste Südamerikas gelegene Land, das flächenmäßig etwa halb so groß wie Deutschland ist, steigende Zahlen. In der vergangenen Woche lag die 7-Tage-Inzidenz bei knapp 300. Täglich kommen über 40 infizierte Menschen hinzu. Zum Vergleich: Hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung entspräche das Infektionsgeschehen in dem Land mit rund 580.000 Einwohnern einer Zunahme von 7040 Infizierten an jedem Tag. Die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt. Zwar ist Suriname, dass erst am 25.11.1975 von den Niederlanden in die staatliche Unabhängigkeit entlassen wurde, bei COVAX ( steht für Covid-19 Vaccines Global Access)  angeschlossen und hatte so zunächst die Zusage einer Lieferung von 79.200 AstraZeneca Impfstoffdosen erhalten - auch eine Zusage der Niederlande über 700.000 COVID-19-Impfdosen liegt mittlerweile vor -, doch tatsächlich konnte bislang nur ein kleiner Teil der Bevölkerung geimpft werden. Das Gesundheitssystem Surinames, das weltweit eines der am wenigsten dicht besiedelten Länder ist, ist nicht zuletzt durch die Kombination mit dem schon vor der Regenzeit einsetzenden heftigen Niederschlag und dessen Folgen überlastet. Die Krankenhäuser verfügen lediglich über insgesamt 30 Beatmungsgeräte.  Im Zuge der ersten Welle im vergangenen Jahr konnten die Ansteckungszahlen noch moderat gehalten werden, doch jetzt brauchen die Menschen im Land dringend Hilfe von außen. 

 

Beate Henke, Pfarrerin im Kirchspiel Wallernhausen, ist seit vielen Jahren der Herrnhuter Brüdergemeine freundschaftlich verbunden. Diese ist seit dem 18. Jahrhundert in Suriname missionarisch und diakonisch tätig. Über persönliche Kontakte zu Dorothea Rohde, die seit 2018 in der Hauptstadt Paramaribo als Gemeindepfarrerin sowie als Dozentin am dortigen Theologischen Institut wertvolle Arbeitet leistet, hat sie von der Not der Menschen in diesem auch wirtschaftlich stark gebeutelten Land erfahren. Nach Erhalt eines Kollektenaufrufs von der Direktion der Herrnhuter Brüdergemeine, der an alle Gemeinden und Sozietäten der Europäisch-Festländischen Provinz der Evangelischen Brüder-Unität ging, möchte die engagierte Seelsorgerin helfen. Spontan hat sie die Vorstände ihrer Gemeinden Wallernhausen-Fauerbach und Ober-Lais über die Lage in Suriname informiert und diese haben daraufhin mit jeweils 1000 Euro die für diese Nothilfe gedachte Gemeindekollekte vom 13. Juni aufgestockt. Auch der Synodalvorstand des Evangelischen Dekanats Büdinger Land will helfen und hat in seiner letzten Sitzung 2000 Euro zugesagt. „Wir haben Erfahrungen mit zu viel Wasser, Erfahrungen mit Corona in unseren Dörfern, aber medizinische und wirtschaftliche Katastrophen dazu, die sind uns erspart geblieben. Jetzt ist es an uns, den Ärmsten in Suriname zu helfen“, ruft Beate Henke zur Hilfe auf.

 

Schon seit geraumer Zeit hat die Brüdergemeine in Suriname wöchentlich 60 Lebensmittelpakete an Familien verteilt, die Hilfe besonders nötig haben. Mit den zugesagten Geldern und weiteren Spenden sollen nun in einer ersten Phase der Nothilfe bis zu 600 Familien Pakete erhalten, die neben 25 Kilo Reis Nahrung im Gesamtwert von umgerechnet 50 Euro beinhalten sollen. Die niederländische Missionsorganisation der Herrnhuter unterstützt diese Hilfe und wird für die Zuweisung der Gelder an das Projekt in Paramaribo sorgen, in der rund die Hälfte der Einwohner des Landes lebt. In der als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Hauptstadt steht die Synagoge neben einer Moschee; christliche Kirchen und ein Hindutempel sind nur wenige Häuserblocks entfernt. Das kleinste Land Südamerikas ist so selten in den Schlagzeilen, dass viele Menschen nicht einmal wissen, auf welchem Kontinent es sich befindet. Suriname, das afrikanische, niederländische, kreolische und indische, chinesische und javanische Einflüsse vereint, hat dank seines subtropischen Klimas eine vielfältige Flora und Fauna. Das Leben in einem der grünsten Länder der Erde zeigt, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen eine multikulturelle Gesellschaft bilden können. Respekt vor dem anderen ist ein hohes Gut. Auf die gelebte Vielfalt im Neben- und Miteinander ist man zu Recht stolz. Wenn Surinamer eine Botschaft formulieren sollten, dann wäre es wohl die Idee einer Gemeinschaft, in der dennoch jeder das Recht hat, seine Besonderheiten zu leben. Einheit in Vielfalt. Doch das traditionell harmonische Zusammenleben in Surinam ist zunehmend gefährdet. Die Wirtschaft des Landes ist extrem abhängig vom Export der Rohstoffe Gold und Öl und war es bis 2015 auch vom Bauxit. Schwanken die Preise auf dem Weltmarkt, so trifft dies den surinamischen Haushalt empfindlich. Das einst gut ausgebaute Sozialsystem ist mittlerweile kaum noch finanzierbar. Während der massive Rohstoffabbau die einzigartige Natur Surinams zerstört, fehlt es in Politik und Gesellschaft an nachhaltigen Ideen für Alternativen. Dass das Gleichgewicht in Surinams Gesellschaft aus den Fugen gerät, wird besonders für Frauen und Mädchen zum Problem. In den Familien nimmt Gewalt gegen Frauen und Kinder zu. Vermehrt brechen schwangere Teenager die Schule ab. Frauen prostituieren sich aus finanzieller Not. Auch in diesen Notlagen hilft der diakonische Zweig der Herrnhuter mit speziellen Projekten, die allerdings während Corona auch nur unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten werden können. Ein harter Lockdown hat das gesellschaftliche Leben fast zum Erliegen gebracht.

 

Wer sich an der von Pfarrerin Beate Henke unterstützen Hilfsaktion beteiligen möchte, kann dies mit einer Spende tun:

Konto der Herrnhuter Missionshilfe:

Evangelische Bank eG

IBAN: DE25 5206 0410 0000 4151 03

BIC: GENODEF1EK1

 

Verwendungszweck: Suriname (Bitte Adresse für eine eventuelle Spendenquittung angeben)