Von Elfriede Maresch
Quelle: Kreis-Anzeiger - 19.11.2018
(SCHOTTEN/em) - Über den "hohen Stellenwert der Kirchenmusik im Dekanat Büdinger Land und am Standort Schotten" sprach der stellvertretende Dekan Wolfgang Keller eingangs. Wieder gab es in der Liebfrauenkirche ein gut besuchtes Chorkonzert der Reihe "Musikmomente" unter der Gesamtleitung von Dekanatskantor Kiwon Lee. Geboten wurden drei Motetten von Heinrich Schütz und von Gabriele Fauré das Requiem sowie die "Cantique de Jean Racine".
Über 30 Sängerinnen und Sänger der Kantorei Schotten waren aktiv. Solisten waren Katja Grimm (Sopran) und Frederic Mörth (Bass), es begleitete die Kammerphilharmonie Bad Nauheim. Die Wegmann-Orgel spielte der Kirchenmusiker Krystian Skoczowski. Die gesungenen Werke erläuterte der Vorsitzende des Fördervereins Kirchenmusik in Stadt und im Dekanat Schotten, Alfred G. Beierle. Der Förderverein hatte ein neues, speziell auf den engen Chorraum zugeschnittenes Podest finanziert, weitere Sponsoren hatten das Konzert unterstützt.
Beierles Kommentar verband die Biografie der Komponisten mit Einflüssen auf die Werke. Er nannte Venedig-Aufenthalte von Schütz - in jungen Jahren und als älterer Mann. Schütz hat die dort erlebte kunstvolle Mehrchörigkeit weiterentwickelt. So in seiner 1648 geschriebenen "Geistlichen Chormusik", aus der Lee drei fünfstimmige Motetten gewählt hatte. Mit zwei Soprangruppen und den Tenören begann verhalten "Die mit Tränen säen", ehe dann dunkler, schwerer Alt und Bass die Zeile wiederholten. In langsamem Schreitrhythmus folgte "Sie gehen hin und weinen", ehe rasch, ausdrucksvoll die Stimmgruppen wechselnd "und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben" sangen. Das für Schütz typische subtile Wort-Ton-Geflecht zeigte sich auch bei der zweiten Motette "Ich fahr dahin zu Jesu Christ" mit dem Kontrast ruhiger, getragener Abschnitte ("...so schlaf ich ein und ruhe fein") und dem rasch drängenden "...mein Arm tu ich ausstrecken...".
Die beiden Soprangruppen, zum Teil auch die Tenöre, bildeten in den hohen Lagen der Schlusszeilen das Bild Christi, der die Himmelstür öffnet, fast räumlich ab. Eine feine polyphone Ergänzung boten dazu die Melodielinien von Alt und Bass. Ruhiges getragenes Gottvertrauen wechselte bei der letzten gesungenen Motette "Herr, auf dich traue ich" mit fast hektischen Achtelnoten des flehenden "... der du hast zugesaget, mir zu helfen".
"Dieser anspruchsvolle, wechselnde A-cappella-Gesang war eine Herausforderung, hat uns aber auch große Freude gemacht", war im Nachgespräch von den Aktiven zu hören. Der lebhafte Beifall des Publikums unterstrich dies.
Abendgebet
Zwei Werke Gabriel Faurés folgten: zunächst das von Einflüssen der Spätromantik, des musikalischen Impressionismus geprägte Abendgebet "Cantique de Jean Racine", dann das Requiem, hier in der zweiten, größer besetzten Version. Fauré wählte Liturgie- und Psalmabschnitte und komponierte ein tröstliches Werk, das von traditionellen Totenmessen abwich. Im Hinweis auf die Aufführung vor einem Massenpublikum der Pariser Weltausstellung 1900 sprach Beierle vom "Rückwandern des Werkes in die Kirche".
In dunklem Moll und von den Streichen begleitetem Chor begann das Werk mit "Herr, gib ihnen die ewige Ruhe". Im sanften Bitten mit wechselnden Taktrhythmen folgte das schlichte, aber ausdrucksstarke Bariton-Solo "Opfergaben und Gebete bringen wir dir dar", zunächst von drei, dann von vier Chorgruppen gesungen, am Schluss in eine Dur-Tonart wechselnd. Mit feinen Streicherstimmen beginnend, über denen die hohe schwebende Melodie einer Solo-Geige lag, ließ der Chor das Sanctus folgen. An Sphärenmusik, an Gesang aus einer anderen Welt, fühlten sich manche Zuhörer bei der Hosanna-Passage erinnert, ehe fanfarenartige Bläser die himmlische Herrlichkeit anklingen ließen.
Zart, in hoher Stimmlage und einem schönen Zusammenklang mit der Orgel sang die Sopranistin Katja Grimm die Bitte des "Pie Jesu". Düster, fast drohend an die Vergänglichkeit erinnernd, waren die Chorstimmen im "Agnus Dei" zu hören. Dramatische Anklänge boten schließlich Bariton-Solo und Chor bei der Zeichnung des Jüngsten Gerichts im Abschnitt "Rette mich", insbesondere von den Bläsern, der Pauke unterstrichen.
Dann folgte als wunderbarer Kontrast der Paradies-Abschnitt, beginnend mit Skoczowskis feinem, mit Flötenregister gestaltetem Orgelspiel. Die Soprane und der Gesamtchor wechselten in der Klangschilderung der anderen Welt, besonders subtil fügte sich die Harfe in die Orchesterstimmen.
Mit stehendem Beifall dankten die Zuhörer den Akteuren.
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