Quelle: Kreis-Anzeiger 24.01.2017
JUBILÄUM: Ökumenischer Festgottesdienst zur 1200-Jahr-Feier Niddas / Drei große Persönlichkeiten
(NIDDA/det) - Zum ökumenischen Gottesdienst anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Nidda konnte Pfarrerin Hanne Allmansberger viele Besucher in der evangelischen Stadtkirche begrüßen, unter ihnen die Wetterauer Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch, Bürgermeister Hans-Peter Seum, den Ersten Stadtrat Reimund Becker und zahlreiche Mitglieder der städtischen Gremien.
Die Pfarrerin gestaltete zusammen mit den Kirchenvorstehern Gabriele Matzke und Clev Wagner die Liturgie und stellte den Wochenspruch aus dem Lukas-Evangelium von den Gästen, die aus Ost und West, Nord und Süd versammelt am Tisch Gottes sitzen, in den Mittelpunkt. „Alle Menschen, unabhängig von Herkunft und Konventionen, leben von der heilsamen Güte Gottes.“
Die Orgel spielte Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße, die Posaunenchöre Ulfa und Wallernhausen unter der Leitung von Holger Schneider wirkten ebenso am Gottesdienst mit wie der Kirchenchor, der oft im Wechsel mit der Gemeinde sang, aber auch mit der Mendelssohn-Bartholdy-Kantate „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ ein freudiges Element einbrachte. Die Predigt hielt der katholische Pfarrer Mathias Miedreich über einen Abschnitt aus dem 8. Kapitel des Römerbriefes. An die Anfänge der kleinen Siedlung Nidda zu Beginn des 9. Jahrhunderts erinnerte Miedreich eingangs, als Schenkung Teil der „Terra Benedictina“, Besitz des Klosters Fulda. „Damals war die Christenheit noch eins, noch nicht in Ost- und Westkirche, in Katholiken und Protestanten getrennt.“ 40 Generationen seien inzwischen gekommen und gegangen, so Miedreich, aber die Botschaft gelte für Christen jeden Jahrhunderts. „Gott macht gerecht durch den Glauben.“ Dies sei auch das Grundanliegen Martin Luthers gewesen, als er 1517 seine Thesen veröffentlicht habe. Und damals wie heute sei die „Frage nach Gott“ die Kernfrage des Lebens: „Er will nicht Unterwerfung, er will unser Glück und Heil“.
Die Zuhörer waren beeindruckt, wie Miedreich die Auslegung des Bibelabschnitts mit einem Blick in Niddas Stadtgeschichte verband. Er kam auf drei große Persönlichkeiten der Reformationsepoche und der Generation danach zu sprechen, die alle aus Nidda stammen. Zunächst nannte er Johannes Pistorius, den Älteren (1504 bis 1583), Kaplan des hiesigen Johanniterklosters, dann von der Reformation überzeugt und Freund Philipp Melanchthons, Humanist, Mitautor der Confessio Augustana 1530, Teilnehmer an den Religionsgesprächen von Worms und Regensburg, Superintendent der Diözese Alsfeld, Mann der Toleranz und der unermüdlichen Seelsorge etwa in der schrecklichen Pestepidemie von 1555. 1580 verfasste Pistorius noch eine Geschichte der Reformation.
Gegenreformation
Ein streitbarer Mann der Gegenreformation sei Ambrosius Pelargus (1493 bis 1561) gewesen, auch er humanistisch gebildet, Dominikanermönch und Priester, in kontroversen Diskussionen mit Erasmus von Rotterdam, Ulrich Zwingli und Johannes Oekolampadius, schließlich als einziger Deutscher Mitglied im Theologenausschuss des Konzils von Trient 1546 mit Rederecht im Plenum, in der zweiten Sitzungsperiode 1551 allerdings nur noch vorbereitender Konzilstheologe.
Johannes Pistorius, der Jüngere (1546 bis 1608), wie sein Vater in Nidda zur Schule gegangen, blieb ihm zeitlebens verbunden. Er studierte Medizin, wurde Leibarzt und Historiograph des Markgrafen von Baden-Durlach und kehrte in der Aufbruchsstimmung nach dem Konzil von Trient in die katholische Kirche zurück. Inzwischen verwitwet, studierte er Theologie, wurde Priester, Generalvikar des Bistums Konstanz, Dompropst von Breslau, apostolischer Notar und schließlich Beichtvater Kaiser Rudolfs II. Ein Blick auf die Stadtgeschichte sei eine Einladung, Glaubenszeugen kennenzulernen, schloss Pfarrer Miedreich.
Das Fürbittengebet sprachen Allmansberger, Miedreich, Matzke und Hedi Patzelt. Die Kollekte sind für das Orgelprojekt bestimmt.
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