(OBER-SCHMITTEN/em) - Das „Singspiel zu Martin Luther“ hatte noch nicht angefangen, da blickten die Besucher schon fasziniert auf den Mann in Schwarz mit dem Barett auf dem Kopf – Frederik Eberhard erinnerte tatsächlich an den Reformator. Und da war noch der Mann im Wams hinter der Staffelei, Zeitgenosse und von der Reformation inspirierter Künstler: Lukas Cranach, dargestellt von Hans Brehm. Ein szenisch-musikalisches Porträt wichtiger Lebensabschnitte Martin Luthers wurde in der Ober-Schmittener Lutherkirche geboten.
Szenen und Lieder des Singspiels „Ein feste Burg ist unser Gott – befreit glauben und zuversichtlich leben“ von Markus Nickel (Musik) und Reinhard Ellsel (Text und Idee) sind dicht miteinander verwoben. Mit großem Engagement hatten die 30 Aktiven des Kirchenchores Eichelsdorf/Ober-Schmitten unter der Leitung von Ute Künzel-Christ sich das Stück erarbeitet, insbesondere während einer kleinen Singfreizeit auf Schloss Herborn. Instrumentalisten waren Alexander Gröb (Trompete) und Maria Guist (Orgel, Klavier). Die Gesamtleitung hatte Ute Künzel-Christ.
Am Anfang war eine festliche Barockkomposition zu hören: Gröb und Guist spielten drei Sätze aus Georg Friedrich Händels „Wassermusik“. Im 19. Jahrhundert gab es öfter gesprochene Texte vor dem Hintergrund von Instrumentalmusik. So auch hier als Introitus: Guist spielte eine getragene Melodie auf dem E-Piano. Eberhard in der Luther-Rolle sprach den 46. Psalm „Gott ist meine Zuversicht und Stärke“. Luther hatte sich aus seinen eigenen Verdammungsängsten im Blick auf die Gnade Gottes befreien können, hatte, empört über die Ablasspraxis mit ihrer zweifelhaften „Sündenvergebung ohne Reue und Umkehr“ samt der Ausbeutung der Bußwilligen, seine 95 Thesen angeschlagen, war auf dem Reichstag zu Worms „gefangen im Gewissen“ standhaft geblieben. Im Gespräch mit Cranach erinnerte sich der eben Verheiratete an diese Lebensstationen.
„Musikalische Gnadentheologie“: Guist machte mit einem fast tänzerischen Vorspiel, der Chor mit dem schwungvoll gesungenen, vorwärtsdrängenden Choral „Nun freut euch, liebe Christen g´mein“ deutlich, welche Last von Luther abgefallen war. Zugleich wurde im nächsten, getragenen Lied „Bist du bei mir?“ mit Summchor noch einmal an die „schweren Wege“ erinnert, die der junge Mann gegangen war. Noch war er in der Reichsacht und damit vogelfrei, im eigenen evangelischen Lager gab es Spannungen mit den Bilderstürmern. So hatte das nächste, recht gedämpfte Lied den Titel „Dennoch“, endete mit der Gewissheit „Du führst mich nach deinem Plan“.
„Luther und die Musik“ war ein weiterer Schwerpunkt. Im Gespräch mit Cranach erinnerte sich Luther an die Lieder, die er getextet, zum Teil auch komponiert hatte. Der Chor sang „Herr Christ, der einig Gott´ssohn“, gedichtet von der Pfarrfrau und Freundin Katharina von Boras, Elisabeth Cruciger. Reizvoll war die Trompeten-Begleitung dieses Liedes. Auch Luthers junge Ehe war Thema. Es folgte vielleicht das schönste Lied des Singspiels „Du meinst es gut mit mir“ in zärtlichem Swingrhythmus mit Solopassagen von Irmhild Schmittberger, Ingrid Schmoranzer und Annette Henrich. Dann sang der Chor das Hochzeitslied „Mann und Frau, sie reichen sich die rechte Hand“. Das alte Volkslied „Die beste Zeit im Jahr ist mein“ wurde von Eberhard gesungen und von Brehm mit der Gitarre begleitet. Dazwischen kam im Hinblick auf den Bauernkrieg der Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“.
Luthers Theologie vom „Priestertum aller Gläubigen“ spiegelte sich im „Gemeindelied – Wenn wir zusammen sind in Jesu Namen“. So endete die Aufführung mit dem bekanntesten Reformationslied „Ein feste Burg“ und die Gemeinde folgte der Aufforderung zum Mitsingen. Die Dankesworte von Pfarrer Matthias Schwarz und lebhafter Beifall beschlossen das Singspiel, das auch in Effolderbach aufgeführt wurde.