Rodenbach

„Musik ist ein reines Geschenk“

AUFTAKT: Christoph Brückner startet in Rodenbach eine Orgeltournee, in deren Mittelpunkt Martin Luther steht

 

Quelle: Kreis-Anzeiger 7.02.2017

 

(RODENBACH/hp) - Werke Martin Luthers standen im Mittelpunkt eines Konzertes des Kirchenmusikers Christoph Brückner in der evangelischen Kirche in Rodenbach. Die Veranstaltung war gleichzeitig der Auftakt zu Brückners Orgeltournee, die im Luther-Jahr unter dem Motto „Luther Changes“ steht. Allerdings musste Brückner für seine Premiere mit einem E-Piano Vorlieb nehmen, weil die Kirche derzeit renoviert wird und die älteste Denkmal-Orgel Oberhessens aus dem Jahr 1621 deshalb nicht zur Verfügung stand.

 

Brückner, der auf den Tasten gerne experimentiert, enttäuschte auch dieses Mal sein Publikum nicht. Er vereinte Kirchenlieder aus der Feder von Martin Luther äußerst harmonisch mit Stücken aus Klassik, Pop und Rock. Claudia Finkernagel, Anita Schäfer und Isolde Domke-Schrimpf vom Kirchenvorstand der evangelischen Kirche in Rodenbach verlasen zwischen Brückners Spiel ansprechende Texte Luthers. Die hatte Pfarrerin Andrea Krügler – sie konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein – für das Konzert ausgewählt, wie die Frauen in ihrer Begrüßung mitteilten.

 

Fröhlichkeit zeichne einen Christen aus, so Luther. „Wenn Gott gewollt hätte, dass wir traurig sind, hätte er uns nicht die Sonne, den Mond und die anderen Schätze der Erde geschenkt“, trug Isolde Finkernagel vor. Und Anita Schäfer ergänzte, dass Furcht nichts Gutes sei. „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht; ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, zitierte sie Luther. Auch der Rat Luthers an die Prediger, sorgfältig und allgemein verständlich zu predigen, wurde von den Frauen aufgegriffen, ebenso der christliche Lebensstil aus Sicht Luthers, der darin vor allem die Nächstenliebe angesprochen habe. Passend zum Konzert dann noch die Aussage, dass Musik ein reines Geschenk und eine Gabe Gottes sei: „Sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergisst über sie alle Laster.“

 

Brückner, Kirchenmusiker im Bistum Mainz und Fulda, hatte für sein Konzert als Ergänzung zu den Lutherchorälen Werke von Mozart, Bach und Telemann gewählt, außerdem Beethovens Mondscheinsonate sowie romantische Pop- und Rockballaden, darunter Sting, Jenkins und Filmmusiken aus „Star Wars“ oder „Die wunderbare Welt der Amelie“. Da kombinierte er das „Vater unser im Himmelreich“ mit Bach, „Nun bitten wir den heiligen Geist“ mit Stings „Every Breath you take“ oder „Verleih uns Frieden“ mit Jenkins „Audiemus“. Die Besucher wurden ebenfalls mit eingebunden und sangen bei „Ein feste Burg“ und „Verleih uns Frieden gnädiglich“ mit.

 

Die Zuhörer genossen das harmonische Miteinander in der Musik ebenso wie das gesprochene Wort, das zur Besinnung einlud, und fanden im Anschluss an das rund einstündige Konzert viele lobende Worte für Brückners Leistung und die gesamte Idee.


Brückners Martin-Luther-Orgel-Konzert-Tournee 2017

Foto: Brückner
Foto: Brückner

 

 

 

Neben Bach, Buxtehude, Mendelssohn, Avantgarde-Protagonisten ist auch Telemann mit dabei - überfällige Würdigung zum 250. Todestag

 

 

 

Georg Philipp Telemann (1681-1767) war ein deutscher Komponist des Barock, der durch neue Impulse in Komposition und in Musikanschauung, maßgeblich die Musikwelt der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts prägte. Telemann erlernte seine Musikfähigkeiten überwiegend durch Selbststudium. Kompositionserfolge hatte er bereits während seines Leipziger Jurastudiums, wo er ein Amateurorchester gründete, Opernaufführungen leitete und zum Musikdirektor der damaligen Universitätskirche aufstieg. Telemann wurde 1712 in Frankfurt/M. zum städtischen Musikdirektor und zum Kapellmeister zweier Kirchen ernannt, parallel begann er mit der Veröffentlichung seiner Werken im Selbstverlag. Ab 1721 war er als Musikdirektor in Hamburg und hatte somit eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands, etwas später übernahm er die Leitung der Oper. Auch hier stand er mit auswärtigen Höfen in Verbindung und veranstaltete für die städtische Oberschicht regelmäßige öffentliche Konzerte. Mit einem achtmonatigen Paris-Aufenthalt 1737/38 erlangte Telemann endgültig internationalen Ruhm.

 

Telemanns musikalischer Nachlass ist sehr immens und umfasst alle damaligen Musikgattungen. Typisch für Telemann sind gesangliche Melodien, einfallsreiche Klangfarben und ungewöhnliche harmonische Effekte. Instrumentalwerke sind von französischen, italienischen, und teils folkloristischen polnischen Einflüssen geprägt. Infolge des gewandelten Klangideales wurde Telemanns Schaffen im 19. Jahrhundert nicht objektiv betrachtet. Eine systematische Gesamtwürdigung erfolgte erst nach 1950.

 

In Brückner´s Repertoire: G.P. Telemann: VII Fantasien für Orgel