DEKANATSFRAUENTAG: Über die mythen- und legendenumwobene Brigid von Kildare und die Gründung von Schotten

Spannende historische Zeitreise

(SCHOTTEN/ost) - Sanftes Sonnenlicht durchflutet das satte Grün der Bäume, eine Schar von etwa 70 Frauen hat sich in kleinen Gruppen auf den großen und kleineren Steinen am Fuße des felsigen bemoosten Hügels mitten im Wald niedergelassen. Sie lauschen andächtig den Worten einer Frau, die aus der Menge herausgetreten ist und ihnen gegenüber steht. Sie erzählt von der legendären St. Brigid of Kildare. Beinahe mystisch erscheint diese friedvolle Szene, die sehr an die Grüne Insel erinnert – an Irland, das Land, in dem besagte Brigid geboren wurde.

 

Tatsächlich aber spielt die Szene in der Nähe von Schotten, im Wald, unterhalb des Alteburgkopfes. Die Frauen sind Teilnehmerinnen des Dekanatsfrauentags und die Erzählerin ist Pfarrerin Erni Stock-Hampel. Sie referiert über die mythen- und legendenumwobene Brigid von Kildare, die heute noch als eine der drei Schutzheiligen Irlands verehrt wird.

 

„Als Tochter eines keltischen Fürsten, König Dubhthach von Leinster, und Brocca, einer Christin, erblickt Brigid in Faughart in der Nähe von Dundalk im Jahre 451 das Licht der Welt. Sie verkörpert die Schwelle zwischen Keltentum und Christentum. Das keltisch-christliche Erbe beginnt mit ihr“, erklärt die Pfarrerin. Die gläubige Brigid widersetzt sich erfolgreich den Heiratsvermittlungsversuchen ihres Vaters und lebt stattdessen ihren Glauben als Nonne, um sich den Hilfsbedürftigen zu widmen. Unter einer großen Eiche errichtet sie eine schlichte Behausung. Um 470 gründet sie ihr eigenes Kloster, ein Doppelkloster, in dem sowohl Mönche als auch Nonnen leben. Das Kloster heißt Kildare („Kirche bei der Eiche“) und verleiht der entstehenden Ortschaft ihren Namen. Brigid stirbt am 1. Februar 523 in Kildare. An diesem Tag wird in Irland noch heute das „Brigid Cross“, ein Kreuz aus Grashalmen, geflochten, das vor Feuer und Unfällen schützen und Familien und Haustiere beschützen soll. Für Brigid ist Gott in der Natur. Sie findet die Gemeinschaft ganz wichtig.

 

Diesem Beispiel folgen die schottischen Prinzessinnen Almundis und Digmudis (auch Rosamund und Dichamund genannt), als sie sich auf den Weg in das ferne „Buchonia“ machen. Beate Harbich-Schönert, die Vorsitzende des Dekanatsfrauenausschusses, weist auf diese Verbindung zu Brigid hin, bevor Anna und Marie Hartmann aus Betzenrod von der Legende über die Gründung von Schotten in Gestalt der schottischen Prinzessinnen Almundis und Digmudis in der Liebfrauenkirche erzählen. Dieses Anspiel hat Elfriede Maresch geschrieben.

 

Im Jahre 1015 sind die beiden Prinzessinnen als Botinnen Gottes nach Buchonia gekommen, um den Heiden das Christentum zu bringen. Der Legende nach kommen sie während ihrer Wanderung an das Ufer eines Baches, als plötzlich ein Wolf versucht, einer Hirschkuh die Jungen zu rauben. Die Hirschkuh tritt nach dem Wolf, der dann in den Bach Nidda stürzt. Ebenso verteidigt eine Meise auf einem Baum erfolgreich ihren Nachwuchs gegen eine Schlange, indem sie ihr furchtlos die Augen aushackt. Die beiden Prinzessinnen sind beeindruckt „von dem Mut der Schwachen in höchster Not“.

 

Auf ihrem Weg begegnen die beiden eines Morgens zwei Heidenfürsten. Diese fordern sie heraus, mit ihnen zu kämpfen, „denn es wird sich im Zweikampf erweisen, wessen Gott der Stärkere ist“. Mit der Erkenntnis „Gott stärkt die Schwachen“ macht sich die schwächere der Prinzessinnen, Digmudis, für den Kampf bereit, als plötzlich ein Falke vom Himmel auf den angreifenden Heidenfürsten zufliegt und diesem mit Krallen und Schnabel das Augenlicht nimmt. Sie berührt den Fürsten mit ihrem Stock, woraufhin er sein Leben verliert. Gleiches erlebt Almundis mit dem anderen Heidenfürsten. Als Ausdruck ihrer Dankbarkeit gegenüber Gott errichten die Prinzessinnen an dieser Stelle eine Marienkapelle und eine Stadt, die später als Erinnerung an die schottischen Prinzessinnen Schotten genannt wird. Nicht von ungefähr führt die Stadt Schotten einen Falken in ihrem Wappen.

 

Zur Geschichte der Liebfrauenkirche berichtet die Kirchenführerin und frühere Kirchenvorsteherin Erika Haas, dass „durch eine Schenkungsurkunde von 778 des Abtes Beatus die Existenz einer Kirche und Siedlung in Schotten“ nachgewiesen sei. Iro-schottische Mönche hätten die um die Kirche siedelnde Landbevölkerung angezogen. „Schotten ist das einzige lebendige Zeichen, das an die Missionstätigkeit irisch-schottischer Mönche erinnert“, sagt Haas.

 

Während der Veranstaltung werden die Gäste von den Helferinnen des Dekanatsfrauenausschusses vom Dekanat Büdinger Land unter anderem mit irischen Scones, Keltenkeksen, süßen Dips und Gemüsedips versorgt. Pfarrerin Silvia Heuermann beendet den „legendären“ Nachmittag mit einer Andacht, umrahmt vom Orgelspiel des Dekanatskantors Kiwon Lee.