Nidda: Nachdenkliche Stunde

Musik zum Jahreswechsel mit Werken des 18. Jahrhundert

 

 

Von Elfriede Maresch

 

 

KONZERT: Musik zum Jahreswechsel mit Werken des 18. Jahrhunderts / Blick über Nidda

 

 

(NIDDA/em) - Wieder gab es ein kleines, feines Konzert am Silvesterabend, gestaltet von Anja Katrin Krauße (Truhenorgel), Anna Katharina Heller (Sopran) und Volker Bilz (Oboe, Lesung). Viele Zuhörer waren in die Niddaer Stadtkirche gekommen. Sie schätzen die nachdenkliche, musikalische Stunde an der Schwelle des neuen Jahres. „Rokoko trifft Barock“ hätte man das Programm in umgekehrter Zeitreihenfolge überschreiben können.

 

Anja Katrin Krauße begann mit dem Allegro aus der Sonate I in C-Dur von Franz Xaver Schnitzer (1740 bis 1785). Eine helle, reich verzierte Oberstimme kontrastierte reizvoll mit darunter liegenden dunklen Variationen. Nur fragmentarisch ist das Werk des süddeutschen Komponisten enthalten, der hauptsächlich Kirchenmusik schuf. Diese Sonate aber ist ein reizvolles Werk im Geist des Rokoko, verspielt, anmutig, wahrscheinlich auch von italienischen Einflüssen geprägt.

 

Hommage

 

Krauße und Bilz ließen die vier Sätze von Georg Philipp Telemanns Sonata in a-moll für Oboe und Orgel folgen, eine kleine Hommage an den Komponisten im ausklingenden 250. Todesjahr. In wiegendem Schreittempo erklang der erste Siciliana-Satz. Zugleich erinnerte der weiche stimmhafte Oboenklang an Telemanns Aussage „Singen ist das Fundament zur Musik in allen Dingen“. Ein rasches, lebhaftes Spirituoso mit Verzierungen und Tremoli, ein Andante in schwingenden Melodiebögen und wieder ein rasches, helles Vivace schlossen sich an. Beide Instrumente standen sich in dieser Komposition gleichwertig gegenüber. Das anmutige Klangbild, der reizvolle Tempo-Kontrast der Sätze täuschte die Zuhörer darüber hinweg, mit welch gekonnter Spieltechnik die Interpreten diese Komposition brachten.

 

Eine liebenswert-skurrile Wintergeschichte hatte Volker Bilz als Zwischentext gewählt und las sie in Abschnitten vor. Geschrieben hatte sie Beatrice Schenk de Regniers, eine amerikanische Autorin von short stories und Kinderbüchern. Es machte Volker Bilz offensichtlich selbst Spaß, von der Schneesturmnacht, dem Häuschen im Wald mit dem alten Paar zu lesen, in dem ein gestrandeter Reisender nach dem anderen anklopft. Durch Zufälle baut sich eine beschwingte Party auf.

 

Mit Georg Friedrich Händels Vokalwerk „In den angenehmen Büschen“ aus den „Neun deutschen Arien“ war ein weiteres Zeitelement des 18. Jahrhunderts eingebracht, das der empfindsamen Naturbetrachtung. Leicht, „luftig“ sozusagen, führte Heller den reich verzierten, anspruchsvollen Sopranpart, umspielt von Orgel und Oboe, aus. Auch sie ist eines der Talente, die ehrenamtlich zur Vielfalt der Kirchenmusik in Nidda beitragen.

 

Dem Minuetto aus der Schnitzer-Sonate folgte Telemanns „Sonata in g-moll“. Einem getragenen Largo, einem Presto folgte ein Tempo Guisto-Satz in einem schönen Dialog von Oboe und Orgel, dann ein zärtliches Andante und ein Allegro in punktierten, lebhaften Melodieabschnitten. Krauße schloss die Schnitzer-Sonate mit dem Intermezzo und dem Presto ab.

 

121. Psalm

 

Eine Arie Telemanns, die Vertonung des 121. Psalms „Ich hebe meine Augen auf“ war an den Schluss des Konzerts gestellt: Noch einmal war Hellers klare, tragende Sopranstimme in der verzierten Melodieführung zu hören, von der Oboe variationenreich vor dem ruhigeren, dunkleren Orgelpart umspielt. Mit lebhaftem Beifall dankten die Zuhörer Krauße, Bilz und Heller für diese schöne Klangreise in das 18. Jahrhundert.

 

Pfarrerin Hanne Allmansberger hatte derweil in der Turmstube alles für den Jahreswechsel vorbereitet und im Blick auf Niddas Dächer, auf die Farben des Feuerwerks wünschten sich viele Gemeindeglieder gegenseitig ein gutes neues Jahr.