Dekanatssynode Büdinger Land beschließt Sollstellenplan

Werben um Zusammenarbeit der Kirchengemeinden

Foto: Gert Holle
Foto: Gert Holle

28.09.2019

(Ortenberg / Region/gho) – Auf ihrer Herbsttagung im Bürgerhaus Ortenberg hat die Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land die Umsetzung der Reduzierung der bislang 40,5 Gemeindepfarrstellen um drei Stellen bis zum Jahr 2024 beschlossen. Grundlage der Entscheidung bildete ein Konzept des Synodalvorstandes (DSV), das dem aus 134 Gemeindevertretern bestehenden Kirchenparlament weitestgehend schon im Rahmen der Frühjahrssynode im März vorgestellt worden war.

Dekanin Sabine Bertram-Schäfer erläuterte im Bürgerhaus Ortenberg zunächst die Hintergründe für die Kürzungen und präsentierte die Eckpunkte des Vorschlags, den der DSV zusammen mit dem eigens gegründeten Pfarrstellenbemessungsausschuss in den letzten zwei Jahren erarbeitet hatte. Gemäß einer Entscheidung der Landessynode in Hessen und Nassau (EKHN) müsse das Dekanat Büdinger Land bis zum Jahr 2024 die bislang 40,5 Gemeindepfarrstellen um drei Stellen kürzen. Angesichts einer bevorstehenden Pensionierungswelle und einem zu erwartenden Rückgang der Gemeindegliederzahlen infolge der Altersentwicklung der Bevölkerung seien im Personalbestand Anpassungen auf allen kirchlichen Ebenen erforderlich geworden. Die Umsetzung in den Dekanaten obliege den jeweiligen Synoden, die neben den Kriterien der Gemeindegliederzahlen und der Fläche auch Aspekte der geleisteten Arbeit vor Ort in ihre Entscheidung einfließen lassen könnten. Neue Organisationsformen für die Arbeit der Pfarrer und die Kirchengemeinden seien anzustreben. Dabei könne die Zusammenarbeit in Teams ein zukunftsweisender Schritt sein. Die Dekanin zeigte sich zuversichtlich, dass ein Modell zur Regionenbildung die Kürzungen im Sinne einer gleichmäßigen Grundversorgung und des Fortbestandes des aktiven Gemeindelebens im gesamten Dekanatsgebiet abfedern könne. Mit der Bildung von Kooperationsräumen werde der Blick über die einzelne Kirchengemeinde hinaus geweitet. Gemeinsame Konfirmandenkurse oder Gottesdienste, Gemeindeausflüge und Projekte könnten auch eine Entlastung für Haupt- und Ehrenamtliche bringen.

 

Bertram-Schäfer wisse, dass es für die betroffenen Kirchenvorstände nicht leicht sei, seit langem bewährte Pfade zu verlassen und da, wo man gewohnt sei, für sich alleine zu entscheiden, künftig in der Zusammenarbeit mit dem Nachbarn Kompromisse einzugehen. „Wir wollen auch weiterhin, dass Kirche nahe bei den Menschen ist. Das geht aber nur mit vereinten Kräften“, sprach sie zu den Synodalen, bevor sie dann die Details des DSV-Vorschlags präsentierte. Danach stehen dem Dekanat zum 1. Januar 2023 insgesamt 43,5 Pfarr- und Fachstellen zur Verfügung, am 1. Januar 2025 werden es 42,5 sein. Der Wegfall von insgesamt 4 Stellen im Gemeindedienst soll fair verteilt werden. Für die Berechnung zugrunde gelegt wurden zu 80 Prozent die Gemeindegliederzahlen und zu 20 Prozent die Fläche, um auch den Zeitaufwand der weiten Wege, der Predigtstellen, Seelsorgeaufträge und Gremientermine zu berücksichtigen. Zudem gab der DSV vor, dass Stellen, die mit der Betreuung einer gemeindeeigenen Kindertagesstätte versehen seien, von der Kürzung ausgenommen werden sollten. Neben der Einordnung der insgesamt 77 Kirchengemeinden in sieben Regionen sah das Konzept des DSV weiter vor:

 

  • Die Umwandlung der 0,5 Klinikseelsorgestelle Bad Salzhausen in eine 0,5 Altenseelsorgepfarrstelle mit dem Schwerpunkt Region Nidda;
  • Die Umwandlung der 1,0 AKH-Stelle in eine 1,0 Krankenhauspfarrstelle
  • Die Errichtung einer 0,5 Jugendpfarrstelle ab 01.01.2023
  • Die Aufhebung der 1,0 Pfarrstelle Geiß-Nidda und Bad Salzhausen und Errichtung einer 1,0 Pfarrstelle Nidda I mit Geiß-Nidda und Bad Salzhausen mit gleichzeitigem 0,5 Auftrag in Nidda I verbunden mit der Pfarrstelle Ulfa
  • Die Aufhebung der Pfarrstelle Lißberg mit gleichzeitiger Neubeschreibung der Pfarrstelle Schwickartshausen (Schwickartshausen und Lißberg).

Nach intensiver Diskussion des Vorschlags und von insgesamt 11 Anträgen aus den Kirchengemeinden, die im Wesentlichen den Erhalt von Gemeindestellen und die Sorge um die Qualität der bisherigen Arbeit zum Inhalt hatten, wurde der vom DSV eingebrachte Sollstellenplan mit großer Zustimmung verabschiedet. Einem Alternativvorschlag bezüglich der Verbindung einer halben Pfarrstelle in Rainrod mit der halben stellvertretenden Dekanestelle ab 2023 war kein Erfolg beschieden. Die Synode sprach sich mehrheitlich für eine Kombination mit Dauernheim aus. Ebenso wurde dem Vorschlag, anstelle einer halben Jugendpfarrstelle eine halbe Pfarrstelle in sogenannter Springerfunktion zu errichten, eine Absage erteilt.

Zum Auftakt der Tagung hatte nach dem gemeinsamen Gottesdienst in der Marienkirche Ortenberg, der von Pfarrerin Beate Henke und dem stellvertretenden Dekan Wolfgang Keller sowie Anne Schneider an der Orgel gestaltet wurde, Dekanin Sabine Bertram-Schäfer ihren Jahresbericht vorgetragen.

Unter den Aspekten „Kirche in der Veränderung“, „Kirche im Miteinander“ und „Kirche in der Welt“ ging sie der Frage nach, wie das Evangelium in der Welt verkündigt und gelebt werden kann, und gab aus einzelnen Arbeitsgebieten Beispiele. Besonders warb sie im Angesicht der anstehenden Veränderungen um ein Miteinander: „Ich bin davon überzeugt, dass wir in der Zusammenarbeit von Gemeinden neue Kräfte freisetzen können und uns einander viel geben können.“. Zahlreiche Gemeinden hätten sich schon auf den Weg gemacht, hätten über ihre Grenzen hinweggeschaut, oder seien dabei, Kooperationsräume zu bilden – mit fusionierten Gemeindebüros, vereintem Personaleinsatz oder mit einem gemeinsamen Gemeindebrief. - Mit dem Thema „Schöpfung bewahren – gemeinsam für unser Haus Erde handeln“ stellte sie den Arbeitsschwerpunkt im Dekanat für 2020 vor. Dabei bezog sie sich auf ein vom DSV kürzlich verfasstes Positionspapier: „Wir setzen uns für das gemeinsame Haus Erde ein, weil wir uns gegenüber dem schöpfungsgemäßen Handeln in der Pflicht sehen. Wir verstehen den Auftrag Gottes an den Menschen, die Erde zu bebauen und zu bewahren, als einen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung, zugleich als Auftrag für das Eintreten für Gerechtigkeit und für den Erhalt von Frieden.“ Den Worten sollten jetzt mit der Umsetzung des Jahresthemas Taten folgen.

 

Ein Impuls konnte im August mit dem in Kooperation mit dem Dekanat Wetterau ausgerichteten Jahresempfang gesetzt werden. Mit Menschen aus Politik, Schule und sozialen Einrichtungen sei man gut ins Gespräch gekommen. In einem kurzweiligen Referat habe Dr. Michael Kopatz, Umweltwissenschaftler am Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie und Buchautor angeregt, das Thema Klimaschutz aus dem Bereich individueller Gewissensentscheidungen herauszuholen. Im kommenden Jahr werde es eine Neuauflage des Empfangs geben, kündigte die Dekanin an. Aller Voraussicht nach werde das Umweltthema vertieft, der Schwerpunkt allerdings eher im theologischen Bereich gesetzt.

 

Alle Fotos auf dieser Seite von Gert Holle.