Reformationstag: In Zeiten von Klimakrise und Antisemitismus die Welt im Licht der Liebe Gottes sehen

Kirchenpräsident Volker Jung verteidigt gesellschaftspolitisches Engagement

Foto: ekhn
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31.10.2019

 

(Wiesbaden / Darmstadt/ekhn) -. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat sich am Donnerstagabend (31. Oktober) in Wiesbaden für ein starkes gesellschaftliches Engagement der Kirche beispielsweise in Fragen des Klimaschutzes ausgesprochen. Jung erteilte dabei allen Stimmen eine Absage, die der Kirche nahelegten, sich aus politischen Fragen herauszuhalten. „Wer sich von Gottes Wahrheit und seiner Liebe leiten lässt, sieht nicht nur den Nächsten mit anderen Augen, sondern auch diese Welt“, sagte Jung im diesjährigen Reformationsgottesdienst. So sei die Welt den Menschen nach christlichem Verständnis „von einem liebenden Gott anvertraut worden, dass wir sie bebauen und bewahren“. Jung: „Deshalb kann und darf es uns nicht egal sein, ob wir mit der Art, wie wir leben, den nächsten Generationen die Lebensgrundlagen entziehen.“

 

Antisemitismus ist Gotteslästerung 

Nach Worten Jungs ist es gegenwärtig auch nötig, ein deutliches Zeichen gegen jeglichen Antisemitismus zu setzten. Gerade angesichts der „schlimmen antijüdischen Äußerungen des  Reformators Martin Luther“ in seinen späten Schriften sei dies auch am Reformationstag wichtig. „Ich bin froh, dass wir uns deutlich vom Antijudaismus Martin Luthers distanziert haben. Und dass damit auch eine klare Absage an jede Form von Judenmission verbunden war. Damit sagen wir auch: Wir sind mit unseren jüdischen Geschwistern in unserem Glauben verbunden. Antisemitismus ist Gotteslästerung.“ 

 

Gottesliebe fordert Nächstenliebe 

Nach Ansicht Jungs gehöre zur Gottesliebe unauflöslich die  Nächstenliebe. Die biblische Anweisung Gott lieben – von ganzem Herzen und ganzer Seele und mit aller Kraft bedeute im jüdischen und im christlichen Glauben, den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Der Mensch ist nach Jung ein „Geschöpf des einen und einzigen Gottes“. Jung: „Wer sich von Gottes Wahrheit und seiner Liebe leiten lässt, kann nicht anders als denen entgegenzutreten, die menschenverachtend reden und handeln. Wer sich von Gottes Wahrheit und seiner Liebe leiten lässt, kann nicht anders als Hassreden zu widersprechen, die sich gegen Juden, Muslime, Christen oder wen auch immer richten.“

 

Grundlage der Predigt von Kirchenpräsident Volker Jung war der Text aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 6, Verse 4 bis 9. Der Abschnitt enthält das „Höre Israel“, das für Jüdinnen und Juden zu den zentralen Texten ihres Glaubens gehört.