VERABSCHIEDUNG: Pfarrer Eberhard Hampel verlässt Nidda nach 22 Jahren

„Sie haben mir eine Heimat gegeben“

 

(GEISS-NIDDA/ten) - Mit einem Gottesdienst wurde Pfarrer Eberhard Hampel von den Kirchengemeinden Geiß-Nidda und Bad Salzhausen nach 22 Jahren verabschiedet. Alle Redner betonten die außergewöhnlich gute Zusammenarbeit mit dem scheidenden Pfarrer. Dieser versprach, auch in Zukunft seine ehemaligen Gemeinden zu besuchen.

 

Rolf Hartmann erklärte als Vertreter des Kirchenvorstands während des Gottesdienstes, der vom Chor aus Geiß-Nidda mit gestaltet wurde, ihm persönlich „wäre es viel lieber gewesen, wir hätten in drei Jahren den Gottesdienst zum 25-Jährigen gefeiert“. Damit sprach er vielen Besuchern der vollbesetzten Kirche aus dem Herzen.

 

In der Predigt Hampels wurde deutlich, warum er in der Gemeinde so beliebt war. Lebendig und politisch engagiert forderte er die Christen auf, sich auch gegen Widerstände zu ihrem Glauben zu bekennen. „Immer öfter wird auch in unserem Land das hohe gut der Freiheit auf dem Altar der Sicherheit geopfert.“ Er betonte, dass Christen Menschen in Not beistehen müssen, was besonders Flüchtlinge einschließe. „Wer sich dafür einsetzt, dass Flüchtlinge menschenwürdig behandelt werden, macht sich zunehmend unbeliebt“, kritisierte er und erinnerte an das Kirchenasyl, dass die Gemeinde in Geiß-Nidda gewährt hatte.

 

Die Kirche und damit auch die Gläubigen müssten sich von der „Servicementalität“ verabschieden. „Der Austausch mit anderen Glaubenden ist notwendig, um nicht geistlich zu verkümmern.“ Insofern sei sein Wechsel auch eine Chance. „Es ist Gottes Wille, dass wir durch andere Gottes Segen erfahren und für andere zum Segen werden.“ Hampel dankte für die herzliche Aufnahme in Geiß-Nidda. „Sie haben mir und meiner Familie eine Heimat gegeben.“

 

Dekanin Sabine Bertram-Schäfer beschrieb, wie vor allem für Hampels Tochter Vera Geiß-Nidda und das Pfarrhaus zum Zuhause geworden war. Sie betonte, wie gut und konstruktiv er mit der Gemeinde und dem Kirchenvorstand gearbeitet habe und wie viele Gemeinden Hampel letztlich auch als Vertretung kennen lernen durften.

 

In der anschließenden Feierstunde würdigte Hartmann Hampel als „Mensch, der anpackt ohne im Mittelpunkt stehen zu wollen.“ Er sei ein Vertreter der modernen evangelischen Kirche, die nicht pfarrerzentriert sei. Hampel sei bewusst, dass „in Gottes Weinberg einer allein es nicht schaffen kann“. Damit motiviere er zum Mitmachen.

 

Hampel habe zudem viel bewegt. Als Beispiel nannte Hartmann die Reformierung des Abendmahls, die durch die Einbindung der Gemeinde ohne Verwerfungen möglich gewesen sei und die Öffnung der Kirche in Bad Salzhausen für Ausstellungen. Hampel habe „frühzeitig Dinge angepackt, die heute erst von einigen diskutiert werden“. Als Beispiel nannte er das Kirchenasyl. Mit dem Geschenk einer Baumpatenschaft im Kurpark verband Hartmann die Hoffnung, dass Hampel immer wieder zurückkehren werde, um den Paten und die Gemeinde zu besuchen.

 

Wilfried Höll, einer der Vakanzvertreter, die Hampel folgen, lobte die Zusammenarbeit im Dekanat. Hampel stehe für Klarheit und konstruktive Zusammenarbeit.

 

Nicole Sommerfeld als Vertreterin des Kirchenvorstands sagte, Hampel habe stets ein offenes Ohr gehabt, in guten, wie in schlechten Zeiten. Birgit Kartmann dankte ihm für den Seniorenkreis, dass er auf Jung und Alt eingegangen sei und, dass man alles mit ihm habe besprechen können.

 

Erster Stadtrat Reimund Becker beschrieb Hampel als Botschafter, den die Region in das Gießener Land entsende, „um das, was Sie hier begonnen haben, dort fortzusetzen“. Die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Christine Jäger betonte, dass die volle Kirche zu Hampels Abschied zeige, dass die Gemeinde seinen Mut, noch etwas Neues anzufangen, akzeptiert habe.

 

Brigitte Müller, Ortsvorsteherin von Geiß Nidda wies darauf hin, dass Hampel sich auch in die weltliche Gemeinde eingebracht habe. Sie erinnerte daran, dass die 800-Jahr-Feier des Dorfes durch die Recherchen des Pfarrers möglich geworden sei. Hans-Joachim Schwarz, Ortsvorsteher von Bad Salzhausen erklärte, dass Hampel besonders auch für den Kurort mit seinen vielen älteren Einwohnern und den Kranken in den Kliniken wichtig gewesen sei. „Vielleicht haben wir den Fehler gemacht, diese Liebe nicht öfter zu zeigen, vielleicht durch Besuche in der Kirche.“

 

Hampel dankte für die Würdigungen seiner Arbeit und versprach, auch in Zukunft die Gemeinden zu besuchen. Durch seine Tochter, die das Pfarrhaus lieb gewonnen habe, und deren Freund bleibe die Beziehung zu Geiß-Nidda bestehen. Und wenn das Pfarrhaus nicht mehr benötigt werde, könne er sich dort für sich betreutes Wohnen vorstellen. „Vielleicht gibt’s noch ein Paar rüstige Rentner, dann machen wir in Geiß-Nidda die Gaststätte wieder auf.“