Großprojekt in Schotten

Turmsanierung der Schottener Liebfrauenkirche nahezu abgeschlossen

Von Stefan Weil

 

(SCHOTTEN/sw) - "Das ist fast schon ein ungewohnter Anblick!" Hans Otto Zimmermann, Vorsitzender des Vorstandes der evangelischen Kirchengemeinde und Ehrenbürgermeister, fasste den Eindruck der Besucher des Gottesdienstes am dritten Advent zusammen. Zimmermann, Pfarrer Udo Heuermann sowie die Vorstandsmitglieder Ingrid Becker und Ehrhard Habelt gestalteten gemeinsam die Predigt des Gottesdienstes, der ganz im Eindruck des bevorstehenden Abschlusses der umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Liebfrauenkirche stand.

 

Rechtzeitig hatten die Arbeiter der beauftragten Firma die beiden Gerüsttürme aus dem Chorraum entfernt. Vor mehr als eineinhalb Jahren waren sie im Zuge der Sanierung des großen Vierungsturms aufgebaut worden, um den Deckenbögen zwischen den Pfeilern zusätzlich Stabilität zu geben. Jetzt sind sie nicht mehr nötig, denn die Sanierung ist nahezu abgeschlossen. Lediglich das unter der Decke über dem Chorraum und den Sitzbankreihen gespannte Netz bleibt zunächst als Schutzmaßnahme noch erhalten, denn einige Restarbeiten im Turm müssen noch erledigt werden. Auch der Altar mit seinen kostbaren Gemälden ist weiterhin mit einer schützenden Holz- und Metallkonstruktion "eingehaust".

 

In der vergangenen Woche war auch das große Gerüst im Außenbereich fast vollständig abgebaut worden. Lediglich an der Nordseite in der Schlossgasse waren die letzten Teile des Stahlgerüstes zu sehen, das bis zur Jahresmitte den Turm bis zur Spitze in 56 Metern Höhe umschlungen hatte. Ab Mitte Juni war das Gerüst etappenweise im Zuge der Fortgang der Arbeiten zurückgebaut worden.

 

Rund zweieinhalb Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten am Kirchengebäude insgesamt. Vor dem großen Turm waren die beiden kleineren Türme an der Nordseite der Kirche sowie die Umgänge zwischen Brüstung und Dach auf der Nord- sowie der Westseite saniert worden. Dafür war im Juni 2015 auch die komplette Westseite der Kirche eingerüstet worden.

 

"Es ist fast wie Weihnachten und Ostern auf einen Tag", freute sich Pfarrer Udo Heuermann zu Beginn des Gottesdienstes. "Es war eine schwierige und komplizierte Sanierung, die allen Beteiligten viel abverlangt hat", betonte der Geistliche. "Zu Beginn hatten wir viele Sorgen und Zweifel. Können wir die Probleme meistern? Werden wir mit den beteiligten Firmen zurechtkommen?", erinnerte Heuermann an die vielen Fragen, die den Kirchenvorstand seinerseits beschäftigt hatten. Manchen "Problemberge und Durststrecken" hätten überwunden werden müssen. "Jetzt ist es geschafft, alles ist gut gegangen", betonte der Pfarrer. "Wir können unsere Kirche wieder, wie vor der Sanierung gewohnt, voll nutzen."

 

Hans Otto Zimmermann verwies darauf, dass der Zeit- und auch der Kostenplan hätte eingehalten werden können. Lediglich unvorhersehbare Zusatzarbeiten hätten Mehrausgaben nötig gemacht. Doch aufgrund vorausschauender Finanzplanung hatten auch diese Kosten abgedeckt werden können. "Wir haben ja die schlechten Beispiele von Großprojekten wie dem Berliner Flughafen oder dem Stuttgarter Bahnhof vor Augen. Wir sind alle sehr dankbar, dass das Projekt so gut gelungen ist. Es ist ein Stück weihnachtlicher Vorfreude", erklärte der Vorsitzende für seinen Kirchenvorstand.

 

Reibungslose Kooperation

 

Den Dank der Kirchengemeinde hat Zimmermann in einem Schreiben auch an alle beteiligten Firmen und die verschiedenen Planungsbüros übermittelt. Darin spricht der Vorstandsvorsitzende von einer problem- und reibungslosen Zusammenarbeit. "Mit großer Freude und Dankbarkeit haben wir darüber hinaus wahrgenommen, dass die schwierigen Arbeiten, abgesehen von ein paar kleineren Blessuren, bisher, und so wollen wir hoffen, auch bis zum kompletten Ende der Baumaßnahme ohne schwerwiegende Arbeitsunfälle abgelaufen sind", so Zimmermann weiter.

 

Ebenfalls erfreulich sei für ihn und Pfarrer Heuermann, dass alle Planungsbeteiligte dem Kirchenvorstand ebenfalls ein Lob für die gute Zusammenarbeit ausgesprochen hätten. "Das sei, wie sie uns mitteilten, bei ähnlichen anderen Bauvorhaben nicht immer der Fall."

 

Ehrhard Habelt erinnerte an die vielen Projektsitzungen, bei denen Lösungen für die vielen Probleme gefunden werden mussten. Nicht alles habe zur vollsten Zufriedenheit aller gemeistert werden können. So müsse der Denkmalschutz damit leben, dass ein Stahlgerüst in die Holzkonstruktion des Turmes eingezogen wurde, um den Turm langfristig zu sichern. Auch die Kirchengemeinde habe akzeptieren müssen, dass der Turm nicht hätte vollständig gerade gerichtet werden können. "Das hätte eine Neukonstruktion bedeutet und Millionen verschlungen", betonte Habelt. "Aber auch so hoffen wir, etwas geschafft zu haben, was mindestens die nächsten 100 Jahre Bestand hat."