29.02.2020
(Nidda/gho) – Das Dekanat als weiter, geöffneter Raum, in dem die Menschen sich begeistert über ihr Leben, ihren Glauben und ihre Wünsche und Vorstellungen austauschen und Gemeinschaft erleben und gestalten können: Dieses Bild von Kirche haben die Verantwortlichen des Evangelischen Dekanats Büdinger Land während ihrer Frühjahrssynode den rund 100 anwesenden Kirchenparlamentariern präsentiert. „Wir wollen Begegnungsräume eröffnen, die sowohl Bewährtes erhalten sollen, aber gleichzeitig auch Neues ermöglichen werden. Wir wollen uns begeistern lassen und offenere Formen des Miteinanders sollen dazu einladen, sich von Gott, der Botschaft Jesu und den Aktivitäten in den 77 Gemeinden des Dekanats berühren zu lassen.“
„Wozu und für wen sind wir Kirche?“ Mit dieser Fragestellung war im Frühjahr 2018 innerhalb der Dekanatsleitung ein Prozess eingeleitet worden, der sich mit Inhalten und Prioritäten der kirchlichen Arbeit genauso intensiv auseinandergesetzt hat, wie mit den Veränderungen der Rahmenbedingungen. Die eingehende Analyse bestehender Arbeitsfelder habe zunächst im Vordergrund gestanden, erläuterte Dekanin Sabine Bertram-Schäfer den Prozess. Rasch habe sich der Schwerpunkt jedoch weg von der Beschäftigung mit Strukturfragen hin zu dem einzelnen Menschen gewendet. „Die zurückgehende Zahl an Gläubigen, gemeindlich Engagierten sowie Pfarrerinnen und Pfarrern sind alarmierend. Umso mehr mussten und müssen wir uns der Frage stellen: „Für wen sind wir als Kirche da? Und in der Konsequenz davon: Wie kann ein Glaube an Gott, an das Evangelium Jesu Christi in der heutigen Zeit zu einem gelingenden Leben jedes Einzelnen beitragen?“ Die Veränderungen, denen Menschen durch Digitalisierung, Umstrukturierungen in der Arbeitswelt, Mobilität, die Möglichkeiten in der Medizin, der Medienwelt und in der Bildungslandschaft unterworfen seien, hätten schwerwiegende Auswirkungen auf ein friedliches und gedeihliches Miteinander, veränderten den Umgang mit Tod, die Vorstellung vom Diesseits und Jenseits, ja, das Gottesbild jedes Einzelnen. „Wo kommen Glauben, Spiritualität im Leben innerhalb und außerhalb von Kirche zur Sprache? Wo beschäftigen sich die Menschen mit der Sinnfrage?“ seien fundamentale Fragen. So sei die Orientierung am Einzelnen eine grundlegende und immerwährende Aufgabe von Kirche.
Umbruchsituation trifft alle
Die gegenwärtige Umbruchsituation treffe alle: engagierte Christen in den Gemeinden, aber auch die vermeintlich „Gleichgültigen“. In der vergangenen Herbstsynode hat
das Evangelische Dekanat Büdinger Land mit einer Anpassung der Pfarrstellen auf Mitgliederrückgang und zunehmenden Nachwuchsmangel reagiert, gleichzeitig ein Modell von Kooperationsräumen
vorgestellt, das durchaus auch Chancen zu bieten scheint. „In der Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg lassen sich Synergieeffekte erzielen. Ein gemeinsamer Konfirmandenunterricht,
regionale Gottesdienste, gemeindeübergreifende Projekte – in vielen Regionen ist das schon gängige Praxis. Nun wollen wir diese Idee mit noch mehr Leben füllen. Unsere Konzeption kann dabei ein
unterstützendes Instrument, ein einendes Band werden.“ Erst 2016 hatten sich die ehemaligen drei Dekanaten Büdingen, Nidda und Schotten zum Evangelischen Dekanat Büdinger Land
zusammengeschlossen. In einigen Bereichen seien Mitarbeiter schon seit vielen Jahren zuvor für das gesamte Gebiet tätig gewesen, so in Bildung, Gesellschaftlicher Verantwortung, Ökumene und
Öffentlichkeitsarbeit. „ Das Dekanatsleitbild als ein Baustein der vorliegenden Konzeption beschreibt klar die Aufgabe, die wir als Kirche in der Gesellschaft wahrnehmen wollen und gibt so den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Orientierung. Es zeigt, welche Werte wir vertreten und wo wir in den nächsten Jahren hinwollen. Dabei dienen die vom Synodalvorstand gewählten Bibelverse als
Leitsterne: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ und „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Schlüsselelement für das künftige kirchliche Leben im Dekanat Büdinger Land
Die Botschaft von der freien Gnade Gottes an allen Menschen auszurichten, wird als Wegweiser für das gesamte Tun im Dekanat Büdinger Land angesehen – ob in den Diensten am Menschen, in den Feiern der Gegenwart Jesu Christ in den Sakramenten Taufe und Abendmahl, oder in den verschiedenen Ämtern von Diakonie, Seelsorge, Sozial- und Bildungsarbeit. Ein Schlüsselelement für das künftige kirchliche Leben in den 77 Gemeinden des Dekanats soll dabei die Pflege von bestehenden und der Ausbau von neuen Begegnungsräumen sein, in denen Kirche als Gruppe und Gemeinschaft lebt. In den Begegnungen und in den Angeboten sollen sich alle begeistern lassen. Zudem sollen Möglichkeiten der Beteiligung eröffnet werden und danach geschaut werden, wo sich die Christinnen und Christen verstärkt ins gesellschaftliche Leben einbringen können.
In moderierten Gesprächsrunden nutzten die Kirchenparlamentarier die Gelegenheit, ihre Voten zu dem vorgestellten Moden aus Räumen der Begegnung, der Begeisterung und der Beteiligung einzubringen. „Die Idee von den ‚Räumen der Begegnung, der Begeisterung und der Beteiligung' trägt unsere Überzeugung, dass das konkrete kirchliche Leben vor Ort nahe bei den Menschen geschieht“, sagte Gert Holle, Öffentlichkeitsreferent des Dekanats, nach der Mittagspause und leitete damit einen Block ein, in dem Bemerkenswertes aus den Einzelrunden dem Plenum von den insgesamt 12 Moderatoren vorgestellt wurde. Unter Einbeziehung dieser Resonanzen soll der Synode im Herbst dann eine Konzeption zur Abstimmung vorgelegt werden, in dem neben einem strategischen Fahrplan mit Prioritätensetzungen auch Maßnahmen angestoßen werden sollen. Die Konzeption werde die Möglichkeit umfassen, bisherige wie auch neue oder außergemeindliche Aktivitäten, Engagements und Initiativen zu fördern und zum Blühen zu bringen. „Niederschwelliges hat neben bestehenden und etablierten Angeboten Raum, in denen Menschen die Freude und die Kraft des Glaubens in Gemeinschaft erleben können", sagte Holle.
Im weiteren Fortgang der Synode wurde der Haushaltsplan 2020 verabschiedet und Rolf Hartmann, Vorsitzender der Dekanatssynode, stellte seinen Bericht über das vergangene halbe Jahr vor.
Zum Auftakt der Synode führte in einem Gottesdienst in der Stadtkirche Nidda Dekanin Bertram-Schäfer mit Pfarrer Thomas Schill einen neuen Kollegen in sein Amt ein, der seit Januar mit einer halben Stelle für die Seelsorge in Alten- und Pflegeheimen in der Region Nidda zuständig ist. In seiner Predigt beleuchtete Schill die Rolle der Seelsorge und stellte für die Gemeinden ehrenamtliche Fortbildungen im Bereich des Besuchsdienstes in Aussicht. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst in der Stadtkirche Nidda von Dekanatskantorin Katrin Krauße.
Die Moderation lag in den Händen von:
Karin Kornelia Brückmann, Gerhard Griestock, Erni Stock-Hampel, Thomas Schill, Katrin Anja Krauße, Hanna Allmansberger, Cornelia Gröb, Manuel Eibach, Adriana Mattern, Lars Lehmann, Antje Armstroff und Georg Braun.
Ihnen und Euch allen an dieser Stelle noch einmal ein großes DANKESCHÖN!!!
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Text: Gert Holle / Fotos: Gert Holle / Antje Armstroff