(GEISS-NIDDA/det) - „Was ich an guten Erinnerungen mitnehme? Die Sympathie und Herzlichkeit der Gemeinde, mit der ich empfangen und über viele Jahre begleitet wurde, die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und mit der Grundschule Nidda.“ Eberhard Hampel, evangelischer Gemeindepfarrer von Geiß-Nidda und Bad Salzhausen, blickt zurück. Nach 22 Jahren verlässt er diese Stelle und wird im Gottesdienst am Sonntag, 6. August, ab 14 Uhr in der Kirche von Geiß-Nidda verabschiedet.
Eberhard Hampel übernimmt das Pfarramt I von Grünberg, verbunden mit den beiden Gemeinden Lehnheim und Stangenrod. „Es war Zeit, noch einmal eine neue Aufgabe zu suchen“, begründet der 58-Jährige den Entschluss, den viele Gemeindeglieder bedauern. Die Nachfolge ist noch unklar, die Stelle wird im Amtsblatt der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN) ausgeschrieben.
Hampel brachte interessante Vorerfahrungen ein, als er sich 1995 um seine jetzige Stelle bewarb. Während seines Theologiestudiums an der kirchlichen Hochschule Wuppertal war Ökumene sein Interessenschwerpunkt gewesen. Ein Glücksfall war, dass er sein Spezialvikariat im Pietermaritzburg (Natal) absolvieren konnte. „In Deutschland die Wende, in Südafrika die letzten Tage des Apartheid-Regimes, das zu bröckeln begann – ich erlebte Kirche in einem Land im Ausnahmezustand“, erzählt Hampel. Er lernte Bischof Tutu kennen, hatte die Chance, andere Regionen Südafrikas und Namibias zu besuchen.
Die tiefe Sympathie für Afrika, die Hampel entwickelte, ließ ihn auch später nicht mehr los: 2002 konnte er ein Sabbatical in Ghana mit dem Schwerpunkt „Krankenheilung in Pfingstkirchen“ machen, sein Erfahrungsbericht war dann Arbeitsmaterial, das die englische Professorin Roswith Gerloff von der Universität Birmingham bei der Genfer Ökumenetagung im Weltkirchenrat zu diesem Thema einbrachte.
Nach einigen Monaten als Theologe auf der Bundesgartenschau in Frankfurt kam Eberhard Hampel 1990 nach Frankfurt-Hausen. „Es war eine kleine, aber sehr aktive Gruppe engagierter Christen, es gab Kinder- und Jugendarbeit, Musik- und Kreativkreise, Gottesdienstmitgestaltung“, beschreibt er das „Schiff, das sich Gemeinde nennt“ mitten in der Großstadt-Anonymität. Und doch entschied er sich mit seiner Frau und der kleinen Tochter für den Wechsel nach Geiß-Nidda. „Nach einem Gottesdienstbesuch hat uns der damalige Pfarrer Wolfgang Strakeljahn beide Gemeinden wie auch die Umgebung gezeigt. Wir hatten das Gefühl ,Ja, hier möchten wir arbeiten und leben!‘“
Die festgefügten Vereins- und Familienstrukturen auf dem Land seien eine Umstellung für ihn gewesen, gesteht Eberhard Hampel. „Hier gilt: Bei wichtigen kirchlichen Vorhaben ziehen Ortsbeiräte und Vereine mit. Ich denke gern zurück an Backaktionen mit den Landfrauen, Nistkastenbau und Biotop-Pflege mit der Naturschutzgruppe oder die Hochsitz-Bauprojekte mit der Jagdgenossenschaft. Alle diese Aktionen bereicherten den Konfirmandenunterricht beim Schwerpunkt ,Schöpfung wahrnehmen‘.“ Schöne Projekte kamen auch in Zusammenarbeit mit dem Chor „Orpheus“ Geiß-Nidda und dessen Leiter Hermann Wilhelmi zustande, etwa die Mitgestaltung von Festgottesdiensten und Konzerten. Besonders gern erinnert sich Hampel an die Dorfwoche zum 800-jährigen Kirchenjubiläum Geiß-Niddas vor zehn Jahren. „Vom berührenden Anspiel des Festgottesdienstes in Platt über die Elisabeth-Ausstellung bis zu den Abendprogrammen mit Referaten, Musik und mehr haben wir auf örtliche und regionale Akteure gesetzt. Das hat sich gelohnt!“
Der Strukturwandel in Bad Salzhausen mit Veränderungen der kirchlichen Dienste, große Sanierungen an historischen Gebäuden, etwa die Dachstuhlerneuerung der Geiß-Niddaer Basilika – es gab viel zu tun. „Ich habe mich über die Gemeinde hinaus bemüht, da einzuspringen, wo Hilfe gebraucht wurde. So bei der Seelsorgeausbildung für Ehrenamtliche und bei der Ausbildung neuer Prädikanten, wobei unser Team mit Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Büdingen, Nidda und Schotten schon ein wenig in Richtung Großdekanat zusammenwuchs“, betont Hampel.
Und immer wieder gab es neue, unerwartete Aufgaben: Eine junge Frau aus Eritrea, 21 Jahre alt, praktisch seit neun Jahren auf sich selbst gestellt und unterwegs, sollte in das Erstaufnahmeland Ungarn abgeschoben werden. Hampel: „Wir konnten ihr, die ein Baby erwartete, mit Zustimmung des Kirchenvorstandes Kirchenasyl geben. Inzwischen ist ihr Aufenthaltsstatus gesichert, es geht ihr und dem Kind gut. Dafür hat sich sehr kompetent der Diakoniefachmann Frank Appel mit seiner Frau Gabriele Blank eingesetzt!“
Hampel fasst mit Blick auf den Abschied zusammen: „Es war mir wichtig, meinen Glauben zu bezeugen und präsent zu sein, wo Menschen glaubhafte Begleitung brauchten.“
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Fußspuren im Schnee: © Rolf Oeser / fundus-medien.de