Quelle: Kreis-Anzeiger 3.05.2017
GEMEINSAM WOHLFÜHLEN: Kirchengemeinden laden Menschen verschiedener Religionen und Kulturen ein / Wiederholung geplant
(BURGBRACHT/co) - „Tanzen und Singen tun der Seele gut. Man geht mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause“, beschreibt Mona aus Kefenrod ihre Stimmung nach dem dritten Abend „Heilsames Singen und Tanzen“ mit der erfahrenen Musikpädagogin Hakima Karin Gote im Burgbrachter Dorfgemeinschaftshaus. Religions- und kulturübergreifend tanzten und singen an insgesamt drei Abenden jedes Mal rund 20 Frauen und Männer aus der Gemeinde Kefenrod, aus Syrien, dem Irak und dem Iran und nehmen „wunderbare Erfahrungen“ mit.
Die evangelischen Kirchengemeinden Burgbracht–Hitzkirchen-Kefenrod hatten die Veranstaltungen angeboten. Pfarrerin Andrea Klimm-Haag ist sehr angetan davon, dass mit Singen und Tanzen „Menschen verschiedener Religionen und Kulturen über alle Sprachbarrieren hinweg so gut zusammen sein können“. Am dritten Abend gab es zum Abschluss einen Imbiss mit kleinen internationalen Spezialitäten: „Tanzen, essen und beten gehören zusammen“, sagt Zubaida aus Syrien, die seit gut einem Jahr in Burgbracht wohnt, und versprach, dass sie beim nächsten Treffen im September ihre selbstgemachten Falafel mitbringt. Denn das ist schon ausgemacht: Alle Teilnehmer wollen mit Hakima Karin Gote weitermachen.
Heilsames Singen bezeichnet ein Singen, das der seelischen Erbauung dient. Es vertieft die Atmung, befreit, entspannt und belebt. Entspannung, Traumreisen, Stille und Texte umrahmten Gesang und Tanz. Hakima Karin Gote, die über Pfarrerin Klimm-Haag nach Burgbracht kam, leitet seit vielen Jahren verschiedene Gruppen – Frauen und Männer, alte wie junge – zum heilsamen Singen und Tanzen an. Sie begleitet die ruhigen, aber auch heiteren Lieder aus verschiedenen Kulturkreisen auf der Gitarre. Von der Burgbracher Gruppe, die an den drei Abenden nicht immer gleich besetzt ist, war sie sehr angetan: „Diese offene Herzlichkeit zwischen den Menschen ist einfach fantastisch, das erlebt man nicht immer. Außerdem ist der Raum sehr schön“, sagt sie und will auf jeden Fall mit den Teilnehmern weitermachen.
In dem kleinen Kefenröder Ortsteil Burgbracht leben rund 200 Menschen. 21 Flüchtlinge haben dort ein neues Zuhause gefunden und sind sehr gut integriert, Menschen aus Burgbracht und anderen Ortsteilen kümmern sich um sie, Freundschaften sind entstanden. So wie zwischen Marina Henrich, der Kefenröder Kirchenvorstandsvorsitzenden, und Zubaida. Beide hatten großen Spaß am Tanzen und Singen mit Gote und den anderen Frauen. Zubaida ist schon zum dritten Mal dabei, Marina zum ersten Mal. Ein paar Männer haben am ersten und zweiten Abend ebenfalls teilgenommen, an der bisher letzten Veranstaltung war Herbert Gottschalk aus Burgbracht der „Hahn im Korb“ – er war allerdings schon bei den übrigen Malen mit von der Partie: „Ich habe immer etwas für mich mitgenommen. Man kann mal abschalten, dieses fast meditative Singen und Tanzen in der Gemeinschaft ist gut für die Seele, bringt Ruhe“, sagt er.
Auch Laleh aus dem Iran und Gauri aus dem Irak hat es großen Spaß gemacht, sagen die beiden jungen Frauen mit einem Lächeln. Brigitte aus Kefenrod hat zum zweiten Mal mitgetanzt und mitgesungen, ihr hat „die Verbindung Tanzen, Singen, Meditation und Entspannung, die Begleitung auf der Gitarre durch Hakima richtig gut getan“.
Brigitte aus dem nur zwei Kilometer entfernten Böß-Gesäß kannte Singen und Tanzen mit Hakima schon, musste aber bisher immer viel weiter fahren. „Es ist schön, dass so nah im Vogelsberg so etwas angeboten wird.“ In der Tat war der Raum im Dorfgemeinschaftshaus an diesen Abenden so etwas wie eine Insel im südlichen Vogelsberg, auf der man den stressigen Alltag vergessen konnte.
„Die Teilnehmer schätzen zudem die schöne Gemeinschaft“, sagt Iris aus Kefenrod, die zum dritten Mal teilnimmt. „Ich war zuerst skeptisch, aber hier wird jeder so angenommen, wie er ist. Wir hatten alle Freude am Tanzen und Singen in der Gemeinschaft und sind uns in diesen Begegnungen nahe gekommen.“
Als die Teilnehmer am Schluss beisammensitzen und die kleinen internationalen Köstlichkeiten durchprobierten, ist klar, dass es nicht der letzte Abend dieser Art war – und Termine sind auch schon gefunden, wenn auch erst im Spätsommer. „Wir freuen uns jetzt schon darauf“, war die einhellige Meinung.