Ranstadt

Von Bach bis zu den Beatles

Quelle: Kreis-Anzeiger 28.04.2017

 

KONZERT: Blechbläserensemble Brass-ON begeistert mit anspruchsvollen Mix aus weltlichen und geistlichen Liedern

 

(RANSTADT/mü) - Mit stehendem Beifall haben die Zuhörer in der evangelischen Kirche Ranstadt das Blechbläserensemble Brass-ON des Posaunenwerks der Evangelischen Hessen-Nassau gefeiert. Gut zwei Stunden lang begeisterten die jungen Musiker unter der Leitung von Landes-Posaunenwart Albert Wanner – allesamt selbst Solisten sowie Absolventen der Leiterausbildung für Posaunenchöre – mit einem anspruchsvollen Mix aus weltlichen und geistlichen Liedern von Bach bis zu den Beatles. Die Moderation wurde aufgeteilt, jeder Bläser übernahm die Ansage eines anderen Stückes.

Das Konzert begann mit einem festlich-fanfarenähnlichen Eröffnungsmarsch von Johann Sebastian Bach, dem ein jazziger Blues-March aus der Feder des US-amerikanischen Posaunisten Raymond Premru, dessen Schaffen zahlreiche Bläser in seiner Nachfolge beeinflusst hat. Der Welthit „Afrikaan Beat“ des deutschen Bigband-Leaders und Komponisten Bert Kaempfert war vielen Zuhörern erkennbar im Ohr, wovon wippende Füße und ein leichtes Schwingen quer durch die Reihen zeugten. Dem Genre Filmmusik erwiesen Brass-ON mit dem Titelsong aus „Frühstück bei Tiffany“ von Henry Mancini die Ehre. Der italo-amerikanische Komponist kam später noch einmal mit seinem berühmten „Pink Panther“ zu seinem Recht.

 

Der zeitgenössische Komponist Chris Hazell hat den „Brass Cats“ gleich mehrere Werke gewidmet – jetzt wurde mit verspielter musikalischer Lautmalerei das jüngste Kätzchen („Kraken“) vorgestellt. Kontrastreich gestaltete sich „Children of Sanchez“, eine weitere Filmmelodie, diesmal von Chuck Mangione. Der US-Amerikaner schuf damit ein emotionales Musikstück als Ouvertüre zu einer gesellschaftskritischen Leinwandstory: „Children of Sanchez“ schildert das Schicksal eines verarmten Witwers, der in den Slums von Mexico City versucht, sich und seine vier Kinder über Wasser zu halten.

Der zweite Teil des Konzertes begann mit Impressionen aus der fünfteiligen Jazz-Suite „Ein Londoner in New York“ des britischen Komponisten Jim Parker, gewidmet den „Echoes of Harlem“ und dem eleganten „Chyrsler Building“, mit 319 Metern einst das höchste Gebäude der Welt. Jugenderinnerungen löste wiederum der Titelsong aus „Die glorreichen Sieben“ von 1960 aus, ein Stück voller Westernromantik, komponiert von Elmer Bernstein.

 

Mit „Der Herr segne und behüte uns“, einem getragenen und innigen zeitgenössischen Segenslied des Engländers John Rutter läuteten Brass-ON die Schlussphase des Konzertes ein und setzten mit „Leningrad“ von Billy Joel einen eindrücklichen Anti-Kriegsimpuls.

 

„Ticket to ride“ von John Lennon und Paul McCartney war nach „When I‘ 64“ der zweite Beatles-Song des Konzertes und wurde von dem Ensemble um Wanner als perfekte akustische Zugfahrt dargestellt. Dem heftigen Beifall folgend, spielten Brass-ON noch zwei Zugaben, darunter den sozialkritischen Bergarbeiter-Song „Sixteen Tons“ aus dem Jahr 1947.

 

Die Musiker von Brass-ON gehören zahlreichen evangelischen Posaunenchören der Region an: Bei den Trompeten spielen Marleen Groetsch in Rosbach, Rouven Fritzius in Ulfa, Sebastian Kehl in Maulbach und Maximilian Althaus in Alsfeld, bei den Posaunisten sind Christian Troitsch ebenfalls in Rosbach, Florian Walther in Grebenau, Thilo Schulz in Friedberg und Daniel Eizenhöfer – wie sein Kollege Joscha Schmidt am Schlagzeug – in Hirzenhain bei Eschenburg musikalisch zu Hause. Für den jungen Tubisten Johannes Becker aus Romrod, der souverän neben Wanner agierte, war dieses Konzert seine Premiere mit Brass-ON. Das Ensemble leitet seinen Namen von den Kirchenbezirken Oberhessen und Nord-Nassau ab.