JUBILÄUMSFEIER: Manfred Patzelt vor 40 Jahren zum Pfarrdienst ordiniert / Intensive Jugend- und Frauenarbeit in Hirzenhain aufgebaut

Erst Bauzeichner, dann Pfarrer, jetzt Hobby-Imker

 

(HIRZENHAIN/det) - Am 30. Mai 1977 wurde Manfred Patzelt von Propst Helmut Grün in der Hirzenhainer Kirche zum Pfarrdienst in der EKHN ordiniert. Jetzt, vier Jahrzehnte danach, feierte er in seiner ehemaligen Gemeinde sein Ordinationsjubiläum. Dekanin Sabine Bertram-Schäfer gestaltete die Liturgie, Pfarrerin Kerstin Hillgärtner trug die Geschichte des Turmbaus zu Babel vor. Gegenbild dieser Sprachverwirrung war die Pfingstschilderung der Apostelgeschichte, gelesen von Helgunde Lambmann und Inge Moritz. Kirchenmusikerin Karin Sachers (Orgel) und der Hirzenhainer Kirchenchor unter der Leitung von Christiane Rehahn setzten musikalische Akzente. Die Dekanin gab einen Rückblick auf die beruflichen Schwerpunkte Manfred Patzelts, verlas die Dankesurkunde der EKHN und sprach dem Jubilar mit Versen des Psalms 73 Segensworte zu.

 

 „Pfingsten ist das Fest von Gottes Geistkraft“, sagte Patzelt in seiner Predigt. In der Welt sei scheinbar nichts davon zu merken, in vielen Ländern herrsche Krieg und Gewalt – und doch gebe es Zeichen für das Wirken von Gottes friedenstiftendem Geist, etwa die unblutige Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, die Wahl von Papst Franziskus, die Willkommenskultur für Flüchtlinge. Nach dem Festgottesdienst tauschten die Gäste vor der Kirche noch Erinnerungen aus. Statt Geschenken bat Patzelt um Spenden für das Orgelkonto.

 

 

Patzelt machte nach einer Ausbildung als Bauzeichner auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur mit altsprachlichen Schwerpunkten, absolvierte das Theologiestudium an der Universität Mainz, das Lehrvikariat in Mainz-Lerchenberg und das Spezialvikariat beim dortigen Jugendpfarramt. Seine erste Pfarrstelle war Hirzenhain mit Steinberg und einige Jahre auch mit Lißberg. Patzelt baute eine intensive Jugendarbeit auf, richtete mit den Jugendlichen in Eigenleistung das Jugendstil-Badehaus zum Jugendraum ein und führte auch in Steinberg eine Jugendgruppe. Ebenso wurde die Frauenarbeit verstärkt. In den frühen 80er Jahren, zu Zeiten der drohenden Pershing-Stationierung, engagierte sich Patzelt in der regionalen Friedensbewegung und bei der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Patzelt dokumentierte mit dem Historiker Michael Keller und Elisabeth Johann die Ermordung von 87 inhaftierten Frauen und KZ-Häftlingen im April 1945 in einem Buch. Die Mordstelle wurde zu einer würdigen Erinnerungsstätte umgestaltet.

 

 

1979/1980 begann die Partnerschaft mit Teicha/Sennewitz (Sachsen-Anhalt). Von Anfang an war Patzelt beim Kontaktaufbau mit der Partnerdiözese East Kerala dabei, setzte sich auch für den Weltladen in Nidda ein. In Zusammenarbeit mit dem Künstlerehepaar Kaiser/von Rüden wurde das Innere der Hirzenhainer Kirche umgestaltet, die Kunstwerke günstiger platziert.

 

 

Ab 1. Juli 2000 war Patzelt Niddaer Dekan. Er blieb noch Pfarrer in Hirzenhain, wechselte aber 2006 auf eine halbe Pfarrstelle in Nidda und hatte gleichzeitig die Dekanatsleitung inne. Um diese Zeit starb nach langer Krankheit seine Frau Johanna. Die Neugliederung der mittleren Ebene des Dekanats durch die Bildung der Pfarrregionen war eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie Kauf, Umbau und Einrichtung des „Hauses der Kirche und Diakonie“. 2009 heiratete Patzelt seine zweite Frau Sigrid, mit der er seit dem Ruhestand 2011 in Bad Soden lebt. Er genießt es, Zeit für Freunde, seine Töchter und ihre Familien zu haben, übernimmt dann und wann Gottesdienste und hat sich eine neue Aufgabe gesucht: Als Hobby-Imker betreut er zehn Bienenvölker.