(Nidda/gho) – Um genug Raum für die Umsetzung der Abstands- und Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gewährleisten zu können, war für die Herbstsynode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land am Reformationstag als Tagungsort das Bürgerhaus Nidda vorgesehen. Für die Tagung lag ein umfangreiches Hygienekonzept vor, doch nach eingehender Beratung und der Anhörung vieler Stimmen wog der Synodalvorstand (DSV) angesichts der aktuellen Entwicklung der Pandemie das Für und Wider ab und entschloss sich letztlich zehn Tage vor dem Termin dazu, die Zusammenkunft abzusagen. Um dennoch mit den Synodalen in den Austausch zu kommen, wurde stattdessen eine Zoom-Konferenz anberaumt, in der sich die Kirchenparlamentarier und die Mitarbeiter des Dekanats über aktuelle Themen informieren und austauschen konnten.
Rolf Hartmann, Vorsitzender der Synode, konnte zu Beginn über 40 Interessierte an den Bildschirmen begrüßen. Er freute sich über die gute Resonanz und leitete in souveräner Weise das doch für die meisten Teilnehmer ungewohnte Sitzungsformat.
In einer Andacht zum Reformationstag hob der stellvertretende Dekan Wolfgang Keller hervor, dass bereits Martin Luther in seiner Zeit neue Medien genutzt habe und dies auch ein Schlüssel zum Erfolg der Reformation gewesen sei. Was für Luther der Buchdruck war, seien heutzutage die sozialen Medien und digitale Formate für Andachten und Gottesdienste. „Wir müssen bereit sein, neue Wege zu gehen – in der Kirche, in unserem Dekanat“, sagte Keller und bekräftigte dies mit einem Luther zugeschriebenen Zitat. „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Matthias Schmidt, Propst in der Propstei Oberhessen, stellte den Kirchenparlamentariern und Mitarbeitern des Dekanats anhand eines eingeblendeten Zeitplans die Abläufe zur Wahl einer Nachfolgerin bzw. eines Nachfolgers für die am Ende des Jahres scheidende Dekanin Sabine Bertram-Schäfer vor. Er würdigte das Engagement und die geleistete Arbeit Bertram-Schäfers in über 16 Jahren als Dekanin, zunächst im ehemaligen Dekanat Büdingen, dann im fusionierten Dekanat Büdinger Land. Sie sei in der Situation der Fusion ein Glücksfall gewesen, betonte Schmidt. „Ich bin auf der einen Seite traurig, dass ich eine so kompetente Dekanin in meiner Propstei verliere. Ich freue mich aber auch darüber, mit ihr als Pröpstin der Propstei Nordnassau eine Kollegin im Pröpsteteam zu gewinnen. Wenn alles gut liefe, könnte nach einer Wahlsynode im Juni 2021 bereits im September der Nachfolger oder die Nachfolgerin ihren Dienst beginnen. Dann sei auch die Suche nach der Stellvertretung bereits angelaufen, die dann mit dem Dienstbeginn im Juni 2022 abgeschlossen werden könnte.
Das Dekanat als weiter, geöffneter Raum, in dem die Menschen sich begeistert über ihr Leben, ihren Glauben und ihre Wünsche und Vorstellungen austauschen und Gemeinschaft erleben und gestalten können: Dieses Bild, das bereits in der Frühjahrssynode den Synodalen als Vision für die Zukunft präsentiert worden war, führte Rita Stoll, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung und Bildung im Dekanat, anhand des Modells von Räumen der Begegnung, der Begeisterung und der Beteiligung noch einmal aus. Der den Synodalen mittlerweile vorliegende Entwurf der Dekanatskonzeption sei ein Orientierungsrahmen, innerhalb dessen Kirche in der Region gestaltet werden könne. Ziele dabei seien, evangelische Kirche in der Region sichtbarer zu machen, den Einzelnen in seiner Lebenswelt wahrzunehmen und Räume der Kommunikation des Evangeliums zu eröffnen. „Wir wollen Menschen für den Glauben begeistern und in der Gemeinschaft mit vielen das Zusammenleben zum Wohle aller gestalten.“ Sie sprach im Auftrag des Synodalvorstandes die Einladung an alle Mitarbeitenden in den Handlungsfeldern und Arbeitsbereichen des Dekanats aus, die Konzeption als Orientierungsrahmen für ihre Arbeit zu nutzen und im Sinne von „begegnen – begeistern – beteiligen“ weiter zu entwickeln. Die 77 Kirchengemeinden im Dekanat könnten die Konzeption zur Gestaltung ihrer kirchlichen Arbeit nutzen und Räume der Begegnung, Begeisterung und Beteiligung eröffnen. „So können wir alle einen Beitrag zur Gestaltung der Kirche in der Region leisten – nahe bei den Menschen.“
Den Gedanken der regionalen Kooperation hatte zuvor Dekanin Sabine Bertram-Schäfer als Schlüsselelement künftigen kirchlichen Handelns beschrieben. In einer Situation, in der die Finanzen, aber auch die Mitgliederzahlen rückläufig seien, führe kein Weg an der übergemeindlichen Zusammenarbeit vorbei. Multiprofessionelle Teams könnten die Arbeit in der Region voranbringen. Gutes Beispiel sei hier schon die Zusammenlegung von Gemeindebüros. In ihrer wohl letzten offiziellen Ansprache an die Kirchenparlamentarier bedankte sie sich ausdrücklich für die kreative und engagierte Arbeit in den vergangenen Monaten, in der die Menschen nicht nur über digitale Wege erreicht wurden. Andachten zum Mitnehmen, Anrufe bei Alleinstehenden, Besuche und vieles mehr hätten gezeigt, dass auch in der Corona-Zeit Kirche nahe bei den Menschen sei.
Diese Nähe wolle auch der gemeindepädagogische Dienst in Zukunft weiter garantieren, sagte Wolfgang Keller im Anschluss. Hierfür sei eine Konzeption entworfen worden, die bei der nächsten offiziellen Synode verabschiedet werden könne. Er wies darauf hin, dass bei enger werdenden finanziellen Mitteln, Kräfte gebündelt und die Zusammenarbeit verstärkt werden müsse. Zum Ausklang der ersten digitalen Synodenkonferenz verabschiedeten sich die Teilnehmer voneinander mit der letzten Strophe des Liedes „Komm, Herr, segne uns“, dass wir uns nicht trennen.“
Text & Fotos: Gert Holle