SANIERUNG: Schiefereindeckung an der Liebfrauenkirche beendet / Gerüst soll noch vor dem Winter für Abbau freigegeben werden

Auf der Zielgeraden

 

(SCHOTTEN/sw) - Mitte März vergangenen Jahres wurde mit dem Aufbau des mächtigen Stahlgerüstes begonnen. Inzwischen ist das meiste der umfassenden Sanierungsarbeiten am großen Vierungsturm der Liebfrauenkirche, dem Wahrzeichen Schottens, erledigt.

Höhepunkt war zweifelsohne das Aufbringen des restaurierten und - wie auch der Turmknauf - neu vergoldeten Wetterhahns am 14. Juni. Direkt danach wurde das einst 56 Meter hohe Gerüst auf eine Höhe von 32 Metern zurück gebaut.

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir vor dem Winter das Gerüst zum Abbau frei melden können", meinte Architekt Matthias Frischmuth (Gelnhausen-Hailer) bei einem Baustellenbesuch. Der Großteil der Zimmerarbeiten ist mittlerweile abgeschlossen. Im Turminneren sind noch Restarbeiten zu erledigen. So müssen noch Treppen, Leitern und Absicherungen eingebaut beziehungsweise angebracht werden. "Dazu muss aber das Gerüst noch weiter abgebaut werden", erläutert der Architekt. Insgesamt 16 Stahlrohre führen von innen nach außen, wo sie das freistehende Gerüst mittragen. Die Verstrebungen sorgen im Turminneren für sehr beengte Verhältnisse, die die weiteren Zimmerarbeiten noch nicht ermöglichen. "Aber das gesamte Material, was wir brauchen, haben wir bereits über den Aufzug am Gerüst schon hochgefahren und ins Innere gebracht", so der Architekt weiter.

Auch an der Fassade wird noch gearbeitet. "Zu 95 Prozent sind wir hier aber fertig", so Frischmuth. Die vier dreieckigen, acht Meter hohen und nach oben spitz zulaufenden Fassadenteile des Turmschaftes sind ebenfalls saniert worden. Ausbesserungen wurden an verschiedenen Stellen vorgenommen, wo es nötig war, auch Steine ausgetauscht. Die Dreiecksfassaden erhalten einen neuen Anstrich. Die kleine Glocke, die früher außerhalb des Turmes in einem kleinen Erker aufgehängt war, ist abgehängt worden und erhält im Turminnern einen neuen Platz. "Die Endeinrichtung der Glocken nehmen wir ganz zum Schluss vor, wenn alle Gerüstteile ausgebaut und alle Zimmerarbeiten beendet sind", informiert der Architekt.

Auch die beiden großen Uhren sind zum Teil schon erneuert. Durch die Witterungseinflüsse waren Ziffern und Zeiger zum Teil arg verschlissen. Die auf zwei Eisenringen angeordneten vergoldeten Ziffern sind bereits auf der westlichen und östlichen Seite des Turmfußes wieder montiert. In den kommenden Tagen werden noch die Zeiger angebracht.

In dieser Woche beendet auch Dachdeckermeister Norbert Schäfer (Hohenahr) mit seinem Mitarbeiterteam die umfangreichen Schieferarbeiten. Rund 14 Tonnen Schiefersteine, die aus der Moselregion stammen und als besonders robust gelten, haben die Handwerker verarbeitet, wie Erwin Mengel in seinem Fotobuch berichtet. Der pensionierte Pädagoge ist Mitglied des Beirates der Stiftung Liebfrauenkirche und hat die Sanierungsarbeiten über viel Monate begleitet. Für die Befestigung waren etwa 15 000 bis 20 000 verzinkte Breitkopfstifte mit einer Länge von 3,5 Zentimetern nötig. Dazu noch eine Vielzahl von Edelstahlnägeln, die überall dort zum Einsatz kamen, wo die Schieferplatten auf Kupferblech befestigt wurden, zum Beispiel bei den Einfassungen der Fassadendreiecke.

"Wir wenden am Turm der Liebfrauenkirche die sogenannte Altdeutsche Deckung an", sagt Armin Paulus. Der Dachdecker ist schon über 40 Jahre im Geschäft und ein Experte für Schiefereindeckungen. Seine Firma hat schon viele anspruchsvolle Dacheindeckungen erledigt, so zum Beispiel am Wetzlaer Dom, am Hohensolmser Schloss oder am Herborner Schloss. Bei der Altdeutschen Deckung werden die Schieferplatten in Höhe und Breite vom Fuß des Turmes nach oben immer kleiner. Jede der etwa fünf Millimeter dicken Schieferplatten wird mit fünf Nägeln befestigt, die in der neu angebrachten Holzverschalung des Turmes einen festen Halt finden. "Die Schiefersteine sollen sich ja nicht loszittern, wenn der Wind mal stärker bläst", meint der Dachdecker zu den enormen Aufwand. "Es ist viel, viel Arbeit", weiß er aus den zurückliegenden Monaten. Zumal die rechteckigen Schiefersteine abgerundet werden müssen. Zumindest die Steine, die den Anfang und das Ende einer Reihe bilden. Dazu werden noch die Stichsteine behauen, die unter den Ortsteinen angebracht werden. Die sogenannten Decksteine, die die mehr oder weniger lange Reihe zwischen den Ortsteinen bilden, werden schon in der richtigen Form geliefert.

Das Anbringen der Schieferplatten erfolgt immer überlappend, um Wasser keine Möglichkeit zum Eindringen zu bieten. Von Hand, Hammer und geschickten Schlägen gerundet werden müssen noch die Kehlsteine, die in den nach innen gerundeten Übergängen zu den leicht hervorstehenden Dreiecksfassaden verwendet werden. In bestimmten Abständen werden in das neue Schieferdach halbrunde Haken eingebracht. Sie sind vorgesehen, um bei späteren Reparaturen oder Kontrollen Dachdeckerleitern einzuhängen oder auch Seile für Absturzsicherungen befestigen zu können.

"Die ausführenden Handwerksfirmen haben sehr gut gearbeitet", lobt Architekt Frischmuth. So habe man auch die entstandene Verzögerung durch den komplizierten Aufbau des Gerüstes wett machen können. "Wir liegen gut im Zeitplan."