Quelle: Kreis-Anzeiger - 29.08.2017
(KEFENROD/co) - Drei Pfarrerinnen und eine Liturgie, die bis auf einen Mann nur Frauen gestaltet hatten – das wäre vor 275 Jahren zur Einweihung der evangelischen Kirche zu Kefenrod undenkbar gewesen. So war es aber anlässlich des feierlichen und sehr kurzweiligen Festgottesdienstes anlässlich des Jubiläums des Kefenroder Gotteshauses. Pfarrerin Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, hielt am Sonntag die Predigt. Darüber hinaus führten Pfarrerin Andrea Klimm-Haag, Dekanin Sabine Bertram-Schäfer und der Kirchenvorstand, darunter Bernd Mühlfried als einziger Mann, den Gottesdienst gemeinsam aus. Musikalisch gestalteten ihn der Chor der Landfrauen und der Männergesangverein Kefenrod unter der Leitung von Michael Habermann. Die Orgel spielte Matthias Scheibert.
Am 7. Juli 1740 legte der damalige Landesherr Graf Wolfgang zu Isenburg-Birstein den Grundstein für die Kirche zu Kefenrod. Eingeweiht wurde das Gotteshaus als Filialkirche der Mutterkirche „Sankt Gangolf“ zu Hitzkirchen am „Dienstag nach Bartholomaei 1742“, wie in den Kirchenbüchern der Pfarrei Hitzkirchen zu lesen ist. Der Bartholomäustag ist der 24. August und jetzt – fast auf den Tag genau nach 275 Jahren – feierten die Kefenroder das Jubiläum, verbunden mit einer Kirchweih am Backhaus gegenüber des Gotteshauses. Sie ließen damit die traditionelle Bedeutung der „Kirb“, die in dem Dorf seit etwa 20 Jahren nicht mehr gefeiert wird, wieder aufleben. Die Ausrichtung der Kirchweih hatte die Kefenroder Vereinsgemeinschaft unter Federführung des Kirchenvorstands übernommen.
In ihrer Predigt hob Ulrike Scherf hervor, „dass die Kirche nicht nur ein Bauwerk aus Stein ist, sondern die Menschen sind die lebendigen Bausteine der Gemeinschaft“. Ihrer Predigt zugrunde legte sie einen Text aus dem ersten Brief des Petrus, Kapitel zwei: „Kommt her zu Jesus Christus, der von den Menschen zwar verworfen, vor Gott aber auserwählt und kostbar ist und lasset euch selbst aufbauen als ein geistliches Haus.“ Diese Einladung wende sich an alle und mache deutlich: „Christus ist der lebendige Stein, auf ihn soll die Kirche, die Gemeinde gegründet werden, in ihm hat sie ihren festen Grund.“ Das habe sich in den fast drei Jahrhunderten auch in der Kefenroder Gemeinde gespiegelt. Die Kirche aus historischen Steinen diene als Ort der Zusammenkunft für die Gemeinde, aber darüber hinaus habe die Gemeinschaft den Menschen über Generationen in Freud und Leid Kraft und Trost gespendet. Es seien besondere Momente, die die Menschen mit dem Haus verbinden, sei es Taufe, Konfirmation, Hochzeit oder Trauer: „Möge die Kirche stets ein Ort der Stärke, der Freude und des Trostes sein.“
Ulrike Scherf ging auch auf die Menschen ein, die im Laufe der Jahrhunderte und Jahrzehnte für die Kirche – als Bauwerk und Gemeinde – gesorgt haben und es noch immer tun. „Auch sie waren und sind lebendige Steine, die auch den kommenden Generationen einen wichtigen Dienst erwiesen und vieles in Bewegung setzen.“ Nicht unerwähnt ließ die Pfarrerin, dass beim Bau des Gotteshauses regionale Materialien verwendet wurde: „Das Holz kam aus dem Büdinger Wald, der Stein aus den Wächtersbacher Brüchen und die Hand- und Spanndienste verrichteten die Kefenroder Ortsbürger.“
Den Festgottesdienst nutzte Pfarrerin Andrea Klimm-Haag, drei Frauen zu danken, die jeden Sonntag Kindergottesdienst halten: Elke Paprocki und Andrea Reutzel seit 25 Jahren und Jasmin Schmidt seit zehn Jahren. Sie überreichte ihnen als Anerkennung Blumensträuße und Geschenke.
Kirchenvorstandsvorsitzende Marina Henrich verlas einen Brief des früheren Pfarrers Christian Dohlke, den er anlässlich des Jubiläums geschickt hatte, und sprach allen Mitwirkenden aus der Gemeinde und der Vereinsgemeinschaft, die zum Gelingen des Festgottesdienstes und der Kirchweih beigetragen haben, ihren Dank aus.
Nach dem Gottesdienst gab es rund ums Backhaus Mittagessen, Kaffee und Kuchen, den die Frauen aus den Vereinen gebacken hatten, und für die Kinder eine Hüpfburg und Spiele.
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