Von Andreas Marschella
Wissen Sie, wo Turku liegt? Die 74 Konfirmanden und Teamer aus dem Evangelischen Dekanat Büdinger Land wissen es jetzt: in Wittenberg. Besser gesagt: Am Rande von Wittenberg auf einem ehemaligen Ackerfeld, auf dem eine Zeltstadt entstanden ist. Turku heißt eines der 13 Gemeindezeltdörfer, in dem die Konfirmanden aus Gelnhaar und Bindsachsen, Ranstadt, Wolferborn/Michelau und Rinderbügen, Langenbergheim und Marköbel von Mittwoch bis Sonntag vergangener Woche am Reformations-KonfiCamp teilnahmen. Nach zweijährigem Vorlauf und intensiver Vorbereitung durch die Pfarrer Markus Christ, Katharina Gericke, Andreas Marschella, Thomas Philipp, Ulrich Pfifferling und die Marköbler Ehrenamtlichen Carmen Dragässer und Lena Elsässer ging es am 30.08. auf die 5 stündige Fahrt.
Das hervorragend organisierte Camp, das einen deutlich religionspädagogischen Ansatz hatte, startete mit einem furiosen Auftaktabend im Zentralzelt: Musik und Lieder, Zauberer und Turner-Tanz, Banana-Hipp und Infos zum folgenden Campleben schafften im Wechsel eine lockere und gespannte Atmosphäre. Mit einer kurzen Abendandacht im 'Dom' verabschiedeten sich alle in ihre 14-Konfirmanden-Luxus-Zelte mit Tanzboden und stabiler Konstruktion, die ein Unwetter nicht so schnell umreißen konnte. Die Nachtwache bemühte sich um genügend Zeit zum Schlafen.
Die 'Kerntage' Donnerstag bis Samstag folgten demselben Rhythmus: 07.00 Uhr wecken, Duschen in den kalten Jungs- und den warmen Mädchenduschen, 08.00 Uhr Frühstück mit Hallo-Wach-Kaffee, 09.00 Uhr Einführung ins Thema im Zentralzelt, 09.45-12.00 Uhr Arbeit am Thema. In drei Themenkreisen beschäftigten sich die Konfirmanden in den Gemeindegruppen mit einem wesentlichen Thema der Reformation, dass nämlich 'Glaube' eine 'Vertrauensbewegung' auf Christus zu ist. Kurzfilme führten ins Thema ein: Zuerst Pauline und ihre Mutter, die unter den Druck der Schulnoten geraten und sich jede auf ihre Weise sorgen um die Zukunft. Dann Finn, der nach einer Enttäuschung misstrauisch wird und sich ganz in sich zurückzieht. Und zuletzt Nils und Clara, die bei einem Mobbingversuch gegenüber einem Schüler untätig zuschauen oder ihn herunterspielen, weil sie sich nicht einzugreifen trauen. Schnell waren alle Gruppen im Gespräch und in der Diskussion. Zentral waren dabei drei biblische Texte, die eingespielt wurden: Das Beispiel Jesu von den Vögeln und den Lilien, die sich nicht sorgen, aber doch leben, weil Gott sich sorgt, verhalf den Konfirmanden, eine alternative Szene von Pauline und ihrer Mutter zu entwerfen. Der Zuspruch aus Jesaja 43 'Fürchte dich nicht! Ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.' wurde auf Finn hin ausgelegt. Und die Beispielgeschichte vom barmherzigen Samariter ließ die Konfirmanden darüber nachdenken, wie sich Nils und Clara für den gemobbten Schüler hätten einsetzen können. Im überaus gelungenen Abschlussgottesdienst brachte man es auf den Punkt: Die Begegnung mit Gott schafft Vertrauen und befreit von Versagensangst, von Misstrauen und von dem Kleinmut. TRust and try! - Vertraue und versuch's - so war das Motto des KonfiCamps. Viele kreative Elemente wie 'Gruppen-Surfing' oder das Entwerfen eines 'Menschen der Zukunft' werden den Konfirmanden ebenfalls in Erinnerung bleiben.
Nach Tischgebet und Mittagessen gab es verschiedene Workshops. Neben Brotbacken, Singen, Tanzchoreographie, Spontantheater, Rugby, Volleyball, Wie kann der Glaube an Jesus in den Alltag kommen?-Gruppe, Brot-für-die-Welt-Projekt oder Pfeilspitzenschmieden gab es etliche weitere Angebote, in denen sich die Konfirmanden ausprobieren konnten. An einem Nachmittag besuchten alle die Stadt Wittenberg und erkundeten das dortige 'Asisi-Panorama'. In der 360-Grad-Arena ist Wittenberg zur Zeit Martin Luthers dargestellt. Besonders fiel Martin Luther als Prediger gegen den Ablass auf - und jener Wittenberger, der öffentlich in die Gosse machte. Nach einem Refo-Beach-Cocktail beim CVJM oder dem Besuch im Kletterpark versammelte sich die junge Gemeinde in der die Jugendlichen sehr beeindruckenden Schlosskirche, an die Luther seine 95 Thesen anschlug und von dort aus die Reformation ihren Ausgang nahm. Ein Besuch am Luthergrab gehörte ebenfalls dazu.
Mit eigenen Abendandachten beschlossen die eindrucksreichen Tage nach Konfi-Party, Lutherspiel und Konfi-Gala in ruhiger Atmosphäre. Die verschiedenen Gaben der Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und Konfirmanden ergänzten sich dabei gut. Auf die zum Teil schon sehr kalten Nächte folgten entgegen der Wettervorhersage sehr sonnige Tage.
Aus den Rückmeldungen ist zu schließen, dass es den Konfirmanden und den Teamern Spaß in 'Turku' und auf dem KonfiCamp gemacht hat. "Die Konfistunden waren bis jetzt die besten" sagte eine Gemeindegruppe. Das Ganze war eine gute Anregung, auch im Evangelischen Dekanat Büdinger Land ein solches Camp einmal durchzuführen - mit viel Vorbereitung und langem Anlauf dürfte das zu schaffen sein.