Ranstadt

„Die Kirche ist ein Heimatort“

GOTTESDIENST: Ranstädter weihen ihre Kirche nach der Renovierung ein

 

Quelle: Kreis-Anzeiger 18.01.2017

 

(RANSTADT/mü). Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit sowie zahlreicher Ehrengäste aus Kirche und Politik, Vereinen und Gewerbe ist die frisch renovierte evangelische Kirche Ranstadt wieder ihrer Bestimmung übergeben worden. Damit nahm eine 18-monatige Bau- und Erneuerungsphase ihr Ende, die viele Menschen in Ranstadt, aber auch die katholische Nachbargemeinde engagiert mitgetragen und begleitet hatten.

 

Eingangs ließen die Kirchenvorsteher Wolfgang Breitsprecher, Bernd Eberling, Gabriele Mickel und Claudia Meige im Dialog die Höhen und Tiefen dieser Phase lebendig werden, vor allem die umfassenden Probleme an Dachstuhl und Dachfuß, die im Vorfeld nicht absehbar waren und sowohl den Zeit- als auch den ursprünglich festgelegten Finanzrahmen sprengten. Hierbei wurde immer wieder die gute Kooperation mit Kirchenarchitekt Joachim Sykala, mit dem verantwortlichen Architekten vor Ort, Reinhold Melzer, und den beteiligten zwölf, überwiegend in der Region ansässigen Firmen betont sowie die Unterstützung durch private Spender. Bis zur neuen Akustikanlage, den Sitzkissen für die Kirchenbänke und nicht zuletzt zur Entsorgung von Bauschutt und Gesamtreinigung reichten die Aufgaben, die nun ihren Abschluss gefunden hätten, so die Kirchenvorsteher.

„Jetzt sind wir schon einmal dran, dann machen wir es auch richtig und haben anschließend fünfzig Jahre Ruhe“, habe Kirchenarchitekt Sykala zur Orientierung vorgegeben. „Was aber nicht heißen soll, dass wir unsere ‚neue‘ Kirche ab heute schonen und sie am besten nicht mehr betreten“, unterstrichen die Kirchenvorsteher und Pfarrer Thomas Philipp humorvoll.

 

In der Lesung sowie in seiner Predigt ging Philipp vielmehr den zahlreichen Bedeutungen des Tempels im Alten wie im Neuen Testament nach. Immer wieder werde hier das Wunder beschrieben, dass der Schöpfer des Alls Wohnung in einem menschengebauten Haus nehmen könne – und das Gefühl, diese Nähe Gottes zu den Menschen sei tatsächlich wahr und spürbar. „Ihre“ Kirche sei für die Bewohner einer Stadt, eines Dorfes ein Heimatort, in dem man Gemeinschaft erlebe und die wichtigen Stationen des Lebens feiere, so Philipp – dies sei ihm besonders gegen Ende der Sanierungsphase deutlich geworden, als die Ranstädter ihn immer dringender darauf angesprochen hätten, wann denn das Gotteshaus nun endlich wieder nutzbar sei. „Freuen wir uns, dass wir in einem Land leben, in dem Christen Kirchen bauen und erneuern, Glocken erklingen und ihre Pforten weit öffnen dürfen – auch für diejenigen, die ihre Heimat verloren haben“, so Philipp, der an Christenverfolgungen und Einschränkungen der Religionsfreiheit in aller Welt erinnerte. „Heimat – das ist ein schillernder Begriff. Verwenden wir ihn nicht rückwärtsgewandt, sondern zukunftsorientiert. Schaffen wir geistige Heimat, Gemeinschaft und die Möglichkeit, Wurzeln zu schlagen, Wärme zu finden, immer wieder neu, je nach den Bedürfnissen der Zeit und offen für alle, die danach suchen.“

 

Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Heidrun Engel-Philipp an der Orgel, die zudem am Keyboard und im Sologesang Passagen aus dem Oratorium „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses“ rezitierte. Außerdem war das Ensemble „Querblech“ für den Gesangverein Eintracht Ranstadt eingesprungen, der aufgrund eines Trauerfalls kurzfristig absagen musste. Die Bläser begleiteten auch die anschließende Feierstunde im Bürgerhaus, bei der zahlreiche Ehrengäste in Grußworten ihre Freude über den Abschluss der Kirchenrenovierung unterstrichen.