Münchner Gitarrentrio überzeugt bei "Nidda in Concert"

Quelle: Kreis-Anzeiger 31.01.2017

 

(BAD SALZHAUSEN/det) - Skeptiker befürchteten bei dieser eigenwilligen "Nidda in Concert"-Veranstaltung eine schwache Resonanz. Aber es kamen 110 Besucher in den Parksaal, um das Konzert mit dem Münchner Gitarrentrio zu erleben. Heidelore Ocken-Wilisch vom Kulturmanagement kündigte an, Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropov seien gekommen, um "zu virtuoser Gitarrenmusik aus vier Jahrhunderten zu verführen". Das Münchner Gitarrentrio ist eine profilierte Gruppe, die sich 2008 bildete und den Ruf eines "Ensembles der Extraklasse" erwarb. Das Trio konzertiert europaweit bei renommierten Konzertreihen und Festivals.

 

Die Drei begannen mit dem Concerto D-Dur von Antonio Vivaldi, eigentlich für Laute und Streicher komponiert, wie es denn wenige Originalkompositionen nur für drei Gitarren gibt. Filigrane Verzierungen waren im Allegro zu hören, das hochpräzise Zusammenspiel der drei Gitarristen fiel auf, oft begann ein Spieler eine Melodiefigur, die vom nächsten weitergeführt wurde, während die beiden anderen leicht zurücktraten. Beim langen Largo-Mittelteil nutzten die Gitarristen ihren Interpretationsspielraum, gaben dem Satz eine sehnsüchtig-verhaltene Färbung. Ein Allegro in rascherem Tempo mit akzentuiertem Rhythmus schloss das Werk ab.

 

Für Geige und Cembalo war die folgende Sicilienne Johann Sebastian Bachs ursprünglich geschrieben. Leidolph spielte bei diesem anmutigen ländlichen Tanz einen Solopart, während die beiden anderen das rhythmische Gerüst gaben. Mit diskreten Kontrasten folgte der Fandango von Enrique Granados - leise, perlende Abschnitte wechselten mit raschen kurzen Akkorden und temperamentvollen Rhythmen, die sich zum Schluss hin noch steigerten. "Oriental" nannte Granados eine weitere Tanzkomposition, die manchmal auch an Flamenco erinnerte. Das Trio wusste in seinem Spiel den Hauch von melodischer Dissonanz, das exotische Flair der Komposition zu unterstreichen.

 

Den Blumenwalzer aus Tschaikowskis Nussknackersuite hat Alexander Leidolph für das Gitarrentrio bearbeitet. Eine sehr bekannte Melodie - und doch mit einer charakteristischen "Gitarrenatmosphäre", mit schwirrenden Intervallen als Hintergrund der Melodie, der schwungvollen rhythmischen Wechsel zwischen Dreiviertel- und Sechsachteltakt. Dafür gab es temperamentvollen Applaus aus dem Publikum.

 

Dann eine Überraschung: Das Gitarrentrio hatte in "Spain", einer Komposition des Jazzrockers Chick Corea, als Mittelteil ein südamerikanisches Element eingefügt. So wechselten schräge Jazzharmonien, in Synkopen angeheizt, zu einem mitreißenden Mix zwischen Samba und Bossa Nova und wieder zurück. Es zeigte sich: Elektrisierend gespielter Jazz ist eine andere, meisterliche Facette dieses Ensembles, auch wenn die Konzertgitarre dafür ein ungewohntes Instrument ist.

 

Nach der Pause wieder Bekanntes: Aus Bizets "Carmen Suite" spielten die drei Gitarristen die Aragonaise, die Habanera, den Marsch der Toreros, ein Entr´acte und den raschen leidenschaftlichen Gypsy Dance. Allzu gern ließ sich das Publikum zu dieser Klangreise zwischen iberischer Folklore und großer Oper mitnehmen. Eine der wenigen Originalkompositionen für drei Gitarren war als Nächstes zu hören: "Lava" hat Thomas Etschmann sein minimalistisches Stück mit steigenden und fallenden Melodiefragmenten, einer Atmosphäre leiser Bedrohlichkeit genannt. Auf ein "Klangbild in Pastell", die Pavane von Gabriel Fauré, folgte wieder ein Jazztitel: die "Baiao de Gude" von Paulo Bellinati, eine gelungene Mischung aus südamerikanischem Tanz und charakteristischen Jazzrhythmen und -harmonien.

 

Damit wollten die drei Gitarristen das Konzert beenden, aber der Dauerapplaus lockte sie wieder auf die Bühne. Als Zugaben gab es "Carneval" von Patrick Roux und den Presto-Satz aus einem Streichquartett von Haydn.