Mit Konzert von Organisator Krystian Skoczowski in der Niddaer Stadtkirche endet der Oberhessische Orgelsommer / Bewundernder Beifall

Kompositionen des Barock

(NIDDA/em). - Für das letzte Konzert des diesjährigen Oberhessischen Orgelsommers hatte Initiator Dr. Krystian Skoczowski die neue Eule-Orgel in der evangelischen Stadtkirche gewählt. Skoczowski, Kirchenmusiker und Spezialist für Orgeldenkmalpflege, hat die vierte Konzertreihe zusammen mit der Propsteikantorin Marina Sagorski (Gießen) und dem Orgelsachverständigen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Thomas Wilhelm, organisiert. Skoczowski spielte Stücke des englischen, französischen, spanischen und polnischen Barock.

 

Er habe für den ersten Teil Kompositionen ausgewählt, die, in D-moll gesetzt, die Tonsprache mehrerer Epochen verkörperten und oft von wenig bekannten, aber meisterlichen Komponisten seien, erläuterte der Interpret. Skoczowski begann mit einem kurzen Präludium des polnischen Komponisten Jan Podbielski (1680 bis 1730). Eine mehrstimmige Melodie, rasch und leicht zugleich, lag über einem dunklen wuchtigen Orgelton und verklang mit mächtigem Schlussakkord.

 

In feiner Registrierung mit Flöte und Gambe begann der Interpret „Tiento lleno de 10 tono“ des spanischen Barockkomponisten Juan Cabanilles in mottetenartig getragenem Schreitrhythmus. Dann fiel ein rasches hüpfendes Motiv ein, das wiederum zu einem gedämpften Abschnitt wechselte. Immer prächtiger entfalteten sich die Stimmen, lagen langsame und sehr rasche Tempi übereinander, ein Trompetensignal war eingefügt, ehe ein lang gehaltener Akkord den Schluss setzte.

 

Jakub Sowa schrieb im Polen des 16. Jahrhunderts ein „Salve Regina“. Dem fünfstimmigen Choralvorspiel mit seinen schlichten, steigenden und fallenden Melodielinien war die Verwandtschaft zur Gregorianik anzumerken.

 

Sympathisch berührte Skoczowskis Bewunderung für den französischen Barockkomponisten Louis-Nicolas Clérambault (1676 – 1749), die schon in der Ankündigung von dessen „Suite de premier ton“ als „klingender Lobgesang Mariens“ zu bemerken war. In den sieben Sätzen hat der Komponist Motive weltlicher wie geistlicher Musik zu einem vielseitigen und doch geschlossenen Ganzen verwoben. Schon die Ecksätze „Grand plein jeu“ und „Dialogues sur les grands jeux“ waren in ihrer Freude an strömender, kräftiger Klangfülle charakteristisch für die französische Orgelmusik des Barock. Kunstvoll spielten die Stimmen der Fuge über einem Basston, erlaubten sich verspielte Triller, während der nächste Satz Duo fast an eine Arie erinnerte. Ein rasches Trio folgte, der Satz „Basse et Dessus de Trompette“ erinnerte an Jagdmusik, den Klang von Hörnern. Ein weiches flötenartiges Récit führte zum Schlusssatz hin.

 

Paul Hindemith schrieb in den 20er- und 30er-Jahren gezielt Sonaten für fast jedes gängige Musikinstrument, auch drei für die Orgel. Die zweite davon trug Skoczowski nach der Pause vor. Lebensfreude prägte den ersten Satz, dem zweiten mit der Bezeichnung „Ruhig, bewegt“ gab der Interpret mit der Registrierung durch die Vox humana und dem Tremulant feine stimmhafte Eindringlichkeit. Spröde, fast rätselhaft erklang die Fuge, am stärksten den Bereich des Atonalen streifend.

 

Fünf kurze Sätze aus einer Sammlung des englischen Renaissancekomponisten Anthony Holbourne hatte Krystian Skoczowski für die Orgel bearbeitet. Auch dies war eine Musik, die in ihrer Anmut, ihrem zutiefst harmonischen Wohlklang den Zuhörern wie dem Interpreten Freude machte. Fünfstimmig waren die zwei ernsteren Ecksätze wie auch die höfisch-schreitende Galliard und der vielleicht von einem Volkslied inspirierte Satz „Heigh Ho Holiday“. So verlangten die scheinbar so leichten Stücke das zweistimmige Spiel mit der linken wie auch der rechten Hand und zugleich mit dem Pedal. Auf den langen bewundernden Beifall hin ließ Skoczowski noch Scarlattis bekanntes Andante commodo als Zugabe folgen: zart und hell mit dem Flötenregister vorgetragen.