Für die Förderung demokratischer Kultur, für Vielfalt und die Überwindung von Grenzen

Ein ungewöhnliches Kunstprojekt setzt Zeichen

(Kassel/dh) - Kunstwerke zum Thema Ausgrenzung präsentiert die Ausstellung mit dem Titel „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ bis zum 4. März in der documenta-Halle in Kassel. Heute wurde die Ausstellung mit zahlreichen Gästen eröffnet.
Die Ausstellung erteilt eine künstlerische Absage an Fremdenfeindlichkeit und Rechtspopulismus, an Ideologien von angeblicher Ungleichheit und Ungleichwertigkeit von Menschen. An der Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ beteiligen sich Künstler*innen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft. Gemeinsam fordern sie die Betrachter*innen dazu heraus, sich mit der Gestaltung einer offenen, vielfältigen und inklusiven Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Die Ausstellung ist Teil eines Projektes zur Demokratieförderung der Diakonie Deutschland und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

 

 

Bischof Martin Hein eröffnet Ausstellung mit Andacht
Die Andacht zur Eröffnung hielt der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein. Seinen Andachtsimpuls in leichter Sprache schloss er mit den Worten: „Bilder sind menschlich. Aber wir sehen mehr als nur, was gemalt ist. Wir schauen durch die Bilder in eine andere Welt. Und manchmal – manchmal begegnet uns da etwas von Gott. Von seiner Schönheit. Von seinem Geist. In einem Bild. In einem Künstler, in einer Künstlerin.“

 

 

Kunstprojekt geht zwei Jahre auf Wanderschaft
Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, begrüßte die Gäste und stellte die Ausstellung vor: „Die Diakonie engagiert sich intensiv für eine offene, vielfältige und inklusive Gesellschaft! Sie setzt sich für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen ein.“ Mit der Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ würde dieses Bestreben sichtbar zum Ausdruck gebracht. Sie verwies darauf, dass die Ausstellung in der documenta-Halle in Kassel eröffnet und in den nächsten zwei Jahren auch an acht weiteren Orten wie Berlin, Hannover und Leipzig gezeigt werden wird. „Vielen Menschen fehlt heutzutage die Orientierung und die Vorstellung, wie Vielfalt und Zusammenhalt gelingen kann. Genau hier setzt das Projekt „Vielfalt gestalten. Ausgrenzung widerstehen“ an, unter dessen Dach die Ausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ stattfindet,“ erläuterte Loheide zur Motivation, eine solche Ausstellung auf die Beine zu stellen.

Eröffnung am documenta-Standort Kassel
Ilona Friedrich, Bürgermeisterin der Stadt Kassel, verwies in ihrem Grußwort auch auf die letzte documenta: Bereits bei der d 14 waren Flucht, Vertreibung und Migration maßgebliche Themen. Unsere Stadt hat einige Tausend Flüchtlinge mittlerweile aufgenommen, von denen wir wollen, dass Sie sich sozial und beruflich integrieren. Hier ist die gesamte Stadtgesellschaft gefordert zu unterstützen. Es geht dabei nun, nach der Sicherstellung der Grundversorgung, um Bildung, Betreuung und berufliche Integration.“ Eine wichtige Unterstützung käme dafür von vielen Ehrenamtlichen aus der Stadt – gerade auch in den Kirchengemeinden.

Diakonie Hessen-Vorstand Horst Rühl: Ausstellung setzt Zeichen gegen einen unheiligen Trend
Es oblag Horst Rühl, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, auf die Beziehung zwischen Ausgrenzung und Solidarität einzugehen: Wer andere ausgrenzt oder sich selbst als exklusiv empfindet und sich damit der Solidarität in unserer Gesellschaft entzieht, handelt undemokratisch und unchristlich. Mit dieser Ausstellung setzen wir ein Zeichen gegen einen unheiligen Trend in unserer Gesellschaft.“

 

In einem anschließenden Rundgang führte der Kurator der Ausstellung, Andreas Pitz, in die Ausstellung ein.

 


Hintergrund: Projekt „Vielfalt gestalten – Ausgrenzung widerstehen: Diakonie in der postmigrantischen Gesellschaft“ der Diakonie Deutschland
Ausgrenzung bis hin zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist kein Randphänomen, sondern in allen Teilen der Gesellschaft vorhanden. Sie bezieht sich nicht nur auf Menschen mit Migrationsgeschichte, sondern beispielsweise auch auf von Armut oder Wohnungslosigkeit Betroffene, Menschen mit Behinderung oder Langzeitarbeitslose. Zunehmend wird der Versuch unternommen, die in unterschiedlicher Weise auf gesellschaftliche Solidarität angewiesenen Menschen gegeneinander auszuspielen. Daher hält es die Diakonie Deutschland für notwendig, die gezielte Prävention und Bekämpfung rechtsextremistischer und rechtspopulistischer Positionen mit Aktivitäten zur Demokratieförderung und Teilhabe sowie der Gestaltung einer offenen, vielfältigen und inklusiven Gesellschaft zu verbinden.
Genau hier setzt das Projekt „Vielfalt gestalten – Ausgrenzung widerstehen“ der Diakonie Deutschland an. Es hat zum Ziel, in Diakonie und Gesellschaft die demokratischen Kräfte und die zivilgesellschaftlichen Strukturen zu stärken, sie zu qualifizieren und den sozialen Zusammenhalt zu fördern.
Dabei folgt das Projekt drei Ansätzen:
1. Mit der Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ wird die öffentliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Ausgrenzungsphänomenen gesucht. Die Künstler*innen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft laden mit ihren Werken ein breites Publikum dazu ein, neue Perspektiven auf eine Gesellschaft der Vielfalt zu gewinnen und einen eigenen Standpunkt in einer zentralen politischen Debatte zu finden.

 

2. Die oben beschriebenen Entwicklungen machen auch vor Einrichtungen der Diakonie nicht halt. In der Diakonie sind deutschlandweit mehr als 525.000 Mitarbeitende hauptamtlich und weitere 700.000 freiwillig engagiert. Sie zu Fragen des diskriminierungsfreien Umgangs mit gesellschaftlicher Diversität, mit Interkulturalität und mit demokratischen Aushandlungsprozessen zu stärken und als Multiplikator*innen zu qualifizieren, steht im Mittelpunkt neuer Fort- und Weiterbildungsprogramme.

 

3. Sozialer Zusammenhalt fängt in der Nachbarschaft an. Nachbarschaften und Quartiere gilt es daher im besonderen Maße fit und widerstandsfähig gegen Ausgrenzung zu machen. Im Projekt kommt der Stärkung von Akteur*innen und von Netzwerken vor Ort eine wichtige Rolle zu.

Die Diakonie Deutschland entwickelt das Thema Demokratieförderung und zivilgesellschaftliches Engagement in einer vielfältigen Gesellschaft nachhaltig zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit weiter.
Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.