Von Andrea Schinzel
(ENZHEIM/as) - Mit jeweils 3000 Euro unterstützen das Landesamt für Denkmalpflege Hessen und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen die Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Orgel der evangelischen Kirche in Enzheim. Vertreter beider Institutionen übergaben jetzt symbolisch die Fördergelder an Pfarrerin Andrea Krügler, die zusammen mit dem Kirchenvorstand die Fachleute vor Ort willkommen hieß.
Im Mittelpunkt des Nachmittags stand zwar die historische Bernhard-Orgel aus dem Jahr 1843. Doch auch die kleine Kirche erfuhr durch die Experten große Wertschätzung. Es gelte insbesondere auch kleinere Gemeinden und ihre Kulturgüter zu unterstützen, merkte Matthias Haupt, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, an. „Unglaublich viel Charme“ attestierte auch Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, der Kirche, deren Ersterwähnung auf 796 zurückgeht. „Man spürt, dass sie warmgebetet ist.“ Dann aber kamen die Fachleute zum Grund ihres Besuchs. Harzenetter spannte den Bogen weiter zur Orgel, die als historisch wichtig eingeschätzt wird und Teil eines Kanzelaltars ist. „Die Orgel ist ein Kulturgut, ein technisches Denkmal, deren Bestand es zu erhalten gilt“, beantwortete er die Frage, warum die weltlichen Denkmalpfleger sich auch für Orgeln interessieren. „Orgeln gehören untrennbar zur Ausstattung unserer Kirchen, sind also bedeutende Kunstdenkmäler, die mit ihrem kunstvollen Gehäusen in engem Zusammenhang mit der Architektur der Kirche zu sehen sind.“
Insgesamt kostet die Sanierung rund 30 000 Euro. Die Sparkassenstiftung und die Denkmalschützer fördern das Projekt also jeweils mit zehn Prozent der Kosten. Die restlichen Gelder wurden laut Krügler und der Vorsitzenden des Kirchenvorstands Susanne Schäfer durch verschiedene Aktionen und Feste der 85-Seelen-Gemeinde gesammelt. „Wir sind eine sehr rege Kirche“, stellte die Pfarrerin fest mit dem Verweis, dass im kleinsten Altenstädter Ortsteil insgesamt nur rund 200 Bürger wohnen. „Die Kirchengemeinde Enzheim ist die kleinste im Dekanat Büdingen, vielleicht sogar in der Landeskirche.“
Der Orgelsachverständige und Konservator im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Dr. Bernhard Buchstab, würdigte das Ensemble von Altar, Kanzel und Orgel als „etwas ganz Wunderbares“ und gleichzeitig die kleine Gemeinde, die sich engagiert um den Erhalt ihrer Kirche kümmert“.
Die Orgel mit ihren sechs Registern wurde 1843 vom Romroder Orgelbauer Friedrich Wilhelm Bernhard erbaut. Über vier Generationen war die Instrumentenbauerfamilie prägend für die Region und baute rund 120 Orgeln, so Buchstab mit einem Blick in die Geschichte. Schmunzeln mussten die Gäste und der anwesende Kirchenvorstand bei den Worten von Thomas Wilhelm, Orgelsachverständiger der Landeskirche, der die Orgel als „völlig speziell und abgefahren“ bezeichnete. „Bernhard hat sich da was einfallen lassen“, meinte er unter Hinweis zur Tonzusammenstellung. Das Instrument musste entsprechend abgestimmt sein mit seinem Klangvorrat, der auch in einem kleinen Raum gut klingt. Angesichts des Platzmangels liegen die Pedalpfeifen flach, weil sie senkrecht nicht in das Instrument passten. „Der Erbauer musste ganz schön zirkeln“, stellte er anerkennend fest.
Der Besuch der Vertreter von Sparkassen-Kulturstiftung und Denkmalpflege fand im Zuge des gemeinsamen seit 2001 bestehenden Orgelförderprogramms beider Einrichtungen statt. Dieses Jahr wurden neun Orgeln und seit Beginn insgesamt 129 bedeutende Orgelrestaurierungen unterstützt, erklärte Buchstab. Rund 1,8 Millionen Euro wurden dafür bislang ausgegeben.
Die Enzheimer Kirche ist ein kleiner, im Kern mittelalterlicher Saalbau. Sie ist schlicht verputzt, Eckquader und langbahnige Fenster gliedern die Fassade. Die Ausstattung stammt aus dem Jahr 1777. Hierzu gehören die dreiseitig umlaufende Empore sowie Altar und Kanzel. Die Prinzipalstücke sind übereinander angeordnet. Die Orgel ist auf der Empore und als Brüstungsorgel konzipiert. Die drei rundbogigen Felder, die pfeilerförmig gerahmt werden, geben der Kanzel einen würdigen Hintergrund. Das Instrument besitzt ein Manual und Pedal mit insgesamt sechs Registern und einer mechanischen Spiel- und Registertraktur. Zu unbekannter Zeit wurde lediglich ein Register mit zum Teil neuen Pfeifen versehen. Sonst ist die Orgel in ihrem Erbauungszustand erhalten, so die Experten. Die Enzheimer Orgel wurde zuletzt 1972 einer größeren Reparatur unterzogen. Die nun wieder umfassende Restaurierung hat die Bewahrung des Bestands zum Ziel. Undichte Verschleißteile wie Papier oder Leder müssen beseitigt werden, Risse werden ausgespänt.