Nidda in Concert

"Schöner könnte es nicht sein"

 

KONZERT: Ensemble „PhilQuintetto“ begeistert vor malerischer Kulisse des alten Steinbruchs Michelnau

 

(MICHELNAU/(em) - „Schöner könnte es nicht sein“, meinte Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße mit einer großzügigen Handbewegung. Sie dankte dem Verein „Freunde des Steinbruchs Michelnau“ wie auch den „Nidda in Concert“-Sponsoren, der Stadt, der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde, dem Freundeskreis für Kirchenmusik und der VR-Bank Main-Kinzig-Büdingen, die das Konzert im alten Steinbruch von Michelnau mit rund 200 Besuchern möglich gemacht hatten.

 

Die Besucher erwartete ein eindrucksvolles Musik- und Naturerlebnis. Es war sonnig und luftig, Pausenbewirtung stand bereit, das Blechbläserensemble PhilQuintetto, gegründet 2014, betrat die Bühne. Fünf Musiker des philharmonischen Orchesters am Stadttheater Gießen gehören dazu: Johannes Osswald und Nobuo Tsuji (Trompeten), Martin Gericks (Horn), Kurt Förster und Alexander Schmidt-Ries (Posaunen). Der Ruf frischer, ausdrucksstarker Interpretationen eilt ihnen voraus und bestätigte sich. Schmidt-Ries moderierte das Programm informativ kurzweilig.

 

Die eingangs gespielte Fanfare von Paul Dukas als Vorspann vor dem Ballett „La Péri“ deutete mit melancholischen Moll-Passagen das tragische Ende der Heldin an. Reizvolle Lautmalerei dagegen prägt den „Kinderzirkus“ des zeitgenössischen Komponisten und Dirigenten Jan Koetsier. Der „Kleine Zirkusmarsch“ führte die unterschiedlichen Klanggestalten ein. Keck eingestreute Dissonanzen zeigten die Balance-Probleme der Seiltänzerin, die Clowns traten in drei Sätzen dunkel-tollpatschig oder auch mit frechen Intervallen auf, flirrende Melodien gehörten zum Jongleur. Man glaubte, das Brummen des Tanzbären zu hören, helle Trompeteneffekte erinnerten an die Funken aus dem Stab des Zauberers. Mit so viel Leichtigkeit und Spielfreude wurde der „Kinderzirkus“ geboten, dass vielen Zuhörern erst beim Kommentar von Schmidt-Ries die musikalische Herausforderung klar wurde: „Koetsier fordert uns alles ab.“ John Iveson, international bekannter Posaunist des Philip Jones Brass Ensembles, arrangierte das bekannte Kinderlied „Bruder Jakob“. Mit den Trompeten liedhaft beginnend, wurde der Kanon in einen reizvollen Dialog der Instrumente verwandelt, manchmal in Jazzklänge hinüberspielend. Aufmerksame Zuhörer erkannten im Posaunen-Part Zitate aus Gustav Mahlers 1. Symphonie in D-Dur, wo ebenfalls Motive des Liedes verwendet werden. Mit einem Hauch von Happy Sound, einem Anklang an James Last und den Stil des Easy Listening wurde der „Jäger aus Kurpfalz“ in einem Arrangement von Fritz Heieck gebracht.

 

Zunächst ernst und dunkel, dann immer vitaler samt eingezähltem „One, Two“-Rhythmus erklang das Gospel „Just a closer Walk with Thee“. Die PhilQuintetto-Mitglieder ließen sich von den Beerdigungsgewohnheiten in New Orleans inspirieren: Diskrete Trauer verwandelt sich in eine lebhafte Gedenk-Party für den Verstorbenen. Enrique Crespos „Suite Americana Nr. 1“ folgte. Der Komponist und Posaunenvirtuose verwandelte Tanzmotive aus seiner Heimat Uruguay in konzertante Sätze: einen prickelnden Ragtime, von den Posaunen rhythmisch angetrieben, mit kecken Einwürfen des Horns, einen Bossa Nova, wo dem Posaunisten solistische Passagen zugewiesen waren, aber auch die Trompeten Akzente setzten, und schließlich einen Valse Peruano, der zwischen Schwermut und temperamentvollem Schwung wechselte. Auch bei dieser anspruchsvollen Komposition zeigten die PhilQuintetto-Musiker ihr meisterliches Können. Eine echte Verführung zum Tanzen war der Tango „Adios Muchachos“ von Julio Sanders. Und noch eine Herausforderung, von Kurt Förster virtuos gemeistert: in Henry Fillmores „Lassus Trombone“, arrangiert von Andy Clark, hatte er Glissandi, gleitende Veränderungen der Tonhöhe, zu spielen, dazwischen aber auch schräge Intervalle, die im Zusammenklang des Ensembles an Ragtime erinnerten.