Bibelausstellung in Ulfa

"Viel geliebt und viel gelesen"

AUSSTELLUNG: Evangelische Kirche Ulfa zeigt Bibelexponate / viele alte Exponate und eine Bildzeitung-Bibel

 

(ULFA/det) - „Ich hab nun 28 Jahr, seitdem ich Doktor worden bin, stetig in der Biblia gelesen und daraus gepredigt, doch bin ich ihrer nicht mächtig und find noch alle Tage etwas Neues drinnen“, bekannte einst überraschenderweise Martin Luther. So ist es im Reformationsjahr eine schöne Hommage an den Reformator, dass Ulfas Pfarrer Reiner Isheim und der Kirchenvorstand eine Bibelausstellung beschlossen und die Gemeindeglieder um Mithilfe gebeten haben. Viele haben Ausgaben beigesteuert, die schon seit langem in Familienbesitz sind. Das älteste gezeigte Exponat wurde 1698 in Wittenberg gedruckt. Es gehört einer Ulfaer Bürgerin, frühere Besitzer waren ihre Vorfahren aus Breungeshain. Die Exponate waren eine Woche lang nachmittags im Gemeindesaal zu sehen. Pfarrer Isheim hatte sie nach vier Schwerpunkten geordnet.

 

„Bibeln vom Arbeitstisch des Pfarrers“ bildeten die erste Gruppe. Zwei interessante griechische Ausgaben waren offensichtlich Bücher zum Lernen und Arbeiten: eine rein altgriechische mit breitem Rand für Notizen, daneben eine griechisch-deutsche, beide gedruckt in Gießen im Jahr 1705 bei Johann Reinhard Vulpius. Pfarrer Isheim konnte bekannte Gießener Theologen dieser Epoche nennen, etwa den lutherisch-pietistischen Professor Johann Jakob Rambach. „Ich bin getauft auf deinen Namen“ – eines seiner Lieder steht noch heute im Gesangbuch. Gestiftet hatte die beiden Bibeln Pfarrer Gustav Baist, ein Rebell in Ulfas Kirchengeschichte. Der achtfache Familienvater verlor seine Pfarrstelle 1875, weil er mit anderen, strikt lutherisch eingestellten Pfarrern gegen die unierte Kirchenverfassung protestierte und sich für die evangelisch-freikirchlichen Gemeinden einsetzte, die damals entstanden. In der stärker lutherisch orientierten bayrischen Landeskirche fand er einen neuen Arbeitsplatz, war neben der Gemeindearbeit auch schriftstellerisch tätig und ein Pionier des bäuerlichen Genossenschaftswesens. Solche „Zeitreisen in die örtliche Kirchengeschichte“ ergaben sich oft gesprächsweise am Rand der Ausstellung.

 

Die zweite Gruppe der Exponate waren Bibeln in anderen europäischen Sprachen, aber auch ungewöhnliche deutsche Versionen. So eine Ausgabe im Stil einer Bild-Zeitung, um 1990 in einem katholischen Würzburger Verlag erschienen. Kapitelüberschriften wie „Jesus lässt die Sau raus“ (Markus 5, 2 – 14) fanden die Ulfaer Besucher zwar eigenwillig, ließen sich aber nicht davon schocken. Große Formate, große Buchstaben wiesen zumindest die historischen „Bibeln für das Haus“ auf, vielleicht um auch für Ältere und Weitsichtige zugänglich zu sein. Etliche Ausgaben zeigten deutliche Gebrauchsspuren, waren offensichtlich von Generation zu Generation weitergegeben und viel gelesen worden. Zweimal fanden sich Bibel und Gesangbuch im Doppelband, herausgegeben 1770 und 1818, von privaten Leihgebern zur Verfügung gestellt. Von Künstlern gestaltete Bibeln zu präsentieren machte Pfarrer Isheim besondere Freude. Eines der Highlights war ein Band mit Reproduktionen der Rembrandt-Bibel und deren Bildern, Zeichnungen, Radierungen, darunter so bekannten Motiven wie „Simsons Blendung“ oder „Belsazars Fest“. Nach 1850 schuf der romantische Maler und Zeichner Julius Schnorr von Carolsfeld seine Bibelillustrationen, für die nächsten Generationen stilprägend und auch in der Ausstellung vertreten. Kurz nach 1900 wurde die „Biblische Geschichte für die Schule“ nacherzählt und herausgegeben. „Das Buch wurde viel geliebt und gelesen“, meinte Isheim mit einem Blick auf den abgegriffenen Einband. Ein bewunderter Prachtband war mit Reproduktionen von biblischem Buchschmuck der Gotik und Renaissance samt Initialen ausgestaltet. Auch Andachtsbücher, historische wie neuzeitliche, gab es in der Ausstellung zu sehen.