Quelle: Kreis-Anzeiger 24.08.2017
(STORNFELS/ (mü) - Mit einem Festgottesdienst und einem integrierten musikalischen Gang durch 200 Jahre ist die Georg-Link-Orgel in der evangelischen Kirche zu Stornfels nach umfangreicher Reparatur des Blasebalgs wieder in Dienst genommen wurden. Zahlreiche Ehrengäste aus Kirche, Politik und Vereinen waren gekommen. Dekanatskirchenmusikerin Katrin Anja Krauße brachte in eindrucksvoller Weise die vielen Facetten der „Königin der Instrumente“ zum Klingen: Von der perlenden Toccata septima (Georg Muffat, 1653 bis 1704) über fünf beschwingte altenglische Kontra-Tänze im Takt von Pavane und Jig bis zu Felix Mendelssohn-Bartholdys (1809 bis 1847) komplexer Komposition „Präludium und Fuge in G-Dur“ spannte sich ein erster vielseitiger Bogen.
Die Predigt stellt Pfarrer Reiner Isheim unter das Motto „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“. Immerhin sei die Stornfelser Kirchenorgel, die nahezu exakt vor 180 Jahren durch ihren Erbauer Georg Link aus Reinhards geliefert und in Betrieb genommen wurde, im Rahmen der jetzigen kostspieligen Reparatur tatsächlich „wieder zu Atem gekommen“.
Streifzug
„Schon die Bibel ist voller Musik“, so Isheim während seines historischen Streifzugs vom Alten Testament und den Psalmen bis zu Martin Luthers musikalischem Schaffen und der Bedeutung der Orgel im Werk zeitgenössischer evangelisch wie katholisch geprägter Komponisten. Als Spiegelbild des immerwährenden himmlischen Lobpreises Gottes stehe das Instrument in Stornfels auch architektonisch dem Himmel am nächsten, nämlich senkrecht über den beiden anderen Prinzipalstücken, dem Altar als Repräsentanz des Abendmahls und der Kanzel als Ort der Wortverkündigung. Zudem gebe die Orgel ein perfektes Symbol für ein harmonisches Zusammenspiel der verschiedenen Mitglieder einer Gemeinde ab, die allesamt für einen homogenen Gesamtklang benötigt würden – ob groß oder klein, laut oder leise, verborgen oder deutlich sichtbar.
Das schon in der Vergangenheit immer wieder von der Licher Orgelbau-Firma Förster & Nicolaus reparierte und überholte Instrument sei eine von nur noch drei erhaltenen und spielbaren Link-Orgeln in Hessen, und unter diesen die einzige, die sich noch exakt an dem Platz befinde, für den sie ursprünglich erbaut wurde, erläuterte Isheim abschließend mit Dank an alle Kräfte innerhalb und außerhalb der Gemeinde, die zum Gelingen der Orgelreparatur finanziell und technisch beigetragen hatten.
Mit „Onder een linden groen“ von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621) wandte sich die Organistin Katrin Anja Krauße hörbar und virtuos sommerlichen Themen zu, und mit „Prière á Notre Dame“ (Léon Boellmann, 1862 bis 1897) im Kontrast dazu dem innigen, getragenen Gebet eines Gläubigen in der Pariser Kathedrale Notre Dame. Zum Abschluss ließ Krauße die historische Stornfelser Orgel noch einmal wie eine fröhliche Spieluhr erklingen – „Sortie“ von Louis J. A. Lefébury-Wély (1817 bis 1869), bevor langer und lebhafter Applaus ihr einfühlsames Spiel belohnte.
Niddas Bürgermeister Hans-Peter Seum sprach Krauße im Namen aller Anwesenden seinen Dank aus und betonte, er habe der Predigt vieles entnommen, was er bisher über die Orgel im Allgemeinen und speziell über das Stornfelser Instrument nicht gewusst habe.
Beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus schlossen sich weitere Grußworte der Ehrengäste an.