(NIDDA/(ihm) - Genießerische Atmosphäre herrschte in der evangelischen Stadtkirche, als das Duo La Vigna aus Dresden im Rahmen der Reihe „Nidda in Concert“ auftrat. Kantorin Katrin Anja Krauße stellte den Zuhörern das Paar vor, da sie die Künstler schon kannte und ihre Musik „als ebenso ansprechend wie entspannend“ in Erinnerung hatte.
Thema des Konzertes war die Reformationszeit. Dazu hatten sich Christian und Theresia Stahl Gedanken gemacht. „Nicht zuletzt, weil wir katholisch sind“, scherzte Christian Stahl. Herausgekommen ist ein wunderbares Programm der beiden studierten Musiker, an dessen Ende sich das Publikum mit herzlichem Applaus bedankte. Zu den Inhalten gehörten Stücke von Barsanti, Philidor, Sammartini, Uccellini und anderen Komponisten, die möglicherweise nicht jedermann so geläufig sind, wie es beispielsweise Bach ist, dessen „Suite in d-moll“ auszugsweise und ein Choral ebenfalls erklangen. Theresia Stahl, in langem rotem Kleid, spielte verschiedene Blockflöten, ihr in schwarz gekleideter Mann eine Laute namens Theorbe, die sich durch den verlängerten Hals auszeichnet. Zwischen den Stücken rezitierte Christian Stahl religiöse Verse, die zum Nachdenken anregten. Das passte gut zur Musik, die dadurch noch besser auf die hingebungsvoll lauschenden Gemüter wirken konnte. Auch Bach habe seinen vielen Schicksalsschlägen nur durch sein Gottvertrauen standhalten können, erzählte Stahl.
Eines der bekanntesten Stücke des Konzertes war wohl „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Georg Neumark, der von 1621 bis 1681 lebte und über 30 geistliche Lieder schrieb. Solche Kompositionen nur auf Flöte und mit Laute zu hören, war ein besonderes Erlebnis. Das längste Stück war eine Sonate von Arcangelo Corelli, der 1653 in der italienischen Provinz Ravenna geboren wurde. Trotz des frühen Todes seines Vaters gelang es seiner Mutter, ihm eine musikalische Ausbildung zu ermöglichen, zunächst bei einem Priester. Als er nach einem Aufenthalt zu Unterrichtszwecken in Bologna nach Rom weiterzog, etablierte er sich unter Protektorat des päpstlichen Umfeldes bald zu einem führenden Musiker seiner Zeit in Italien.
Zum Thema Reformation erzählte Stahl aus der Familie seiner Frau. Einer ihrer Vorfahren – Dr. Christian Adolf Pescheck – schrieb ein Buch, das 1858 erschien: „Die Auswanderung glaubenstreuer Protestanten aus Böhmen und Sachsen“. Darin schildert der Autor das Schicksal des Stammvaters der Familie, Christoph Pescheck, der um 1600 als Bauer bei Königgrätz in Tschechien lebte. Wie Stahl berichtete, habe der Stammvater dem reformierten Glauben angehört, weshalb er beim Einsetzen der Gegenreformation als alter Mann verfolgt wurde. Lichtensteiner Dragoner hätten ihn in seiner Wohnung überfallen und auf die Burg Hradek gebracht, wo der Jesuit Adam Krawarsky versuchte, „Ketzer“ zu bekehren. Pescheck wurde in ein Verlies geworfen, wo er Hunger und Durst erleiden musste. Einige Male wurde er rausgeholt und misshandelt, bis er eines Tages so schwach geworden war, dass er starb.
Das nächste Konzert der Reihe „Nidda in Concert“ ist für Samstag, 23. September, 19 Uhr, terminiert. Das Trio Canto corde tritt mit einem „Soundtrack der Reformation“ in der Stadtkirche auf.
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