REFORMATION: Ausstellung zeigt den Wandel des Lutherbildes

Erinnerung und Spurensuche

 

(HIRZENHAIN/(em) -  „Ein so lebhaftes Hin und Her zwischen Kunstgussmuseum und unserer Kirche wie bei der Ausstellungsvorbereitung hat es noch nie gegeben“, sagte Hirzenhains Pfarrerin Kerstin Hillgärtner bei der Eröffnung der Ausstellung „Reformation – Erinnerung – Spurensuche“ mit Exponaten des Museums sowie von privaten Leihgebern in der Kirche. Exponate und Vitrinen zeigen den Wandel des Lutherbildes in der Bildenden Kunst im Lauf der Jahrhunderte, schwerpunktmäßig ab dem 19. Jahrhundert.

 

Ausstellungsmacher Reinhard Manter, als Wirtschaftshistoriker im Verein Kunstgussmuseum tätig, skizzierte das Ausstellungskonzept: 1617 wie auch 1717 hätten eher Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten, aber auch Auseinandersetzungen zwischen Lutheranern und Calvinisten den 100. und den 200. Gedenktag an den Thesenanschlag bestimmt. 1817, nach den napoleonischen Kriegen, sei Luther als „Größe deutscher Identität“ erlebt und dargestellt worden, übrigens auch im Kunstguss, der technisch erst seit 1784 möglich war. Noch fragwürdiger sei die Luther-Interpretation von 1917 als „Kraftquell für die Soldaten in den Schützengräben und Materialschlachten“ gewesen. Und Luther 2017? Es werde wohl erst im Nachblick auf dieses Luther-Jahr deutlich werden, welcher Aspekt am meisten im Gedächtnis haften blieb.

 

Ein Rundgang zeigt: Es ist tatsächlich gelungen, von der kompletten Wiedergabe der 95 Thesen bis zur Buderus-Jahresplakette 2017 mit dem Lutherporträt nach Cranach den Bogen über fünf Jahrhunderte zu spannen. „Papst- und Klerikerkirche: am Vorabend der Reformation“ ist Thema der ersten Vitrine mit Repliken von Weihrauchschiffchen und anderen Sakralgegenständen, indirekt auch dem Hinweis, dass das „Priestertum aller Gläubigen“, wie Luther es formuliert, damals in der Amtskirche kein Thema war. Nächster Schwerpunkt ist „Gutenbergs Meisterwerk“, der Druck mit beweglichen Lettern, eine technische Innovation, die zum „Kommunikationsmotor der Reformation“ wurde. Die Wartburg und damit die Erinnerung an Luthers Bibelübersetzung ist nächster Schwerpunkt. Von einer Plakette mit Melanchthon-Porträt bis zum skurrilen Tintenfass als Wartburgbrunnen in Grußeiseneinfassung samt einem geschlängelten Drachen, Sinnbild des Bösen, sind da Exponate zu sehen. Das Abendmahl, zusammen mit der Taufe Kernstück evangelischen Glaubens und zugleich erster theologischer Konfliktpunkt der jungen protestantischen Kirche, bildet die nächste Vitrine mit Kelchen und mehr ab. Bibelausgaben einschließlich der Originalseite einer Lutherbibel von 1543 oder einer Ausgabe von Luthers Tischreden 1566, aber auch interessanten Faksimiles haben in einer Tischvitrine Platz gefunden. Luther-Porträts klassizistischer Prägung, etwa Statuetten nach Entwürfen von Johann Gottfried Schadow, sind aus dem Kunstgussmuseum in die Ausstellung gekommen. Schillernd ist der Schwerpunkt „Luther und die DDR“. Sorgfältig gestaltete Reformationsszenen auf Gedenkmünzen zeigen, wie sich dort die Luther-Rezeption vom „Hetzer des Bauernkrieges und Fürstenknecht“ zum „Mann des Volkes“ gewandelt hat.

 

Die Ausstellung ist bis zum Reformationstag samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet sowie nach Vereinbarung mit dem Pfarramt, Telefon 06045/1376.