Der klingende Adventskalender: 24. Dezember

Wer klopfet an? - gelesen von Anneke Kim Sarnau und Devid Striesow

Foto: Archiv
Foto: Archiv

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Wer klopfet an? O zwei gar arme Leut!
Was wollt Ihr dann? O gebt uns Herberg heut!
Oh, durch Gottes Lieb wir bitten,
öffnet uns doch Eure Hütten.
O nein, nein, nein! Oh, lasset uns doch ein!
Es kann nicht sein! Wir wollen dankbar sein!
Nein, es kann einmal nicht sein,
da geht nur fort, Ihr kommt nicht rein!

Wer vor der Tür? Ein Weib mit Ihrem Mann!
Was wollt Ihr dann? Hört unser Bitten an!
Lasset heut bei Euch uns wohnen,
Gott wird Euch schon alles lohnen!
Was zahlt Ihr mir? Kein Geld besitzen wir!
Dann geht von hier! Oh, öffnet uns die Tür!
Ei, machet mir kein Ungestüm,
da packt Euch, geht woanders hin!

Da geht nur fort! Oh, Freund, wohin, wo aus?
Ein Viehstall dort! Geh, Josef, nur hinaus!
Oh, mein Kind, nach Gottes Willen
Musst du schon die Armut fühlen.
Jetzt packt Euch fort! Oh, das sind harte Wort!
Zum Viehstall dort! Oh, welch ein schlechter Ort!
Ei, der Ort ist gut für Euch,
Ihr braucht nicht viel, da geht nur gleich!

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Die verrückten Weihnachtsmänner

 

- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

 

 

 

24

 

 

 

Rübe und Bärchen saßen in ihrem Kinderzimmer am Fenster und schauten hinaus. Heute war Heiligabend.

 

An der Dachrinne hingen noch immer ein paar Eiszapfen, aber es war längst nicht mehr so bitterkalt.

 

Ihr Abenteuer kam ihnen schon fast wie ein Traum vor. Hatten sie das alles wirklich erlebt?

 

Doch die Worte, die ihnen der Weihnachtsmann gesagt hatte, nach-dem er sie zurückgebracht hatte und sich verabschiedete, waren fest in ihren Herzen eingebrannt.

 

„Himmel und Erde brauchen einander.“

 

Langsam wurde es draußen dunkel. Am Himmel leuchteten die Sterne auf. Sie funkelten und strahlten heute besonders schön - schließlich wurde es Weihnachten.

 

Als man draußen kaum noch etwas erkennen konnte, glaubten die beiden einen Schneemann im Garten zu sehen. Er winkte ihnen.

 

Und sie hörten leise Stimmen: „Isch bin jetzscht der Helfer desch Weihnachtschmannes. - Ichzzz bin eszzz auchzzz! - Ho, ho, ho! Vielen Dank euch beiden!“

 

 

 

 

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle - 23.12.2020

 


Der klingende Adventskalender: 23. Dezember

Wie die Christrose entstand - gelesen von Devid Striesow

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

In der Heiligen Nacht sprachen die Hirten zueinander: „Kommt, lasset uns nach Bethlehem gehen und sehen, was da geschehen ist!“ Und sie machten sich eilends auf. Jeder nahm ein Geschenk mit: Butter und Honig, einen Krug mit Milch, Wolle vom Schaf und ein warmes Lammfell. – Nur ein Hirtenknabe hatte nichts zum Schenken. Er suchte auf der Winterflur nach einem Blümchen. Er fand keins. Da weinte er, und die Tränen fielen auf die harte Erde. Sogleich sprossen aus den Tränen Blumen hervor, die trugen Blätter wie Rosen. Fünf Blütenblätter, zart und weiß, standen zum Kelch zusammen, daraus ein Kranz von goldenen Staubgefäßen gleich einer Krone hervorleuchtete. Voll Freude pflückte der Knabe die Blumen und brachte sie dem göttlichen Kind in die Krippe.

Seit der Zeit blüht diese Blume jedes Jahr in der Weihnacht auf, und die Menschen nennen sie die Christrose.



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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

23

Staunend standen Bärchen, Rübe, Hatschi und der Engel in der Wohnstube des Weihnachtsmannes. Sie brachten ihm sein zerbrochenes und wieder geheiltes Herz zurück.
Doch der Weihnachtsmann saß in einem Sessel, bekleidet mit sei-nem Morgenmantel, seinen Pantoffeln und schlief! Ein bisschen schnarchte er.
„Na, sowas!“ sagte Bärchen. „Wir brechen uns einen ab, um die Teile zu finden, haben verrückte Schlangen und Pinguine im Gefolge, heilen sein Herz und er sitzt hier in aller Seelenruhe und schläft. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!“
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte Rübe. „Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet.“
„Hey, du! Wach auf!“ rief Bärchen und zupfte den Weihnachtsmann an seinem Bart. Doch er schlief weiter. „Donnerwetter! Ein gesunder Schlaf!“ Dann begann er an dem Sessel zu rütteln, an den Haaren zu rupfen, die Füße zu kitzeln. Doch nichts half. Der Weihnachtsmann schlief weiter.
„Du kannst machen, was du willst“, sagte der Engel. „Davon wird er nicht wach. Ein Mensch kann ohne Herz nicht leben, und der Weih-nachtsmann wird ohne sein Herz nicht mehr aufwachen.“
„Soll ich es einfach auf ihn legen?“ fragte Rübe. Sie holte das Herz aus ihrer Jackentasche hervor.
Doch bevor sie noch eine Antwort erhielt, flog das Herz aus ihrer Hand in einem hohen Bogen auf den Weihnachtsmann zu und verschwand unter seinem Morgenmantel.
Der Weihnachtsmann verschluckte sich beim Schnarchen, japste nach Luft und schlug die Augen auf.
„Was...? Wie....? Oh...! Ich glaube, ich brauche erst einmal einen Kaffee!“
Nachdem sich der Weihnachtsmann erholt hatte - der Engel hatte Kaffee gebracht -, erzählten sie ihm ihre Geschichte: von dem Schneemann, den Vögelchen, dem Pinguin, der Kirche mit den Mini-Weihnachtsmännlein, der Schlange, dem Mond und all dem, was sie erlebt hatten.
Der Weihnachtsmann staunte nicht schlecht. Manchmal lachte er sein lautes Weihnachtslachen, besonders wenn Rübe und Bärchen versuchten, die Stimmen vom Pinguin und der Schlange nach zu machen.
Als schließlich alles erzählt war, schaute der Weihnachtsmann seine vier Retter an. Zu Hatschi und dem Engel sagte er: „Ihr kommt alleine nach Hause, euch brauche ich nicht zu helfen.“
Und zu Bärchen und Rübe gewandt: „Es wird Zeit für euch. Bald ist Weihnachten. Ich bringe euch nach Hause. Und keine Angst - da unten auf der Erde ist kaum Zeit vergangen. Eure Eltern haben euch noch nicht vermisst.“

 

 
Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle - 23.12.2020

 


Der klingende Adventskalender: 22. Dezember

DAT DÖRP IN’N SNEE (Klaus Groth) - gelesen von Jens-Uwe Flügel

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Still as ünner’n warme Däk
Liggt dat Dörp in witten Snee,
Mank de Ellern slöppt de Bäk,
ünner’t Ies de blanke See.

Wicheln staht in witte Haar,
spegelt slaapri all de Köpp,
Allns is ruhi, koold un klaar,
as de Dood, de ewig slöppt.

Wiet, so wiet de Ogen reckt,
nich en Leven, nich en Luut.
Blau nah’n blauen Heven treckt
Sacht de Rook nah’n Snee herut.

Ik much slapen as de Boom,
Sünner Weh un sünner Lust.
Doch dar treckt mi as in’n Droom
Still de Rook tohuus.


(Still wie unter einer warmen Decke
liegt das Dorf im weißen Schnee –
zwischen Erlen schläft der Bach,
unterm Eis die blendend weiße See.

Weiden stehn mit weißem Haar,
wiegen schläfrig ihren Kopf.
Alles ruhig, kalt und klar
Wie der Tod, der ewig schläft.

Weit, so weit das Auge reicht,
gar kein Leben, gar kein Laut.
Blau zum blauen Himmel zieht
Sanft der Rauch zum Schnee hinaus.

Ich möcht’ schlafen wie der Baum
Ohne Weh und ohne Lust.
Doch da zieht mich wie im Traum
Still der Rauch nach Haus.)


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

22

Rübe, Bärchen, Hatschi und der Engel kamen an das Haus des Weihnachtsmannes. Es war dunkel. Nein, nicht ganz, ein schwacher Lichtschein drang durch das Fenster in der Haustüre. Es war still. Nein, nicht ganz, ein leises Geräusch war zu hören. Aber sie wussten nicht, was es bedeutete.
„Können wir hier einfach so reingehen?“ fragte Bärchen.
„Natürlich müssen wir anklopfen“, sagte Rübe. „Das gehört sich doch so.“
„Aber, wenn er nun gar nicht da ist, der Weihnachtsmann?“
„Wo sollte er denn sein?“ fragte Rübe zurück.
„Vielleicht“, überlegte Bärchen, „liegt er irgendwo herum und ist... Nein, da will ich nicht dran denken!“
„Vom Herumstehen wissen wir auch nicht mehr!“ meldete sich Hatschi zu Wort. „Also, anklopfen!“
Zaghaft klopfte Rübe an die Haustür. Nichts tat sich.
„Du musst fester klopfen“, meinte Bärchen und pochte gegen die Tür. Doch nichts tat sich.
„Na gut“, sagte Hatschi, „dann müssen wir halt unhöflich sein. Probiert, ob die Tür offen ist.“
Rübe griff zögernd zur Klinge, drückte sie herunter und die Tür öffnete sich.
„Na, keine Angst“, machte der Engel ihnen Mut, „gehen wir hinein.“
Langsam, Schritt für Schritt gingen sie in das Haus des Weihnachtsmannes. Irgendwo brannte ein Licht, so konnten sie alles gut erkennen.
Der Flur war leer. So gingen sie weiter. Eine Tür nach der anderen wurde von ihnen geöffnet. Die Küche war leer, das Badezimmer auch... Schließlich blieb nur noch eine Tür.
Rübe öffnete sie.
Das leise Geräusch, das sie schon draußen gehört hatten, wurde lauter.
Rübe trat in das Zimmer, es war das Wohnzimmer.
Ein kleiner Schrei entfuhr ihr.
„Was ist?“ wollte Bärchen wissen und folgte seiner Schwester. Auch der Engel kam mit Hatschi hinterher.
Da standen sie da, im Wohnzimmer des Weihnachtsmannes und starrten auf einen Sessel.
Da war er.
Tatsächlich, da war der Weihnachtsmann.

 

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

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Autor: Gert Holle; Klaus Groth - 22.12.2020

 


Der klingende Adventskalender: 21. Dezember

Weihnachten (Kurt Tucholsky) - gelesen von Jens-Uwe Flügel

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
-bei Deutschen fruchtet keine Lehre-
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse grölt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
Uns Deutsche mit der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! o Tannebaum!

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

21

Bärchen, Rübe, Hatschi und der Engel saßen im Himmel und hielten das zerbrochene Herz des Weihnachtsmannes in ihren Händen. Ein warmes Licht erstrahlte über dem Herzen, erfüllte den Raum um sie herum. Langsam, kaum wahrnehmbar verlosch das Licht.
Die vier saßen noch eine Weile schweigend zusammen, die Augen noch immer geschlossen.
Allmählich regten sie sich, öffneten vorsichtig die Augen.
„Schaut“, flüsterte Bärchen voll Bewunderung. „Das Herz ist heil. Wie ist das passiert?“
Und der Engel sagte: „Ja, es ist heil - hoffentlich bleibt es auch heil. Ihr - wir haben es getan - zwei Menschenkinder und zwei himmlische Wesen. Wenn Himmel und Erde zusammenkommen, können Wunder passieren, Zerbrochenes wird wieder heil.“
Sie schwiegen, hielten sich an den Händen, das Herz in ihrer Mitte.
Dann sagte Rübe: “Gut. So schön das hier ist, aber es ist nicht unser Herz. Wir müssen es zum Weihnachtsmann bringen.“
„Ja!“ rief Bärchen. „Auf zum Nordpol!“
„Quatsch!“ kicherte Hatschi. „Der Weihnachtsmann wohnt doch nicht am Nordpol.“
„Wo denn?“ wollte Bärchen wissen.
„Ääh...“, Hatschi zögerte. „Das weiß ich nicht.“
„Ach“, sagte Bärchen, „das ist ja ganz toll. Also, mein Lieber,“ er wandte sich an den Engel, „dann bist du mal wieder gefragt.“
„Das tut mir leid“, sagte der Engel. „Ich weiß es auch nicht.“
„Oh Mann! Was wißt ihr überhaupt!“ ärgerte sich Bärchen.
„Ganz ruhig“, sagte Rübe, „es ist kein Problem. Das Herz kennt den Weg. Es wird uns führen. - Auf, mir nach!“
„Laufen, laufen, laufen... Hört das denn nie auf!“ murmelte Bärchen, doch tapfer stand er mit den anderen auf und so zogen sie wieder einmal los.
Da und dort sahen sie Sterne oder einen Engel, aber je weiter sie gingen, desto seltener wurden die Sterne.
„Bist du sicher, daß wir hier richtig sind?“ fragte Bärchen seine Schwester. Und Rübe sagte einfach: „Ja, das ist der Weg.“
Bald sahen sie die Sterne nur noch aus der Ferne, es wurde einsam um sie herum und Bärchen fröstelte.
Rübe nahm ihren Bruder an die Hand. „Keine Angst, wir sind gleich da - und bald wieder zuhause. Da drüben, da wohnt der Weihnachtsmann.“

 

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle; Kurt Tucholsky - 21.12.2020

 


Der klingende Adventskalender: 20. Dezember

An meine Eltern (Theodor Storm) - gelesen von Anneke Kim Sarnau

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Heiligenstadt, 20. Dezember 1856

Es wird Weihnachten! Mein ganzes Haus riecht schon nach braunem Kuchen – versteht sich nach Mutters Rezept – und ich sitze sozusagen schon seit einer Woche im Scheine des Tannenbaums. Ja, wie ich den Nagel meines Daumens besehe, so ist auch der schon halbwegs vergoldet. Denn ich arbeite jetzt abends nur in Schaumgold, Knittergold und bunten Bonbonpapieren, und während ich Netze schneide und Tannen- und Fichtenäpfel vergolde, und die Frauen, d.h. meine Frau und Röschen, Lisbeths Puppe ausputzen, liest Onkel Otto uns die „Klausenburg“ von Tieck vor oder gibt hin und wieder eine Probe aus den Bilderbüchern, die Hans und Ernst auf den Teller gelegt werden sollen. Gestern abend habe ich sogar Mandeln und Zitronat für die Weihnachtskuchen schneiden helfen, auch Kardamon dazu gestoßen und Hirschhornsalz. Den Vormittag war ich stundenlang auf den Bergen in den Wäldern herumgeklettert, um die Tannenäpfel zu suchen. Ja, Ihr hättet mich sogar in meinem dicken Wintermantel hoch oben in einer Tannenspitze sehen können.

Jeden Morgen kommt der Postbote und bringt ein Päckchen oder einen Brief aus der Heimat oder aus der Fremde von Freunden. Die Weihnachtszeit ist doch noch gerade so schön, wie sie in meinen Kinderjahren war.

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

20

Sie tanzten und lachten, klatschen in die Hände und sprangen in die Luft. Bärchen und Rübe hatten das letzte Teil des Weihnachts-mannherzens gefunden. Hatschi flog von einer Hand in die andere. Und selbst der Engel lachte aus vollem Herzen.
„Puh“, sagte Rübe schließlich. „Jetzt wird mir so richtig warm!“
„Ja!“ rief Bärchen außer Atem. „Genug gefreut. Jetzt lasst uns endlich das Herz zusammensetzen und die Sache zu Ende bringen.“
Also setzten sie sich hin, holten alle Stücke hervor und begannen, sie wieder zusammen zu setzen. Diesmal klappte es auf Anhieb.
„Klasse!“ rief Hatschi.
„Gar nicht Klasse!“ sagte Bärchen.
„Warum?“ fragte Hatschi.
„Schaut doch!“ sagte Bärchen. „Wir haben zwar alle Teile, sie passen zusammen, so weit, so gut. Aber wie sollen sie zusammenbleiben? Sollen wir sie mit Klebstoff zusammenkleben, oder was?“
„Ooh“, Rübe war enttäuscht. Sie hatte gedacht, sie hätten es geschafft, doch Bärchen hatte recht. Wie sollten die Teile des Herzens zusammenhalten. „So wird das Herz nicht wieder schlagen können!“
„Mmh“, der Engel überlegte, „ich glaube, ich habe da eine Idee. Wo-von lebt denn ein Herz?“
„Ach“, antwortete Rübe, „von Blut und Nährstoffen und so. Ich hatte das noch nicht in der Schule.“
„Nein, nein!“ rief Hatschi. „Ich weiß, was er meint. Das ist ein besonderes Herz. Denkt an den Brief. Es lebt von der Liebe.“
„Liebe kann man nicht besorgen und drauf schmieren, damit es hält“, sagte Bärchen.
„Natürlich nicht!“ meinte der Engel. „Aber wir sind hier im Himmel. Manches ist hier anders. Wenn Menschen lieben, erstrahlen die Sterne besonders hell, und die Engel können fliegen. Die Liebe ist ein Wunder. Lasst uns das Licht der Liebe anzünden.“
„Hä?“ fragte Bärchen.
„Wie?“ fragte Rübe.
„Wir setzen uns zusammen“, sagte der Engel, „und halten das Herz in unseren Händen. Denkt an Weihnachten, an jemanden, den ihr lieb habt...“
„Ach, was soll’s“, sagte Bärchen, „probieren wir es.“
Behutsam nahmen sie das zerbrochene Herz in ihre Hände. Sie dachten an Weihnachten. Bärchen dachte auch an Rübe, er hatte seine Schwester gern. Und Rübe dachte an Bärchen und beide dachten an Hatschi.
Da leuchtete ein Licht auf, in ihren Händen, über dem Herzen, ein warmes, heimeliges Licht.

 

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle; Theodor Storm - 20.12.2020

 


Der klingende Adventskalender: 19. Dezember

VON JESUS, DEM CHRISTUS (Gotthard Schneider) - gelesen von Jens-Uwe Flügel im Jahr 2003

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Jesus lebte in Galiläa, in Palästina.
Er erzählte von Gott.
Von seiner Liebe. Von seiner Menschenfreundlichkeit.
Und er half vielen.
Allen, die Hilfe brauchten.
Aber er hatte auch Feinde.
Deshalb wurde er hingerichtet am Kreuz.

Und dennoch: Die Sache mit Jesus, die Sache mit Gott
sie ging weiter.
Menschen sagten es weiter,
wie Gott uns und unser Leben liebt.
All das, was Jesus gesagt und gelebt hat.
Und sie sagten: diese Menschen-Freundlichkeit Gottes
ist zu uns gekommen.
Sie ist bei uns angekommen. Jetzt ist Advent, die neue Ankunft.
Lebendig unter uns.
Die Freunde Jesu wurden immer mehr.
Bis heute. Im Jahre 2003.

„Eine freudige Nachricht breitet sich aus.
Man erzählt sie weiter von Haus zu Haus.
In den Höfen, in den Gassen,
auf den Plätzen, durch die Straßen
läuft in Windeseile sie in alle Welt hinaus.

Menschen lebten enttäuscht und verzagt,
keiner, der noch zu hoffen gewagt.
Doch dann hat einer die Nachricht gesagt.

Erst war die Nachricht noch wie versteckt.
Drei oder vier, die haben’s entdeckt
Und haben die Nachbarn aufgeschreckt.

Und wer es hörte, irgendwann,
die Nachricht, die viele Menschen gewann,
für den fing ein neues Leben an.

Eine freudige Nachricht breitet sich aus...

(Gotthard Schneider)

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

19

Rübe, Bärchen, Hatschi und der Engel saßen im Himmel. In ihrer Mitte lagen 8 rote Teile. Es waren Stücke aus dem Herzen des Weihnachtsmannes. Das Licht des Mondes schien sanft auf sie. Sie versuchten, die Teile zusammen zu setzen. Der Weihnachtsmann sollte sein Herz wiederbekommen. Weihnachten sollte bleiben. Sie ahnten, wie wichtig das war - für sie alle, im Himmel und auf der Erde.
Aber wie sie die Teile auch drehten und wendeten, sie wollten nicht richtig zusammenpassen.
„Mmh, wartet mal“,sagte Bärchen. Die anderen schauten ihn an. Dann nahm er die Teile in die Hand und legte sie nach und nach wieder ab. „So. Ja“, murmelte er. „Und das dahin. Genau. Das passt.“
„Oh!“ rief er plötzlich. „Da fehlt was!“
Staunend sahen die anderen auf die zusammengelegten Teile. Ja, man konnte erkennen, daß es ein Herz sein sollte. Aber ein Teil fehlte, die Mitte. Es war und blieb ein kaputtes Herz.
„Was nun?“ fragte Rübe den Engel. „Was sollen wir nun machen?“
„Das ist doch klar“, sagte der Engel. „wir müssen das fehlende Teil suchen.“
„Aber wo?“ fragte Rübe weiter.
„Erinnerst du dich?“ Der Engel schaute Rübe an. „Du hast schon einmal herausgefunden, was richtig war. Nimm die Teile in deine Hand. Alle. Und dann schließ die Augen.“
Rübe tat, was der Engel gesagt hatte.
Sie spürte Wärme in ihren Händen, als sie alle Teile festhielt. Und auf einmal wusste sie es: „Da entlang!“ rief sie. „Schnell! Da ist das fehlende Teil.“
So brachen sie wieder auf. Rübe lief voraus, das zerbrochene Herz fest in ihrer Hand haltend. Die anderen folgten.
Nach einer Weile sagte Rübe: „Wir sind ganz nah. Da bei dem Stern muss es sein.“
Sie gingen näher an den Stern heran.
„Hallo!“ grüßte Hatschi seinen Verwandten. „Wie geht’s, wie steht’s?“
„Was willst du? - Was wollt ihr von mir?“ blaffte der Stern sie an. „Macht, daß ihr fortkommt.“
„Och, sei doch ein bisschen freundlicher. Weißt du, wir haben etwas verloren, und ich glaube, du hast es“, meinte Hatschi.
„Gar nichts habe ich, geht schon weiter“, brummelte der Stern.
Hatschi drehte sich zu seinen Gefährten um. Dann flüsterte er: „Ich weiß, was wir machen...“ Und er erklärte ihnen seinen Plan.
Dann drehte er sich wieder um. „Sag mal! Du bist so ein wunderschöner Stern! Wieso habe ich dich noch nie gesehen? Du musst doch weithin leuchten!“
Der Stern fühlte sich geschmeichelt und begann, zu erzählen. Er war ziemlich eitel.
Währendessen schlichen Rübe und Bärchen um den Stern herum. Ja, da war das fehlende Stück. Als sie es hatten, gaben sie dem Engel und Hatschi ein Zeichen. Und los flitzten sie.
Nachdem sie ein Stück gelaufen waren, hielten sie an und fielen sich in die Arme: „Wir haben es! Wir haben es!“

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle; Gotthard Schneider - 19.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 18. Dezember

DIE GUTE NACHT (Bertolt Brecht)- gelesen von Jens-Uwe Flügel

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Der Tag, vor dem der große Christ
zur Welt geboren worden ist,
war hart und wüst und ohne Vernunft.
Seine Eltern, ohne Unterkunft
fürchteten sich vor seiner Geburt
die gegen Abend erwartet wurd.

Denn seine Geburt fiel in die kalte Zeit.
Aber sie verlief zur Zufriedenheit.
Der Stall, den sie doch noch gefunden hatten
war warm und mit Moos zwischen seinen Latten
und mit Kreide war auf die Tür gemalt
dass der Stall bewohnt war und bezahlt.
So wurde es doch noch eine gute Nacht.
Auch das Heu war wärmer, als sie gedacht.
Ochs und Esel waren dabei
damit alles in der Ordnung sei.
Eine Krippe gab einen kleinen Tisch
und der Hausknecht brachte ihnen heimlich einen Fisch.
(Denn es musste bei der Geburt des großen Christ
alles heimlich gehen und mit List.)

Doch der Fisch war ausgezeichnet und reichte durchaus
und Maria lachte ihren Mann wegen seiner Besorgnis aus
denn am Abend legte sich sogar der Wind
und war nicht mehr so kalt, wie die Winde sonst sind.
Aber bei Nacht war er fast wie ein Föhn.
Und der Stall war warm und das Kind war schön.

Und es fehlte schon fast gar nichts mehr
da kamen auch noch die Dreikönig daher!
Maria und Joseph waren zufrieden sehr.
Sie legten sich sehr zufrieden zum Ruhn.
Mehr konnte die Welt für den Christ nicht tun.

 

(Bertolt Brecht)

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Die verrückten Weihnachtsmänner

- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

 

18

 

„Bitte weint nicht!“ sagte der Engel. „Es gibt noch Hoffnung. Ihr habt also den Brief gefunden, und ihr wißt nun, was zu tun ist.“

„Ja, aber...“, wandte Rübe ein.

„Also, ganz langsam“, erklärte der Engel. „Zunächst müssen wir alle Teile finden. Ihr wisst schon, die vom Herzen des Weihnachtsmannes. Dann müssen wir es zusammensetzen, den Weihnachtsmann finden und ihm sein Herz zurückgeben. Und hoffen, dass es hält!“

„Ja, aber“, meldete sich Rübe wieder. „Wo finden wir denn die ande-ren Teile?“

„Nun, ich hab da so eine Idee“, sagte der Engel. „Laßt uns erst einmal vom Mond heruntersteigen, zu den anderen da unten.“

„Zu den Streithälsen“, murmelte Bärchen, „na fein, am besten ich besorge mir Ohrenschützer!“

Dennoch stieg er mit hinab.

Unten angelangt sahen sie, daß der Mond, der Pinguin, der Schneemann und die Schlange noch immer miteinander stritten.

„Ich bin der Weihnachtsmann! - Nein, isch! - Ich! - Ichzzz!...“

Der Engel holte eine Kerze heraus und zündete sie an.

„Rübe, Bärchen!“ sagte er. „Das ist ein besonderes Licht, damit kann man in die Herzen schauen. Schaut nun einmal genau hin bei den Vieren da.“

Rübe und Bärchen schauten im Licht der Kerze zu den Streitenden hin. „Da, ich sehe etwas!“ rief Bärchen. „Da im Schneemann steckt etwas Rotes!“

„Und da bei der Schlange auch!“ Rübe war nun aufgeregt. „Und auch der Mond und der Pinguin haben es!“ riefen beide.

„Ihr müßt es herausziehen!“ sagte der Engel. „Keine Angst, ihr tut ihnen nicht weh. Holt das Stück heraus, es sind die fehlenden Teile vom Herzen des Weihnachtsmannes.“

„Aber was wird dann mit ihnen passieren?“ fragte Rübe.

„Sie werden, was sie sind“, sagte der Engel. „Helft mir, helft ihnen, tut es!“

Bärchen und Rübe zögerten noch, doch Hatschi machte ihnen noch einmal Mut.

Vorsichtig holte Bärchen zuerst das rote Stück aus der Schlange heraus. Die Schlange zischte, schaute verduzt und schlich sich davon.

Dann griff Bärchen in den Schneemann und zog das Herzensteil hervor. Der Schneemann ruckelte, dann stand er still und stumm.

Rübe ging nun zum Pinguin, und als sie von ihm zurückkam, flatterte der Pinguin mit seinen Stummelflügeln und watschelte schnatternd davon.

Nun fehlte nur noch das Teil aus dem Mond. Bärchen holte es. Es rumpelte, der Mond gähnte laut. Dann sagte er: „Was soll denn der Bart hier und die Mütze? Weg damit!“

Der Engel nahm Rübe und Bärchen in die Arme. „Seid nicht traurig“, sagte er. „Ihr werdet eure Freunde wiedersehen, eines Tages. - So, und nun lasst uns nachschauen, ob wir alle Teile haben.“

 

Fortsetzung folgt

 

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle; Bertolt Brecht - 18.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 17. Dezember

Weihnachtslied (Theodor Storm) - gelesen von Anneke Kim Sarnau

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte
Und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muss ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.

 

(Theodor Storm)


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

17

Da saßen sie nun auf dem Mond, Rübe, Bärchen und Hatschi. Rübe hielt den Brief des Weihnachtsmannes in ihrer Hand.
Unten stritt sich der Mond mit dem Schneemann, der Pinguin mit der Schlange, die Schlange mit dem Mond, ach - jeder mit jedem, wer nun der echte Weihnachtsmann sei.
Bärchen sagte: „Nun mach schon, lies den Brief vor! Ich kann doch nicht so gut lesen.“
„Na gut“, meinte Rübe, „dann hört zu:

- Wer auch immer diesen Brief findet, ich brauche Hilfe! Und zwar schnell! Wenn ich keine Hilfe bekomme, muss Weihnachten ausfallen, dieses Jahr und vielleicht für immer.
Ich bin der Weihnachtsmann und all die vielen, vielen Jahre habe ich meine Aufgaben gerne und mit Freude erledigt. Doch es fällt mir immer schwerer. Zuerst war es nur ein leichter Druck im Herzen. Dann fing es an, richtig weh zu tun. Mein Herz pochte lauter und lauter. Ich wurde müder und müder.
Ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass die Menschen mich nicht mehr brauchen. Und nicht nur mich. Wer braucht schon noch Engel und Sterne und Rentierschlitten und Wunder und Märchen und Träume?
Dieses Jahr ist es besonders schlimm. Mein Herz dröhnt so laut und so schwer, als wolle es zerspringen. Ich habe viele um Rat gefragt, aber niemand konnte mir helfen. So schreibe ich diesen Brief und hoffe darauf, dass jemand ihn findet und weiß, was zu tun ist.
Denn was wird passieren, wenn mein Herz zerspringt in tausend Stücke? Es wird kalt werden, bitterkalt, und ich werde wohl einschlafen. Und Weihnachten, ja Weihnachten wird ausfallen. Vielleicht nicht das Plätzchenbacken und Geschenkemachen. Vielleicht nicht die bunten Lichter und Weihnachtsbäume. Vielleicht...
Aber das Wunder, das Geheimnis geht verloren...
Bitte, helft mir!
Helft mir, bevor mein Herz zerspringt!

Bärchen kullerten große Tränen über das Gesicht. Sie schwiegen eine Weile, dann sagte Rübe traurig: „Ich glaube, es ist schon zu spät. Denn das Herz des Weihnachtsmannes ist zersprungen. Diese roten Teile, die wir gefunden haben, die gehören bestimmt dazu.“
Bärchen schniefte. „Dann müssen wir es wieder reparieren. Kommt, wir setzen die Teile zusammen, dann wir alles wieder gut werden.“
Sie versuchten, die roten Teile zusammen zu setzen, doch es gelang ihnen nicht.
„Es geht nicht!“ Bärchen war am Verzweifeln.
„Es kann noch nicht gehen“, meinte Hatschi. „Es fehlen noch Teile.“
„Das ist doch großer Mist“, rief Rübe laut. „Und wo bleibt eigentlich der Engel, der uns helfen soll.“
„Hier bin ich“, sagte der Engel.

 

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle; Theodor Storm - 17.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 16. Dezember

Altes Kaminstück (Heinrich Heine) - gelesen von Pastor Jens-Uwe Flügel

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
warm und einsam, stillvertraut.

Sinnend sitz’ ich auf dem Sessel,
an dem knisternden Kamin,
kochend summt der Wasserkessel
längst verklungne Melodien.

Und ein Kätzchen sitzt daneben,
Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zumut.

Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergessne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.

Schöne Fraun, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.

Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
in dem Mondenlichte wehn.

Wackelnd kommt herbeigeschwommen
Manches alte Zauberschloss
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentross.

Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt –
Ach! da kocht der Kessel über,
und das nasse Kätzchen heult.


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

16

„Ja! Stimmt!“ rief Hatschi. „“Was ist denn da passiert?!“
Alle schauten auf den Mond. Groß und gelb hing er da im Himmel. So weit war alles noch in Ordnung. Aber er hatte nun einen langen weißen Bart und eine rote Zipfelmütze auf!
„Viel Erfolg!“ sagten die Engelchen, die sie in den Himmel gebracht hatten. „Geht nun los. Wir verlassen euch hier.“
„Nun denn“, bestimmte Hatschi, „dann gehen wir los.“
Und so marschierten eine Schlange, ein Pinguin, ein Schneemann, Rübe, Bärchen und Hatschi durch den Himmel auf den Mond zu.
Es dauerte gar nicht lange, da kamen sie bei ihm an.
Als der Mond sie sah, rief er: „Hallo, das ist aber schön, daß ihr vor-beikommt! Wisst ihr, ihr könnt mir nämlich helfen. Ich habe meinen Schlitten verloren mit den Rentieren und all den Geschenken.“
„Uff“, stöhnte Rübe, „der auch!“
„Uff“, sagte Bärchen, „noch ein Verrückter!“
„Uff“, sagte auch Hatschi, „das darf doch nicht wahr sein!“
„Ich bin nämlich der Weihnachtsmann“, fuhr der Mond unbeirrt fort.
„Isch bin der Weihnachtschmann!“ rief der Pinguin.
„Ich bin es!“ brüllte der Schneemann.
„Ichzzz bin eszzz!“ zischte die Schlange.
Ich - isch - ich - ichzzz - ich - isch - ich - ichzzz...
Sie versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Das Geschrei wurde immer lauter, immer schriller.
Rübe winkte Bärchen zur Seite. „Weißt du, ich habe keine Lust mehr, die zur Vernunft zu bringen. Wenn ich nur wüsste, was wir hier tun sollen.“
Und Bärchen sagte: „Und wo ist der Engel, der uns helfen soll. Alles ist so verrückt. Ich glaube, ich wäre ganz gerne wieder zuhause und würde mich langweilen.“
Schließlich sagte Hatschi: „Schauen wir uns doch mal um, vielleicht finden wir etwas. Die anderen können weiter streiten.“
So liefen Rübe und Bärchen um den Mond herum, kletterten ihm auf den Rücken, schauten sich überall um. Aber sie entdeckten nichts Besonderes, und den Engel sahen sie auch nicht.
Plötzlich rief Hatschi: „Schaut mal, da! Unter der Zipfelmütze des Mondes, da schaut etwas heraus!“
Rübe und Bärchen kletterten dem Mond über die Ohren. Dann hatten sie es erreicht. Vorsichtig zog Rübe es unter der Zipfelmütze hervor.
„Ein Brief ist es!“ rief sie.
„Mach auf!“ drängelte Bärchen.
Rübe riss den Brief auf.
„Er ist vom Weihnachtsmann“, sagte sie.

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle; Heinrich Heine - 16.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 15. Dezember

Geschenke - gelesen von Pastor Jens-Uwe Flügel

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Sind nicht die so genannten kleinen Geschenke
die schönsten?

Sie bringen die größte Freude,
sie lassen den Alltag
ein wenig heller und wärmer werden.
Eine kleine Aufmerksamkeit,
eine gelungene Überraschung ist des Dankes gewiss.
Sie sind die eigentlichen Gaben der Liebe.
Geschenke müssen nicht immer
in buntem Papier verpackt sein.
Geschenke für den anderen
können tausenderlei Gestalt haben:
Da streicht die Krankenschwester
der alten Frau die Haare aus der Stirn
und fährt ihr liebevoll mit der Hand über den Kopf ...
Die Kindergärtnerin unterbricht das Spiel,
nimmt ein weinendes Mädchen auf den Arm,
um es zu trösten ...
Ein junger Mann hilft einem alten die Stufen hinauf ...
Eine alte Frau sagt ihrer jungen Nachbarin,
dass sie gerne bei den Kindern bleibt,
wenn sie dringend Besorgungen zu erledigen hat ...
Die Büroangestellte war länger geblieben,
um ihrer neuen Kollegin zu helfen ...
Der Schüler hat den ganzen Nachmittag damit verbracht,
seinem Freund die Mathematik zu erklären ...
Selbst der im Stress Gejagte
wird für einen Augenblick ruhig,
wenn eine kleine Aufmerksamkeit seinen Weg kreuzt.
Auf einmal sehen wir unser Leben
in einem anderen Licht.

(Hans Wallhof)

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

15

Im Turmzimmer war es hell geworden. Noch immer schwebte der tiefe Klang der Glocke im Raum. In der Decke hatte sich eine Luke geöffnet. Ein weiteres Seil fiel durch dieses Loch hindurch nach unten. Und am Seil entlang hangelten sich zwei Engelchen herab.
Als sie am Boden angekommen waren, schauten sie sich um. Mit ihren Engelsblicken sahen sie nacheinander allen tief in die Augen. Rübe, Bärchen, Schneemann, Pinguin und Schlange. Als sie Hatschi anschauten, fingen sie an zu kichern: „Hallo Hatschi! Nies doch mal! Schön, dass du da bist. Wir hofften, daß ihr den Weg finden würdet. Ihr wisst, worum es geht?“
Bärchen fand als erster seine Stimme wieder: „Nein, wissen wir nicht. Wir haben einen verrückten Schneemann, einen verrückten Pinguin, eine verrückte Schlange, seltsame rote Teile und eigentlich weiß ich überhaupt nicht, was das alles soll!“
Einer der Engel kam auf Bärchen zu. „Aber du weißt doch, dass Weihnachten auf dem Spiel steht. Alles ist durcheinander und keiner weiß genau, was passiert ist. Irgendwas mit dem Weihnachtsmann. Im Himmel sind alle ganz aufgeregt. Die Sterne haben ja schon Hatschi losgeschickt. Für die Menschen seid ihr unterwegs. Und dann wartet noch jemand auf euch. Ein Engel steht bereit, euch zu beglei-ten. Wir bringen euch zu ihm. Weiß Gott, warum er gerade euch ausgewählt hat.“
„Wie? Was? Wohin?“ fragte Rübe.
„Nach oben natürlich!“ kicherten die Engelchen.
„Und die Schlange, der Pinguin, der Schneemann?“ fragte Rübe weiter. „Was ist mit denen?“
„Die kommen mit. Die werden vielleicht auch gebraucht.“
„Alleszzz klar“, zischte die Schlange. „Der Weihnachtszzzmann kann schzzzließzzzlich fliegen!“
„Isch bin der Weihnachtschmann! - Nein, ich! - Ichzzz....“
„Oh nein!“ rief Rübe. „Nicht schon wieder.“
Die Engelchen lagen vor Lachen auf dem Boden. Dann rappelten sie sich auf. „Gut, es wird Zeit. Achtung! Gleich geht es nach oben! Fasst alle das Seil an, an dem wir heruntergekommen sind.“
Sie fassten das Seil an. Bärchen hielt wieder die Schlange, Rübe den Stern.
Ein helles Licht erfasste sie und, ehe sie sich versahen, standen sie im Himmel.
„Ooh“, rief Bärchen, „da vorne ist der Mond!“
„Ja“, sagten die Engelchen, „da müsst ihr hin.“
„Aber, aber...“, Rübe zeigte auf den Mond. „Der sieht so anders aus!“

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle; Hans Wallhof - 15.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 14. Dezember

Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen- gelesen von Devid Striesow

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Es schneite und war dabei schrecklich kalt. An diesem letzten Abend des Jahres lief ein kleines, armes Mädchen durch die Straßen. Es hatte nicht einmal Stümpfe an. In der Hand hielt es Schwefelhölzer. Kein einziges davon hatte es heute verkauft! Deshalb wagte es sich nicht nach Hause; der Vater würde es schlagen. Die Hände der Kleinen waren starr vor Kälte. Ach, ein Hölzchen würde sie so schön erwärmen! Sollte sie eins anzünden? Sie nahm eins aus der Schachtel und strich es – ritsch! – an. Wie sprühte, wie brannte es! Das Mädchen hielt die Hand über die warme, helle Flamme. Welch wunderbares Lichtchen! Und plötzlich sah das Kind einen herrlichen Christbaum vor sich. Tausend Kerzen brannten auf den grünen Zweigen. Doch dann erlosch das Schwefelhölzchen, und auch die Kerzen des Baumes erloschen. Die Kleine zündete wieder ein Hölzchen an. Da leuchtete es ringsumher, und in dem Glanz stand die alte Großmutter, so mild und liebevoll. „Oh, Großmutter“, rief die Kleine, „nimm mich mit!“ Da nahm sie die Großmutter auf den Arm und flog mit ihr dorthin, wo es weder Kälte noch Hunger noch Angst gibt: zu Gott! (nach Hans Christian Andersen)

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

14

Rübe musste lächeln. Was waren sie doch für eine merkwürdige Gesellschaft: zwei Kinder, ein Schneemann, ein Pinguin, eine Schlange und ein kleiner Stern. Da standen sie nun in dem Turmzimmer und überlegten.
Hatschi sagte: „Ich bin mir sicher, dass wir hier richtig sind. Aber ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“
Bärchen meinte: „Also, weiter auf den Turm hinauf kommen wir nicht. Es gibt keinen Weg nach oben. So können wir auch nicht nachschauen, was da ist.“
Die Schlange zischte: „Vielleichtzzz müsszzzen wir nur an dem Szzzeil zzzziehen. Es gehört beszzztimmt zzzzu meinem Schzzzlitten.“
Der Pinguin fiel ihr ins Wort: „ Wenn dann gehört es zschu meinem Schlitten. Schließlich bin isch...“
„...ich der Weihnachtsmann!“ rief der Schneemann.
„Halt! Stopp!“ Rübe verschaffte sich Gehör. „Hört bitte endlich auf damit. Wir müssen überlegen, was wir tun. Vielleicht sollten wir wirklich einfach einmal an den Seil ziehen und abwarten, was passiert.“
„Okay!“ Bärchen sprang auf, suchte im Dunkeln das Seil und versuchte, daran zu ziehen. „Es geht nicht“, sagte er enttäuscht.
„Warte, wir helfen dir!“ Rübe ging zu ihrem Bruder.
Gemeinsam zogen sie an dem Seil, auch Hatschi und die anderen halfen. Endlich bewegte sich das Seil.
Sie ließen es wieder los und warteten.
Nichts geschah.
Also zogen sie noch einmal und warteten. Da schien es, als würde es heller in dem Turmzimmer. Noch einmal zogen sie. Ja, es wurde heller. Und wieder zogen sie, jetzt konnten sie die Wände, die Decke und auch einander gut sehen.
Und wieder zogen sie - da flatterte ein rotes Etwas aus dem Loch in der Decke, durch das Seil nach oben hin verschwand.
Bärchen hob es auf. Ja, es war wieder so ein rotes Teil.
Dann hörten sie es.
Eine Glocke erklang. Ein tiefer, satter Ton, der langsam den Raum ausfüllte.
Das Licht wurde heller, der Ton kräftiger.
Sie schauten nach oben.
In der Decke öffnete sich eine Luke.


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle ; Hans Christian Andersen - 14.12.2020

Der klingende Adventskalender: 13. Dezember

Advent - gelesen von Anneke Kim Sarnau

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,

und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

 

(Rainer Maria Rilke)

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

13

Die fünf erstarrten. Was war das? Bärchen klammerte sich an Rübe, der Schneemann und der Pinguin schauten sich an, Hatschi stöhnte: „Nein, nicht noch jemand!“
Sie standen auf der Treppe zum Turm in der kleinen Kirche auf der kleinen Lichtung im dunklen Tannenwald.
„Ichzzz bin der Weihnachtszzzmann, damit ihr daszzz wißzzzt!“ zischte die Stimme wieder.
Vorsichtig stieg Rübe ein paar Stufen höher. Sie schaute nach oben.
„Vorszzzichtig! Damit du nichzzzt auf michzzz trittszzzt!“ hörte sie.
Sie schaute genau auf die Stufen. Ja, da lag eine Schlange! Eine richtige Schlange!!!
„Iiiiiiiiiiihhh!“ schrie Rübe. „Eine Schlange!!!“ Und sie fiel fast die Stu-fen herunter.
„Keine Angszzzt!“ sagte die Schlange. „Ichzzz tu dir nichtszzz. Ich bin doch der Weihnachtszzzmann!“
Jetzt lösten sich auch die anderen aus ihrer Erstarrung. Bärchen schlich nach oben. Tatsächlich, eine Schlange! „Sie sieht ganz friedlich aus!“ sagte er.
Auch der Schneemann und der Pinguin schauten nach der Schlange. Und schon ging es wieder los.
Schneemann: „Ich bin der Weihnachtsmann!“
Pinguin: „Isch bin der Weihnachtschmann!“
Schlange: „Nein! Ichzzz!“
„Ich - isch - ichzzz - ich - isch - ichzzz - ich...“
Rübe, Bärchen und Hatschi beendeten den Streit. Und sie baten die Schlange zu erzählen, wa sie hier mache. Die Schlange sagte, daß sie auf der Suche nach ihrem Schlitten sei und den Geschenken, weil doch bald Weihnachten wäre, und es wäre jetzt wirklich Zeit, sonst müßte Weihnachten ausfallen.
Dann sagte sie: „Ichzzz bin mir szzzicher, dasszzz der Schzzzlitten auf dem Turm liegt, zzz!“
Sie redeten noch ein bisschen hin und her. Und schließlich einigten sie sich, den Turm hinaufzusteigen, um nach zu sehen.
Rübe nahm Hatschi in die Hand, Bärchen die Schlange, damit sie sich nicht so anstrengen mußte.
Sie stiegen die Treppe hoch und kamen schließlich in ein kleines Turmzimmer. Im Dunkeln konnten sie nicht sehen, außer der Schlange. Sie sagte: „Hier iszzzt nichtszzz. Keine Tür, zzz, oder Treppe, zzz. Nur ein Szzzeil hängt von der Decke herunter. Genau in der Mitte.“

 

 

 


Fortsetzung folgt


Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle; Rainer Maria Rilke - 13.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 12. Dezember

Wieder warten lernen - gelesen von Devid Striesow

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

„Kinder, wie die Zeit vergeht!“ Wie oft habe ich diese Worte in den vergangenen Tagen gehört und mich bei dem selben Gedanken ertappt ... In der Tat: Es ist, als würden die Tage, Wochen, Monate zerrinnen. Schon wieder Weihnachten.... Es ist wirklich Atem beraubend. Unsere Zeit haben wir nicht in der Hand. Sind wir deshalb so hektisch? Laufen aneinander vorbei, vielem hinterher? Hetzen sogar noch von Besinnung zu Besinnung. Ausgerechnet in der Weihnachtszeit! – Wir haben das Warten verlernt. Das Innehalten. Das Besinnen auf uns selbst. Unsere Zeit liegt in Gottes Händen. Dann könnten wir vom Augenblick sagen: „Verweile doch, du bist so schön!“ Das kann ich lernen. Aber üben muss ich. Die Adventszeit bietet sich dafür an: Einmal nur zu warten. Die Ungeduld zu lassen. Das gestresste Gesicht zu entspannen. Um sich endlich einmal beschenken zu lassen. Und sei es nur von dem Licht der dritten Kerze morgen. Oder von einem freundlichen Lächeln. (Jens-Uwe Flügel)

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

12

Sie standen in der offenen Kirchentür und staunten. Rübe und Bärchen hatten den Mund und die Augen weit aufgerissen. Hatschi konnte sich vor Kichern kaum halten. Der Schneemann und der Pinguin ächzten und murmelten: „Das kann nicht wahr sein - nein, nein, nein, das darf nicht wahr sein!“
Sie konnten kaum glauben, was sie sahen. Auf dem Boden der Kirche flitzten kleine Männchen herum. Sie sahen aus wie Mini-Weihnachtsmänner oder Liliput-Nikoläuse. Emsig huschten sie von einer Ecke zur anderen. Und nun hörte man sie rufen mit ihren kleinen Stimmen: „Hier ist es nicht! Hier ist es nicht! Aber es muss doch da sein! Wo ist es bloß? Wo ist es bloß? Vielleicht da drüben? Vielleicht da vorn? Vielleicht dahinten? Hier ist es nicht!....“
„Ich glaube“, sage Hatschi, „wir müssen mal etwas Ordnung in das Chaos bringen. Auf, lasst uns reingehen!“
So gingen sie in die Kirche hinein, aber die kleinen Männchen flitzten weiter hin und her, ohne sich um die Besucher zu scheren. Besonders der Schneemann musste aufpassen, wohin er trat, damit er keinen der Kleinen verletzte.
„Soso, da hilft nichts“, sagte Hatschi, „wir müssen brüllen. Also los: auf ‘3’ rufen wir alle ganz laut ‘Halt!’ - 1 - 2 - 3 - Halt!“
Ihr Schrei hallte durch die Kirche und als er verklang wurde es ganz still. Die kleinen Weihnachtsmänner blieben stehen und schauten zu ihnen hin.
Dann kam einer von den Wichteln zu ihnen. „Aah, gut! Verstärkung! Also, das ist ganz einfach. Wir suchen hier unten weiter und ihr steigt hinauf in den Turm und sucht dort. Alles klar!?“
„Stopp!“ sagte Rübe. „Nichts ist klar. Wer seid ihr überhaupt und was macht ihr hier?“
„Was soll diese Frage?“ antwortete das Männchen. „Wir sind die Helfer des Weihnachtsmannes und wir versuchen Weihnachten zu retten. Die Zeit drängt, also los - ihr im Turm, wir hier unten!“
Und wie auf Kommando begannen die kleinen Helfer, wieder loszuflitzen, und schon hörte man: „Hier ist es nicht! Hier ist es nicht!...“
„Ich glaube“, sagte Rübe, „da können wir nichts machen.“
„Ja“, meinte Hatschi, „lasst uns zum Turm gehen, da bringen wir die Zwerglein nicht in Gefahr.“
Vorsichtig gingen sie durch die Kirche bis zu einer Treppe. Hier musste es hinauf in den Turm gehen. Sie stiegen ein paar Stufen hinauf und setzten sich.
„Alscho“, sagte der Pinguin, „wenn dasch die Helfer desch Weihnachtschmannes schind, dann schind dasch meine Helfer!“
„Nein! Natürlich meine!“ rief der Schneemann. „Ich bin schließlich der Weihnachtsmann!“
„Oooohhh nein!!!“ stöhnte Bärchen. „Jetzt geht das schon wieder los.“
„Alleszzz Quatschzzzz!“ zischte da eine Stimme. „Ichzzz bin der Weihnachtszzzzmannn!“

 

 

 


Fortsetzung folgt


Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle /Jens-Uwe Flügel - 12.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 11. Dezember

Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu - gelesen von Jens-Uwe Flügel

Die Springburn hat festgemacht
Am Petersenkai.
Kuttel Daddeldu jumpte an Land,
Durch den Freihafen und die stille heilige Nacht
Und an dem Zollwächter vorbei.
Er schwenkte einen Bananensack in der Hand.
Damit wollte er dem Zollmann den Schädel spalten.
Wenn er es wagte, ihn anzuhalten.
Da flohen die zwei voreinander mit drohenden Reden.
Aber auf einmal trafen sich wieder beide
Im König von Schweden.

Daddeldus Braut liebte die Männer vom Meere,
Denn sie stammte aus Bayern.
Und jetzt war sie bei einer Abortfrau in Lehre,
Und bei ihr wollte Kuttel Daddeldu Weihnachten feiern.

Im König von Schweden war Kuttel bekannt als Krakeeler.
Deswegen begrüßte der Wirt ihn freundlich:
„Hallo old sailor!”
Daddeldu liebte solch freie, herzhafte Reden,
Deswegen beschenkte er gleich den König von Schweden.
Er schenkte ihm Feigen und sechs Stück Kolibri
Und sagte: „Da nimm, du Affe!“
Daddeldu sagte nie „Sie“.
Er hatte auch Wanzen und eine Masse
Chinesische Tassen für seine Braut mitgebracht.

Aber nun sangen die Gäste „Stille Nacht, Heilige Nacht“,
Und da schenkte er jedem Gast eine Tasse
Und behielt für die Braut nur noch drei.
Aber als er sich später mal darauf setzte,
gingen auch diese versehentlich noch entzwei,
Ohne dass sich Daddeldu selber verletzte.

Und ein Mädchen nannte ihn Trunkenbold
Und schrie: erhabe sie an die Beine geneckt.
Aber Daddeldu zahlte alles in englischem Pfund in Gold,
Und das Mädchen steckte ihm Christbaumkonfekt
Still in die Taschen und lächelte hold
Und goß noch Geneverzu dem Gilka mit Rum in den Sekt.

Daddeldu dachte an die wartende Braut.
Aber es hatte nicht sein gesollt.
Denn nun sangen sie wieder so schön und so lauit.
Und Daddeldu hatte die Wanzen noch nicht verzollt,
Deshalb zahlte er alles in englischem Pfund in Gold.

Und das war alles wie Traum
Plötzlich brannte der Weihnachtsbaum.
Plötzlich brannte das Sofa und die Tapete,
Kam eine Marmorplatte geschwirrt,
Rannte der große Spiegel gegen den kleinen Wirt.
Und die See ging hoch und der Wind drehte.

Daddeldu wankte mit einer blutigen Nase
(Nicht mit seiner eigenen) hinaus auf die Straße.
Und eine höhnische Stimme hinter ihm schrie:
„Sie, Daddel! Sie!“
Und links und rechts schwirrten die Kolibri.

Die Weihnachtskerzen im Pavillon an der Mattentwiete erloschen.
Die alte Abortfrau begab sich zur Ruh.
Draußen stand Daddeldu
Und suchte für alle Fälle nach einem Groschen.

Da trat aus der Tür sein Braut
Und weinte laut:
Warum er so spät aus Honolulu käme?
Ob er sich gar nicht mehr schäme?
Und klappte die Tür wieder zu.
An der Tür stand: „Für Damen.“

Es dämmerte langsam.
Die ersten Kunden kamen
und stolperten über den schlafenden Daddeldu.



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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

11

Es war schon fast eine kleine Karawane, die da durch den Schnee im Winterwald stapfte: Rübe, Bärchen, Hatschi, der Schneemann und der Pinguin.
Da und dort hielten sie an, um sich umzuschauen. Manchmal stritten sie darüber, in welche Richtung sie weitergehen sollten. Alles, was sie wußten, war, daß sie in diesem Wald etwas Besonderes suchten. Aber was genau und wo, wußte keiner von ihnen. Den lieben langen Tag stapften sie hierhin, gingen dorthin. Manchmal merkten sie, dass sie im Kreis gelaufen waren, weil sie ihre eigenen Spuren im Schnee fanden.
Langsam wurde es schon wieder dunkel.
Immer wieder stritten sich der Schneemann und der Pinguin, weil beide glaubten, der Weihnachtsmann zu sein. Hatschi kicherte oft darüber, aber Bärchen ging das Gezänk mehr und mehr auf die Nerven.
„Ach, wenn die beiden doch endlich mal still sein könnten“, jammerte er. „Und überhaupt, was machen wir jetzt? Es wird wieder dunkel. Bauen wir eine neue Schneehütte oder was?“
„Nun ja“, antwortete Hatschi, „ich weiß nicht, aber ich hab so ein Gefühl, als ob...“
„...als ob wir bald da sind“, ergänzte Rübe.
„Wo ist ‘da’?“ fragte Bärchen.
„Halt mich mal ganz hoch“, sagte Hatschi. Bärchen nahm ihn sanft mit zwei Fingern und hielt ihn hoch, so hoch er konnte.
„Da vorne ist es“, rief der Stern. „Ich bin mir ganz sicher!“
„Na gut“, sagte Bärchen und nahm seine Hand wieder runter. „Aber wenn da nichts ist, dann bauen wir uns wieder eine Hütte.“
So marschierten sie weiter und bald schon sahen sie einen schwachen Lichtschein durch die Bäume dringen. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde er und desto bunter.
Schließlich erreichten sie eine kleine Lichtung. Mitten auf der Lich-tung stand eine kleine Kirche. Und aus den bunten Fenstern der Kir-che drang Licht heraus und kleidete die Lichtung mit bunten Farben.
„Ooh, ist das schön!“ rief Rübe und wollte zur Kirche laufen.
Doch Hatschi hielt sie zurück: „Halt, Rübe! - Wenn in der Kirche Licht ist, dann heißt das auch, daß jemand dort drinnen ist. Also lieber vorsichtig!“
So schlichen sie langsam zur Kirchentür, doch durch das dicke Holz drang kein Laut. Behutsam öffneten sie die Tür und spähten hinein.
„Was ist das denn?!?“ flüsterte Rübe verwundert.
Und Bärchen: „Jetzt dreh ich ganz durch!“

 


Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle; Joachim Ringelnatz - 11.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 10. Dezember

Die Legende vom allerkleinsten Engel - gelesen von Devid Striesow

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Als die Engel und Heiligen im Himmel
immer trauriger wurden,
weil die Menschen
immer noch nicht begriffen,
warum Gott
seinen eigenen Sohn
zu ihnen geschickt hatte,
ja, sogar noch unmenschlicher
miteinander umgingen
als damals vor fast 2000 Jahren,
da hielt es der allerkleinste Engel
im Himmel
vor Traurigkeit nicht mehr aus
und machte sich selbst auf den Weg
zu den Menschen.

Und als der allerkleinste Engel
zurück in den Himmel kam,
tröstete er alle ein bisschen
und sagte:
„Alles ist so, wir ihr sagt!
Und es ist doch nicht so!
Da gibt es unter den Menschen
Kinder.
Und stellt euch vor.
Sie spielen
und singen
von Christi Geburt,
und ihre Augen leuchten,
und sie warten
und freuen sich auf Weihnachten.
Und ich fand
Gott
in den Augen der Kinder.“

Da strichen die Engel und Heiligen
im Himmel
dem allerkleinsten Engel
ganz zärtlich über sein Haar
und konnten wieder ein bisschen lächeln.


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

10

„Was meinst du damit, Weihnachten steht auf dem Spiel?“ fragte Rübe.
Hatschi, der kleine Stern, hatte das gesagt. Und nun wollte sie natürlich mehr darüber wissen.
Doch Hatschi enttäuschte sie: „Leider weiß ich auch nichts Genaueres. Nur daß irgendwo, irgendwie etwas Schreckliches passiert ist. Und dass überall große Aufregung herrscht. Der Rat der Sterne ist zusammengetreten und hat beschlossen, sofort einzugreifen. Wir haben den Schneemann gesehen, den Pinguin und auch euch beide. Deshalb durfte ich zu euch kommen, denn ihr kennt mich ja schon. Gemeinsam sollen wir rauskriegen, was passiert es, und versuchen, es wieder gut zu machen.“
Bärchen begann zu lachen: „Die haben gut reden - zwei Kinder, ein verrückter Schneemann, ein irrer Pinguin und ein kleiner Stern sollen Weihnachten retten. Die spinnen ja!“
„Vielleicht“, meinte Hatschi, „vielleicht auch nicht. Wer weiß, vielleicht werden gerade wir gebraucht.“
„Vielleischt, vielleischt, vielleischt!“ mischte sich der Pinguin ein. „Isch will endlisch wisschen, wo mein Schlitten ischt.“
Aber Hatschi ließ sich nicht beirren und forderte die Kinder auf, ihm ihre Geschichte zu erzählen.
Bärchen und Rübe erzählten, was sie erlebt hatten, und zeigten Hatschi dann auch die roten Teile, die sie gefunden hatten.
„Mmh“, überlegte Hatschi, „das hat sicher etwas zu bedeuten. Aber ich weiß auch hier nicht was.“
Dann erzählte Rübe ihm von ihrer Idee, dass hier im Wald etwas Besonderes war.
Und Hatschi stimmte wieder zu: „Ja, gut! Das ist ja fast wie ein Puzzle. Wenn man das einzelne Teil sieht, kann man nichts damit an-fangen, aber zusammengelegt ergeben die Teile Sinn. Also los! Worauf warten wir? Gehen wir los und suchen!“
„Aber was?“ fragte Bärchen.
„Die Mitte des Waldes“, sagte Hatschi.
„Immer noch besser als hier rumzusitzen“, brummte Bärchen.
Sie brachen bald auf: Rübe, Bärchen, der Hatschi in der Hand hielt, und der Schneemann zusammen mit dem Pinguin. Beiden stritten darüber, wem der Schlitten gehören würde, wenn sie ihn gefunden hätten.
Aber ob sie einen Schlitten finden würden?

 


Fortsetzung folgt


Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

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Autor: Gert Holle - 10.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 9. Dezember

In der Kälte der Nacht - von und mit Gert Holle

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Er steht am Straßenrand - die Zeitung in der Hand -
und fragt Dich: "Kaufen Sie?"
Der Mantel eingesaut, die Haare fettverschmiert -
würdest lieber weiter gehen.
Doch Du bleibst stehen und hörst es Dir an,
was er Dir zu erzählen hat,
IN DER KÄLTE DER NACHT,
IN DER KÄLTE DER NACHT.

Er war einst Ingenieur, der Stress, der fiel ihm schwer,
war oft alleine - Tag und Nacht.
Er spricht von Alkohol, wie ihn das runterzog,
hat ihn fast um den Verstand gebracht.
Du, er hat Dich getroffen und Du hörst es Dir an,
was er Dir zu erzählen hat,
IN DER KÄLTE DER NACHT,
IN DER KÄLTE DER NACHT.
Schicksal tut so weh,
IN DER KÄLTE DER NACHT
sieht die schöne Welt meist anders aus,
IN DER KÄLTE DER NACHT,
wenn man keine Wohnung, keinen Euro mehr hat,
IN DER KÄLTE DER NACHT.

Sagt, dass er 'ne Chance hat mit diesem schönen Blatt
und er bittet: "Kaufen Sie!"
Die Augen sind so leer, ein Lächeln fällt ihm schwer
und er sagt: "Na kommen Sie!?"
Und Du fackelst nicht lange und Du gibst ihm zwei Euro
aus dem dicken Portemonnaie,
IN DER KÄLTE DER NACHT,
IN DER KÄLTE DER NACHT.

Er steht am Straßenrand - zwei Euro in der Hand -
und sagt Dir: "Dankeschön!"
Der Mantel eingesaut, die Haare fettverschmiert,
Du wirst jetzt weiter gehen.
Und Du denkst Dir: "Es ist ja so schlimm, was dieser Mensch erleiden muss,
IN DER KÄLTE DER NACHT,
IN DER KÄLTE DER NACHT."

UND DU DREHST DICH SCHNELL UM UND DU NIMMST IHN MIT NACH HAUS' ZU DIR - FÜR EINE WARME NACHT.

Schicksal tut so weh,
IN DER KÄLTE DER NACHT
sieht die schöne Welt meist anders aus,
IN DER KÄLTE DER NACHT,
wenn man keine Wohnung, keinen Euro mehr hat,
IN DER KÄLTE DER NACHT,
IN DER KÄLTE DER NACHT.

(Text & Musik: Gert Holle - Hamburg November 1994)


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

9

Am nächsten Morgen saßen die vier in der Schneehütte zusammen und überlegten, wie es weitergehen sollte. Die beiden Geschwister, Rübe und Bärchen, der Schneemann und der Pinguin, die sich beide für den Weihnachtsmann hielten.
Rübe sagte schließlich: „Ich glaube, daß wir fast am richtigen Ort sind. Überlegt doch mal: der Pinguin ist hier aufgetaucht.“
Und Bärchen fiel ein: „Ja, und der Schneemann kam auch aus die-sem Wald.“
Und der Pinguin rief: „Ja, und die roten Teile. Dasch ischt kein Tschufall, dasch die hier aufgetauscht schind.“
„Also“, sagte Rübe, „irgendwie hat das alles auch was mit diesem Wald zu tun.“
„Weißt du“, überlegte Bärchen, ich glaube der Wald ist... ja, ich weiß nicht, was. Aber, schau doch mal. Obwohl es eigentlich saukalt ist, halten wir beide das aus. Und Hunger und Durst habe ich auch nicht.“
„Stimmt“, sagte Rübe, „ich habe auch überhaupt nicht mehr an Es-sen oder Trinken gedacht. Ob der Wald verzaubert ist?“
Bärchen wurde ein bißchen bange: „Du meinst, von einer Hexe oder einem Zauberer?“
„Nein, nein“, beruhigte Rübe ihn, „eher so, als...“
„Haaatschi!“ dröhnte es da von draußen.
„Gesundheit!“ rief Bärchen. Und dann: „Oh-oh, da ist jemand!“
„Hatschi!“ erklang es wieder - und dann kicherte jemand.
„Nein!“ Rübe sprang auf. „Das kann doch gar nicht sein. So kichert nur einer.“
Und schon verschwand sie nach draußen. Bärchen, der Pinguin und der Schneemann folgten ihr.
„Könnt ihr mich mal aus dem Schnee buddeln?“ hörten sie die Stimme. „Ich glaube, ich war bei meiner Landung etwas zu schnell!“
„Hatschi!“ rief Bärchen. Doch Rübe hatte ihn schon gefunden und vom Schnee befreit. Dann tanzte sie mit dem kleinen Stern in ihrer Hand durch den Schnee.
Und Bärchen sprang um sie herum.
„Hatschi! Hatschi!“ schrie er immer wieder.
„Nun aber gut“, kicherte der Stern, „auf, gehen wir in eure Hütte. Wir müssen miteinander reden.“
Als sie wieder in ihrer Schneehütte saßen, sagte Hatschi, diesmal ganz ernst: „Bärchen, Rübe, und ihr beiden da. Es ist schlimm, Weihnachten steht auf dem Spiel.“


Fortsetzung folgt


Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013


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Autor: Gert Holle - 9.12.2020

 

 

Der klingende Adventskalender: 8. Dezember

Wann fängt Weihnachten an? - gelesen von Anneke Kim Sarnau

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Wenn der Schwache
dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke
die Kräfte der Schwachen liebt,
wenn der Habewas
mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute
bei dem Stummen verweilt
und begreift,
was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise
laut wird
und das Laute
still,
wenn das Bedeutungsvolle
bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige
wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel
ein winziges Licht
Geborgenheit,
helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht,
sondern du
gehst
so wie du bist
darauf zu,
dann,
ja, dann
fängt Weihnachten an.


(Rolf Krenzer)

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

8

„Ihr könnt jetzt nicht weggehen!“ riefen der Pinguin und der Schneemann wie aus einem Mund. „Wir brauchen euch! Ihr müsst uns einfach helfen!“
Bärchen und Rübe waren unschlüssig. Sollten sie aufbrechen, um nach Hause zu gehen, wo das warme Bett auf sie wartete. Ihre Eltern machten sich bestimmt Sorgen, und sie würden gehörig ausgeschimpft werden.
Oder sollten sie bleiben, um dem Pinguin und dem Schneemann zu helfen. Beide hielten sich für den Weihnachtsmann.
Und dann waren da noch die roten Teile.
Bärchen holte das hervor, dass er im Wald gefunden hatte, Rübe das, was sie den Vögelchen abgeluchst hatte, und sie legte auch das dritte Teil hinzu, aus der Schachtel, die der Pinguin gefunden hatte.
„Fühl mal“, sagte Bärchen, er legte seine Hände auf die drei Teile. „Mir wird ganz warm ums Herz. Ich bin mir sicher, wir sollten bleiben. Alles wird gut werden. Und unsere Eltern werden sich keine Sorgen machen.“
Auch Rübe legte jetzt ihre Hände auf die roten Teile.
„Ja“, sagte sie staunend, „so ist es. Also gut, wir bleiben.“
„Dasch ischt gut!“ rief der Pinguin.
Und der Schneemann flitzte los und begann eine Schneehütte zu bauen. Die anderen halfen ihm, so gut sie konnten. Bevor es ganz dunkel wurde, hatten sie es geschafft. Eine gemütliche Schneehütte mit genügend Platz für alle stand auf der Lichtung.
So kuschelten sie sich aneinander und wärmten sich gegenseitig.
In der Decke der Hütte war ein Loch, damit genügend Luft hineinkam.
Rübe schaute durch dieses Loch zum Himmel. Die Sterne funkelten und glitzerten - eine wahre Pracht.
„Ach“, seufzte sie, „weißt du, Bärchen, es wäre schön, wenn jetzt Hatschi bei uns wäre. Der könnte uns vielleicht helfen.“
Hatschi war ein kleiner Stern, dem sie einmal geholfen hatten nach Hause zu kommen, ein großes Abenteuer war das gewesen.

 


Fortsetzung folgt


Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle / (Wann fängt Weihnachten an / Rolf Krenzer) - 8.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 7. Dezember

It's a miracle - Es ist wunderbar! - von und mit Gert Holle

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Es war einmal in Israel
(Once upon a time in Israel)
in einer kalten Winternacht.
(in a cold dark Winternight)
Ein heller Stern war da zu sehn,
(There was a little lightning Star in sight)
wunderbare Himmelsmacht.
(cause a little child was born)

It
is a
miracle
miracle miracle
of god
miracle for all mankind
miracle miracle miracle
of love
miracle
for all
the time

The shepherds around Bethlehem
heard a soft and lovely voice:
Go on down to Bethlehem
then you'll see the royal child.

Es ist wunderbar
wunderbar
wunderbar von Gott
wunderbar für alle Zeit.
Es ist wunderbar,
wunderbar,
wunderbar für uns
wunderbare Weihnachtszeit

Melchior, Kaspar und Balthasar
kamen aus dem Orient,
Sie folgten dem Stern nach Bethlehem
zu dem neugeborenen Kind.

It's a miracle...

The little child called Jesus Christ
- we believe he's son of God -
laid down in a shabby crib
but the eyes shined all around.


It's a miracle ...

Now we remember the Holy Night
when God became a child
We celebrate the miracle
happy birthday Jesus Christ.

It's a miracle ...

(Text & Musik: Gert Holle, Heidelber, 1993)

 

 

 

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Die verrückten Weihnachtsmänner

 

- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

 

 

 

7

 

 

 

Bärchen, Rübe, der Schneemann und der Pinguin machten es sich auf der Lichtung bequem. Aus Schnee bauten sie sich kleine Hocker.

 

„So“, sagte Rübe zum Schneemann, „du bist jetzt still!“

 

„Und du“, fuhr sie zum Pinguin gewandt fort, „erzählst jetzt mal.“

 

„Alscho, dasch ischt gansch einfasch“, sagte der Pinguin. „Isch bin der Weihnachtschmann. Aber leider habe isch meinen Schlitten verloren. Und meine Rentiere. Und all die Geschenke. Isch glaube, dieschesch Jahr musch Weihnaschten auschfallen...“

 

Dann fing er an zu weinen.

 

Der Schneemann legte seinen Arm um ihn und seufzte: „Ja, ich weiß, wie es dir geht. Mir geht es genauso.“

 

Und große Eistränen kullerten ihm wieder übers Gesicht.

 

„Mannomann“, stöhnte Bärchen, „da haben wir uns zwei Irre einge-fangen.“

 

„Aber...“, überlegte Rübe, „wenn ich nur wüsste, was hier los ist. Erst der Schneemann, dann der Pinguin, und auch diese roten Teile. Ich fürchte, da steckt ein ganz großes Problem hinter.“

 

„Psst“, flüsterte da Bärchen, „schau mal, Rübe. Der Pinguin hat etwas dabei. Eine Schachtel oder so.“

 

Rübe beugte sich etwas zur Seite. Ja, da war so eine Schachtel.

 

„Sag mal, Pinguin - äh, Entschuldigung, Weihnachtsmann. Hast du wirklich gar nichts dabei?“

 

„Wie? Was?“ antwortete der Pinguin. Er wischte sich die Tränen vom Gesicht. „Doch. Ja. Isch habe im Wald ein Schaschtel gefunden. Schehr geheimnischvoll. Aber mit meinen Flügeln krieg isch schie nischt auf.“

 

„Ich helf dir“, sagte Bärchen. Und der Pinguin reicht ihm die Schachtel.

 

„Wetten, dass ich weiß, was darin ist“, sagte Rübe.

 

„Du meinst...“, staunte Bärchen und flugs öffnete er die Schachtel. Tatsächlich - in der Schachtel lag nur etwas Rotes - ein weiteres rotes Teil

 

„Ich wusste es!“ rief Rübe.

 

„Das hilft uns aber auch nicht weiter“, meinte Bärchen. „Außerdem“, er blickte hoch zum Himmel, „es beginnt dunkel zu werden. Was werden wohl unsere Eltern sagen?“

 

 

 

Fortsetzung folgt

 

 

 

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

 

 

 

 

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Autor: Gert Holle (Text & Musik/Heidelberg 1993) - 7.12.2020

Der klingende Adventskalender: 6. Dezember

Nüsse gehören zur Weihnachtszeit! - gelesen von Jens-Uwe Flügel

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

 

 

Nüsse gehören zur Weihnachtszeit!

Auch die vergoldeten im Weihnachtsbaum.
Sie sind Symbole für Gottes unerforschlichen Ratschluss.
Und: Sie weisen darauf hin, dass unser Leben immer zwei Seiten hat.
Die dunkle, verborgene im Inneren der Nuss
Und die strahlend goldene der Außenseite.
Süße, fette Nüsse im Gebäck
Stellen den Reichtum von Gottes Gnade dar.
Nüsse gehören zu allen Orakeln.

Wie zum Beispiel in Schlesien.
Dort bekommt jeder nach dem Weihnachtsessen vier Baumnüsse oder Haselnüsse zugeteilt.
Die werden dann geöffnet.
Jede Nuss stellt eine Jahreszeit dar.
Und je nachdem, ob sie nun prall und fett gefüllt oder hohl war,
wird diese Jahreszeit für den Betreffenden sein.
In Bayern bekommt jeder sogar 12 Nüsse, für jeden Monat eine.
Und im Heiratsorakel dient die Nuss als Fruchtbarkeitssymbol.
Der junge Mann schenkt seiner Liebsten Nüsse,
und wenn das Mädchen diese knackt,
so sagt der Inhalt etwas über ihren Liebsten aus.

„Knackt die Schale, springt der Kern,
Weihnachtsnüsse ess ich gern!“


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

6

Rübe steckte das rote Teil, das sie im Schatz der Vöglechen gefun-den hatte ein, heimlich natürlich, so daß die beiden es nicht merkten. Dann gab sie den Topf zurück: „Hier bringt das wieder weg,“ sagte sie.
Die beiden Vögelchen zwitscherten ab.
„So“, wandte sie sich an ihren Bruder, „jetzt suchen wir den verrückten Schneemann. Du gehst recht herum um die Lichtung, ich gehe links herum.“
Die beiden stapften los. Doch schon nach kurzer Zeit hielt Rübe an, zwischen den Bäumen sah sie den Schneemann stehen.
„Hierher, Bärchen, ich hab ihn schon gefunden!“
Bärchen kam angelaufen, so schnell es der tiefe Schnee zuließ.
„Ja, da steht er“, sagte er, als Rübe mit dem Finger in den Wald zeigte.
Vorsichtig gingen sie näher.
Als sie fast bei ihm waren, sagte Rübe: „Hallo Schneemann, nicht erschrecken, wir sind es nur.“
„Ach, ihr beiden, gut dass ihr da seid. Also erstens bin ich der Weihnachtsmann und zweitens: da vorn ist jemand.“
Angestrengt schauten die beiden Kinder in die Richtung, die ihnen der Schneemann gezeigt hatte. Im Halbdunkel zwischen den Bäumen war es nicht leicht, etwas zu erkennen. Doch dann sahen sie, daß sich etwas bewegte, und schließlich hörten sie auch eine hohe Stimme.
„Da singt jemand“, wunderte sich Bärchen.
Sie horchten: „...Ho, ho, ho, isch bin der Weihnachtschmann! Ho, ho, ho, isch bin der Weihnachtschmann.“
„Der spinnt wohl“, sagte der Schneemann, „ich bin der Weihnachtsmann!“
Das Singen wurde lauter. Dann konnten sie die Gestalt erkennen, es war ein Pinguin!
„Ho, ho, ho, isch bin der Weihnachtschmann!“ sang er vor sich hin. Als er die Kinder und den Schneemann sah, blieb er stehen.
„Hallo, liebe Kinder, isch bin der Weihnachtschmann. Leider habe isch keine Geschenke für eusch. Denn isch habe schie verloren.“
„Ich bin der Weihnachtsmann!“ rief der Schneemann aufgeregt und stürzte auf den Pinguin los. „Du bist ein Betrüger!“
„Isch bin der Weihnachtschmann...“
„Nein, ich! - Nein, isch! - Nein, ich! - Nein, isch!...“
Fast schien es, als wollten sie sich prügeln.
Doch Rübe und Bärchen gingen mutig dazwischen.
„Ihr seid jetzt beide still, ihr Verrückten!!“ schrie Rübe.
Als sie alle sich etwas beruhigt hatten, sagte sie: „So, und jetzt wollen wir mal den Pinguin anhören.“

 


Fortsetzung folgt


Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle - 6.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 5. Dezember

Knecht Ruprecht - gelesen von Devid Striesow

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Knecht Ruprecht (Theodor Storm)

 

Von drauß vom Walde komm ich her,
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da riefs mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!“
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn,
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden!“
Ich sprach: „O lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
wo`s eitel gute Kinder hat.“
„Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier.
Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.“
„Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.“
Christkindlein sprach: „So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“
Von drauß vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich`s hier innen find!
Sinds gute Kind, sinds böse Kind?


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

5

Die beiden Vögelchen flogen noch immer vorne weg. Und sie hatten wieder angefangen, miteinander zu streiten, wem wohl der Schatz gehöre.
Bärchen, Rübe und der Schneemann stapften hinterher durch den dunklen Wald. Eigentlich hatten Rübe und Bärchen nur dem Schneemann helfen wollen. Der hielt sich nämlich für den Weihnachtsmann. Und jetzt waren sie in ein richtiges Abenteuer geraten.
„Ist es noch weit?“ fragte Bärchen. „Sind wir bald da?“
Doch die Vögel hörten nicht auf ihn.
„Das sind keine Vögel, das sind Zankhähne“, schimpfte Bärchen und dann rief er ganz laut: „He, ihr beiden Streitwachteln, ich hab euch was gefragt!“
„Ja, ja, ja“, zwitscherten die Vögel, „wir haben dich ja gehört. Gleich da vorn ist es, da auf der Lichtung.“
Und richtig, nach ein paar Minuten kamen sie auf eine Lichtung im Wald. Rundherum standen die dunklen Tannen, doch auf der Lichtung wuchsen weder Baum noch Strauch. Dicht lag der Schnee auf dem Boden.
„Und wo ist jetzt euer Schatz?“ fragte Rübe.
„Aber ihr müßt versprechen, daß ihr nur guckt und ja nichts anfasst“, piepste das eine Vögelchen.
„Ja, ja, ja“, sagte Rübe. „Nun macht mal, ich will auch mal wieder nach Hause.“
„Ist ja gut“, empörten sich die beiden Vögel, dann flogen sie los, hin-auf auf einen Baum am Rand der Lichtung.
Kurze Zeit später kamen sie schwer beladen zurück. Zusammen schleppten sie mit ihren Schnäbeln einen kleinen Topf herbei und stellten ihn vor den Kindern ab.
Bärchen stupste Rübe an: „Toller Schatz, was? Da hatte ich aber an etwas anderes gedacht.“
Vorsichtig nahm Rübe den Topf in die Hand.
„Nicht anfassen! Ihr habt es versprochen!“ schrien die Vögel aufge-regt.
„Ach haltet den Schnabel“, sagte Rübe.
Dann holte sie eine Nuß aus dem Topf.
„Ist das alles?“ fragte Brächen.
„Nein“, sagte Rübe, „da ist noch was.“
„Lass mich raten“, überlegte Bärchen, „so ein komisches rotes Teil.“
„Richtig.“
Rübe nahm es in die Hand. „Was hat es bloß damit auf sich?“
Dann schaute sie sich um: „Wo ist eigentlich der Schneemann geblieben?“

Fortsetzung folgt


Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda - Nov 2013

 

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Autor: Gert Holle - 5.12.2020

 

Der klingende Adventskalender: 4. Dezember

Dann werden wir für andere zu Lichter - gelesen von Devid Striesow

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Vor 2000 Jahren wurde ein Kind geboren, dessen Wirkungen wir heute noch spüren. Geboren wurde einer, bei dem die Liebe mehr zählte als die Leistung. Der Zuneigung zeigt, statt Furcht einzuflößen. Der die Kleinen und die Kinder schätzt. Der die Armen und die Fremden achtet. Der den Traurigen bessere Zeiten verspricht. Und der die Reichen vor der Sattheit warnt.

Damals vor 2000 Jahren wurde Jesus geboren, in seinen Fußspuren können wir leben. Sein Licht wärmt uns die Herzen und die Hände. Er ist das große Licht der Weihnacht, das über alle Jahrhunderte, von Generation zu Generation strahlt. Er leuchtet uns und gibt uns von seinem Licht ab; den Frieden und die Herzlichkeit.
Immer wieder entzündet er in uns das Feuer seiner göttlichen Liebe und den Geist seines Geistes. Dann werden wir, obwohl wir uns schwach und klein vorkommen, für andere wichtig und bedeutsam. Dann werden wir für andere Menschen zu Lichtern, die reich machen und wärmen.
Möge uns Gott heute und alle Tage mit seinem Licht entgegenkommen und unsere Herzen und Sinne hell machen.


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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

4

„Ich hab gesagt, ihr sollt das sofort wieder hinlegen, das ist meins!“ piepste es noch einmal von oben.
Bärchen und Rübe und der Schneemann, der sich für den Weihnachtsmann hielt, standen im Wald. Bärchen hielt ein rotes Etwas in der Hand. Sie schauten noch oben, von dort kam das Piepsen.
„Nein! Das ist meins!“ piepste die zweite Stimme.
Dann raschelte es in den Zweigen der Tannen und zwei winzige Vögelchen kamen herabgeflattert.
„Ich glaube, ich spinne“, sagte Rübe, „zuerst ein sprechender Schneemann, dann sprechende Vögelchen. Nein, ich spinne nicht, wir träumen noch immer, Bärchen!“
„Das ist mir piepegal“, zwitscherte das eine Vögelchen. „Hauptsache, ihr lasst das endlich los!“
Bärchen ging das auf die Nerven. „Du komisches Flattervögelchen, weißt du denn überhaupt, was das ist!“
Das Vögelchen verstummte. Aber das andere sagte: „Das ist egal. Das kommt zu meinen Schatz dazu.“
„Dein Schatz - dein Schatz! Mein Schatz ist das!“ rief das andere. Und schon flog es los und versuchte mit dem Schnabel das rote Ding aus Bärchens Hand zu ziehen.
Bärchen schüttelte die Hand und das Vögelchen sauste in hohem Bogen durch die Luft.
„Halt!“ sagte Bärchen. „Vielleicht gebe ich es dir. Aber...“
„Was ‘aber’?“, piepste das Vögelchen aufgebracht.
„...aber du musst mir zuerst deinen Schatz zeigen.“
„Nein! Nein, nein“, schimpfte der Vogel und der andere ebenso.
„Na gut“, sagte Bärchen, und steckte das rote Teil in seine Tasche. Die Vögelchen schwirrten davon.
„Was hast du vor?“ fragte Rübe.
„Nun“, sagte Bärchen, „vielleicht ist der Schatz das, was der Schneemann verloren hat.“
„Gute Idee“, sagte Rübe.
Da kamen auch schon die Vögelchen zurück.
„Okay“, zwitscherten sie, diesmal ohne sich zu streiten. „Wir zeigen euch meinen - äh, unseren Schatz. Aber ihr dürft niemanden etwas davon verraten und nichts wegnehmen.“
„Wir werden sehen“, sagte Rübe.
„Also los!“ sagte das eine Vögelchen. „Dann kommt mal hinter mir her.“
So flogen die Vögelchen durch den tief verschneiten Tannenwald. Rübe und Bärchen und der Schneemann stapften hinterher.
„Oh Mann“, stöhnte Rübe, „eigentlich sollten wir Zuhause sein. Auf was haben wir uns da bloß eingelassen?“

 


Fortsetzung folgt


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Autor: Gert Holle - 4.12.2020

Der klingende Adventskalender: 3. Dezember

Es ist ein Ros' entsprungen - Variationen von und mit Peter Chorkov

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Es ist ein Ros entsprungen

Aus einer Wurzel zart

Aus uns die Alten sungen

Von Jesse kam die Art

 

Und hat ein Blümlein bracht

Mitten im kalten Winter

Wohl zu der halben Nacht

 

Es ist ein Ros entsprungen ist ein altes kirchliches Weihnachtslied. Der Text, der aus dem 16. Jahrhundert stammt und ursprünglich wohl nur zwei Strophen besaß, bezieht sich auf die Bibelstelle Jesaja 11, 1. Dort heißt es:

 

Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.

 

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Die verrückten Weihnachtsmänner

- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

 

3

 

Am nächsten Morgen schlichen Bärchen und Rübe, sobald ihre Eltern beschäftigt waren, hinaus in den Garten. Natürlich hatten sie sich wieder eingemummelt. Der Schneemann stand noch immer an seinem Platz.

„Hallo Schneemann!“ sagte Bärchen.

„Ich bin der Weihnachtsmann“, antwortete der, „glaub mir doch endlich. Ich muss nur meinen Schlitten und die Geschenke wiederfinden.“

„Ja, ja, ja,“ sagte Rübe. „Du bist also der Weihnachtsmann. Wo bist du eigentlich hergekommen?“

„Vom Nordpol natürlich“, antwortete der Schneemann, „da wohnt doch der Weihnachtsmann. Irgendwie muss ich unterwegs auf meiner Reise aus dem Schlitten gefallen sein.“

„Schau mal“, sagte da Bärchen, „da sind seine Spuren im Schnee. Wenn wir die einfach zurückgehen, finden wir vielleicht heraus, wo-her er gekommen ist.“

„Ja, das ist die Idee!“ rief Rübe.

„Meinst du wir könnten ein Stück mitgehen?“

„Ach, Mama wird schon nichts merken.“

„Also“, sagte Rübe zu dem Schneemann, „wir versuchen dir zu helfen, aber wir sind nur Kinder und eigentlich dürften wir gar nicht hier sein, also benimm dich!“

Dann gingen sie los: Bärchen und Rübe, in dicke Kleidung eingepackt wie Eskimos, und der Schneemann, der sich für den Weihnachtsmann hielt.

Bärchen lief ein Stück voraus, um zu schauen, woher die Spuren im Schnee kamen. Bald merkten sie, dass die Spur in den Tannenwald führte.

„Bärchen!“ Rübe hielt an. „Da dürfen wir nicht hin!“

„Ah“, sagte Bärchen, „wir schauen mal, wir brauchen ja nicht in den Wald zu gehen, nur bis zum Rand.“

So gingen sie weiter, bis sie zwischen den ersten Tannen standen.

„So“, sagte Rübe, „jetzt ist es genug. Weiter dürfen wir nicht.“ Und zum Schneemann: „Hier müssen wir dich allein lassen. Dein Schlitten, oder was auch immer du verloren hast, ist bestimmt irgendwo hier im Wald.“

„Rübe, Rübe“, rief da Bärchen aufgeregt. „Schau mal da vorn, da liegt so was.“

Rübe und der Schneemann schauten hin. Etwas weiter im Wald lag etwas Rotes. Vorsichtig gingen sie näher.

Bärchen hob es auf.

„Was soll denn das sein?“ fragte er und hielt ein seltsam geformtes rotes Teil in der Hand.

„Hei, lass das liegen, das ist meins!“ rief da jemand von oben.

„Leg es sofort hin!“ rief eine andere Stimme. „Das ist meins!“

Bärchen, Rübe und der Schneemann schauten nach oben...

 

Fortsetzung folgt

 

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda

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Autor: Gert Holle - 3. Dezember 2020

Der klingende Adventskalender: 2. Dezember

Gib niemals auf - von und mit Gert Holle

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

* Gert Holle: "Dieses Lied singe ich heute besonders für alle die, die am Leben zu zerbrechen drohen:
Für Dich, der im kalten Dezember auf der Straße lebt,
für Dich, der die Heimat im Drogenrausch sucht,
für Dich, der sein Zuhause verloren hat.
Dir sage ich: Gerade in den dunkelsten Stunden hast Du einen Freund, der zu Dir hält.
Gib niemals auf."

 

Träume gehabt,
verflogen – kalter Nebel.
Menschen geliebt,
enttäuscht in dunklen Zeiten.
Sagst nicht ein Wort,
Du quälst Dich –
Depressionen –
Tausendmal leer,
sehr oft, zu oft betrogen.

Gib niemals auf
und kämpfe für Dein Leben.
Halt es ganz fest,
ganz fest mit beiden Händen.

Liebe gefühlt
in manchen stillen Tagen.
Nur ausgenutzt,
verlacht und stets betrogen.
Tief abgestürzt
ins Reich der Illusionen.
Hart aufgeknallt,
kein Freund in dunklen Stunden.

Gib niemals auf
und kämpfe für Dein Leben.
Steh wieder auf,
versuchs noch mal von vorn.

Viel ausprobiert,
verloren, ganz am Boden.
Nichts von gehabt,
geblieben sind nur Wunden.

Zwischenspiel

Stiche so tief –
ins Herz und in die Arme.
Vor Kälte erfrorn,
vergessen jede Wärme.
Wahnsinn gespürt,
kaputt in leerer Seele.
Nirgends zu Haus,
am Leben, doch fast schon tot.

Gib niemals auf
und kämpfe für Dein Leben.
Bist nicht allein,
ein Freund in dunklen Stunden.

Gib niemals auf
und kämpfe für Dein Leben.
Halt es ganz fest,
so lange Du noch lebst.
Halt es ganz fest,
so lange Du noch lebst.
Halt es ...

(Text & Musik: Gert Holle, Heidelberg 1990)



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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

2

Jetzt sah Bärchen es auch. Er hatte mit seiner Schwester am Fenster gesessen und nach den Eiszapfen geschaut. Und so hatten sie ‘ES’ im Garten gesehen.
„Was ist das?“ fragte Bärchen ängstlich.
„Ich w-w-weiß n-nicht“, stotterte Rübe.
Dann sammelte sie ihren Mut und schaute genau hin. „Es ist ganz weiß, oder fast...“
„Es sieht aus wie ein...“
„Ja genau!“ antwortete Rübe.
„Komm“, sagte Bärchen, „wir ziehen uns ganz dick an und gehen mal kurz raus!“
„Spinnst du!!“ schrie Rübe. „Wenn er uns etwas tut!“
„Ach...“, Bärchen sah sie an, „das glaube ich nicht.“
Und schwupps! Schon zog er sich an, zwei Pullover, eine dicke Jacke, zwei Mützen, den Schal, ein paar extra dicke Strümpfe und sei-ne Winterstiefel.
Rübe protestierte - aber sie konnte ihren Bruder doch nicht allein lassen. Also zog auch sie sich an. Dann schlichen sich die beiden nach draußen in den fast schon dunklen Garten.
„Da vorn ist er“, flüsterte Rübe.
„Das ist ja tatsächlich ein Schneemann“, rief Bärchen und lief auf ihn zu.
Da drehte sich der Schneemann um.
Bärchen stoppte so plötzlich, daß er in den Schnee fiel und auch seine Schwester umriß.
Und der Schneemann lachte.
„Hallo, ihr beiden!“ rief er.
Beide rappelten sich ganz schnell auf und gingen ein paar Schritte zurück.
„Das gibt es doch gar nicht“, sagte Rübe, „komm, Bärchen, wir ge-hen wieder rein, wir träumen doch nur. Ein Schneemann, der spre-chen kann, so ein Quatsch!“
„Quatsch! Ja, das stimmt“, sagte der Schneemann, „ich bin nämlich gar kein Schneemann!“
„Du - du - du bist kein Schneemann“, Bärchen wunderte sich, „aber was bist du denn sonst?“
„Ich? Ich bin der Weihnachtsmann!“ rief der Schneemann stolz.
Rübe und Bärchen schauten sich verständnislos an.
„Ja, ich bin der Weihnachtsmann!“ rief der Schneemann noch ein-mal. „Ich bin der Weihnachtsmann...“, und dann fing er an, zu wei-nen.
Große Eistränen liefen über sein Gesicht.
Wieder schauten sich Rübe und Bärchen an. Dann gingen sie auf den Schneemann zu.
„Armer Schneemann, was ist denn mit dir los?“ fragte Rübe.
„Ich bin... ich bin der Weihnachtsmann, aber ich finde meinen Schlitten mit den Rentieren nicht. Und auch die Geschenke für die vielen Kinder in der Welt... ich glaube, dieses Jahr muß Weihnachten ausfallen...“
„Der spinnt“, flüsterte Bärchen seiner Schwester ins Ohr.
„Ja, aber wir können ihm vielleicht helfen“, flüsterte Rübe zurück.
„Aber mir wird kalt“, sagte Bärchen.
„Okay“, sagte Rübe, und zum Schneemann: „Du bleibst hier. Wir gehen ins Haus und morgen sehen wir weiter.“

Fortsetzung folgt

 

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda -

 

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Autor: Gert Holle - 2. Dezember 2020

Der klingende Adventskalender: 1. Dezember

Unterwegs nach Bethlehem - von und mit Gert Holle

Grafik: Gert Holle
Grafik: Gert Holle

Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn,
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.
Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn,
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.

Ich sehne mich nach alten Tagen,
nach Plätzchenduft und Kerzenschein,
Mistelzweig und Tannenreisig,
spazieren gehn im tiefen Schnee.

Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn,
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.
Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn.
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.

Treffe mich mit alten Freunden,
trink Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.
Erinnre mich an Kindertage,
knacke Nüsse im Advent.

Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn,
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.
Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn.
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.

Der Eine träumt vom neuen Fahrrad,
die Andere von Rollerskates,
nicht alle Wünsche auf dem Zettel
können in Erfüllung gehen.

Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn,
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.
Unterwegs nach Bethlehem wird so viel geschehn.
Gefühle, Bilder, Menschen begleiten uns auf unserm Weg.


(Text & Musik von Gert Holle, Heidelberg 1993)

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Die verrückten Weihnachtsmänner
- eine Bärchen-und-Rübe-Geschichte

1

„Mir ist so langweilig“, jammerte Bärchen.
„Mir auch“, sagte Rübe.
Dann war es still.
„Mir ist so laaangweilig“, jammerte Bärchen schon wieder.
„Mir auch“, stöhnte Rübe.
Wieder war es eine Weile still.
„Mir ist ja soooo laaaangw....“
„Stop! Jetzt reicht’s!“ sagte Rübe. „Ich kann das nicht mehr hören. Irgendetwas müssen wir doch tun können.“
„Aber was denn?“ fragte Bärchen. „Wir haben doch schon alles gespielt, was uns eingefallen ist...“
Seit Tagen saßen die beiden Geschwister im Haus fest. Draußen war herrlichster Winter - ganz viel Schnee. Doch die beiden Kinder durften nicht hinaus, denn es war bitterkalt geworden. So kalt, dass man selbst im Haus Pullover und dicke Socken tragen musste. Ihre Mutter hatte versucht, es ihnen zu erklären, und Rübe, sie war die Ältere, hatte es eigentlich auch verstanden.
In den ersten Tagen hatte sie viel mit ihrem jüngeren Bruder gespielt, doch nun langweilten sie sich entsetzlich.
„Wir können uns ja ein neues Spiel ausdenken...“, überlegte Rübe.
„Das haben wir doch schon probiert“, sagte Bärchen, „das war ziemlich langw...“
„Stopp! Ich habe gesagt, ich will dieses Wort nicht mehr hören. Also, ich hab da eine Idee. Komm, wir setzen uns hier vors Fenster.“
„Und dann?“ fragte Bärchen.
„Siehst du da oben die Eiszapfen an der Dachrinne?“
„Ja, die sehe ich!“
„Welche Farbe haben sie?“
„Welche Farbe? Blöde Frage. Gar keine, die sind doch aus Wasser.“
„Schau genau hin.“
Bärchen schaute... und staunte. Tatsächlich, die Eiszapfen waren farbig. Mal strahlend weiß, dann blau oder lila, sogar rosa war dabei.
„Ooh“, seufzte er, „schön sieht das aus? Woher kommt das?“
„Mmh“, sagte Rübe, „ich glaube von der Sonne, die gerade untergeht, aber sowas hab ich auch noch nicht gesehen.“
Die beiden schauten noch eine Weile zu den Eiszapfen und schließlich hörte das Farbspiel auf und die Zapfen hingen grau und trüb von der Dachrinne.
„Schade“, sagte Bärchen, „jetzt ist es vorbei.“
„Da - da - da, dada...!“ stotterte Rübe.
„Hä?“ fragte ihr Bruder.
„Da -da, da im Garten!“
„Was ist im Garten?“
„Da bewegt sich was!“

 

Fortsetzung folgt

Copyright by Matthias Schwarz, Eichelstraße 30, 63667 Nidda

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Autor: Gert Holle; Grafik Gert Holle - 1.12.2020


Die Krippen-Fotos sind im Krippen-Museum in Ulfa 2013 entstanden. Ein großes Dankeschön an Erika Kernstock aus Ulfa, die dies ermöglicht hat.